Angst

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Eddie und du verbringt die darauffolgenden Tage wartend. Ab und zu bekommt ihr ein Update von einem aus der Gruppe. Doch etwas Neues gibt es nie. Es heißt immer nur "Wir sind ganz nah dran, halt nur noch ein bisschen durch, Izzy."
Das ist leichter gesagt als getan.
Offenbar fällt es Hopper deutlich schwerer als gedacht Zugang zu den Toren zu bekommen. Inzwischen ist auch Murray in Hawkins eingetroffen. Zur Unterstützung, wie Dustin sagt. Du glaubst, sie stecken in einer Sackgasse, geben es aber nicht zu. Du hast seit dem Vorfall am Hellfire Abend keine weitere Halluzination gehabt. Doch die Angst schnürrt dir jeden Tag mehr und mehr die Kehle zu. Du isst kaum noch, Eddie muss dich mehr oder weniger dazu zwingen. Er hält sich wacker. Doch auch er leidet unter der Situation. Er versucht seine Angst zu verstecken, aber du spürst sie jedes Mal, wenn er dich so küsst, als sei es das letzte Mal. Er folgt dir auf Schritt und Tritt, lässt dich kaum aus den Augen. Manchmal wachst du am Morgen auf und erwischst ihn dabei, wie er nervös auf seinen Fingernägeln kauend neben dir liegt und dich betrachtet. Du weißt, es zerreißt ihn innerlich, nichts für dich tun zu können. Nichts tun zu können, außer zu warten. Doch er tut betont lässig, macht Witze, neckt dich und bringt dich so, trotz allem, immer wieder zum Lachen.
Euer Sex wird von Mal zu Mal intensiver, leidenschaftlicher, so als würdet ihr versuchen, jeden dieser kostbaren Momente mit jeder Faser zu inhalieren. Manchmal fühlt es sich nach Abschied an.  Das macht dir solche Angst das du dich im Bad versteckst, nur um weinend zusammenzubrechen. Du willst nicht, das er dich so sieht.
Heute morgen bist du aufgewacht und hast für einen Moment geglaubt, du hättest Alles nur geträumt. Die Realität hat dich so hart erwischt, das du die Tränen nicht zurückhalten konntest. Jedesmal wenn das passiert, hält Eddie dich, lässt dich weinen ohne dich zu verurteilen.
Ab und zu wirkt Eddie in sich gekehrt, sitzt auf der Couch und klimpert geistesabwesend auf seiner Gitarre. Dann lässt du ihn in Ruhe und wünschst dir, du könntest auch manchmal der Realität entfliehen.
Gerade stehst du in der Küche und nippst an deiner Tasse Kaffee, während Eddie wieder auf der Gitarre spielt.
Du magst die Klänge, sie geben dir ein Gefühl der Geborgenheit.
Du zuckst zusammen als das Funkgerät knackt.
Als sich niemand meldet nimmst du es verwundert in die Hand und drückst auf den Knopf.
"Hallo?",sagst du und lässt den Knopf los. Doch es rauscht nur.
"Hallo? Hier spricht Izzy," wiederholst du und wartest.
"Hallo Schwesterherz", ertönt es aus dem Funkgerät und du erstarrst.
Die Tasse gleitet aus deiner Hand und fällt klirrend zu Boden.
"Daniel...?",fragst du mir zitternder Stimme.
"Es ist Zeit",antwortet Daniel und du findest dich draußen vor dem Haus wieder. Vor dir die Tür. Panisch schaust du dich um, dein Herz rast.
"Eddie!",brüllst du doch erhälst keine Antwort. Panik kriecht in dir empor.
Du drehst dich zur Tür und bemerkst, das sie einen Spalt offen steht. Zögerlich gehst du darauf zu. Du bist dir sicher, das die Tür beim letzten Mal verschlossen war.
Du streckst deine Hand nach der Klinke aus, zögerst und wirfst vorsichtig einen Blick durch den Spalt. Du stößt einen spitzen Schrei aus als eine Hand durch den Spalt schießt und sich um deine Kehle legt. Mit beiden Händen versuchst du panisch den Griff zu lockern. Tränen laufen dir die Wangen hinab.
"Bitte...Nein!",flehst du röchelnd.
"Es ist Zeit, Izzy. Zeit nach Hause zu gehen",hörst du Daniels Stimme und die vertraute Melodie erklingt.
Schon beim ersten Mal hast du sie erkannt.
Es ist das Lied Little Sparrow von Dolly Parton. Deine Mutter hat es dir immer vorgesungen, als du noch klein warst. Als sie und dein Vater gestorben sind, hat es Daniel ab und an für dich gesungen, wenn du vor Trauer nicht atmen konntest.
Jetzt kommt es dir wie ein Fluch vor.
Unerbittlich verstärkt die Hand ihren Griff und schnürrt dir die Kehle zu.
Eine Fratze erscheint im Türspalt. Bleckt sich die Lefzen. Du willst schreien, doch du bekommst nur ein Krächzen hervor.
Du erkennst Daniels Gesicht in der Fratze, doch es ist fürchterlich entstellt.
Du stemmst dich mit den Füßen in den sandigen Boden, versucht dich mit aller verbliebenen Kraft aus dem festen Griff zu winden. Sterne tanzen vor deinen Augen. Du stehst kurz vor der Ohnmacht.
Und dann hörst du sie. Eddies Stimme. Sie klingt weit weg und ist so leise, das sie kaum hörbar ist. Aber sie ist da.
"Izzy! Bitte wach auf! Izzy!", Hörst du Eddie brüllen. Seine Stimme zu hören verleiht dir neue Kraft und du stemmst dich mit den Füßen gegen den Türrahmen, schiebst deine Hände unter die Arme der Fratze und schaffst es, dich mit einem Ruck zu befreien. Du stolperst rückwärts, fällst zu Boden und findest dich in der Küche des Byer Hauses wieder. Du keuchst und hälst dir die Kehle, panisch umherblickend. Eddie erscheint in deinem Blickfeld.
Er zieht dich an sich, er zittert am ganzen Körper.
"Izzy, Gott sei Dank!" Haucht er tränenerstickt.

Die Zeitreisende , Izzy & Eddie Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt