Eddies POV - Die Vergangenheit

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Nachdem Hopper Izzy raus geschafft hat, herrscht in der Hütte eisige Stille.
Nur Daniels Gejammer ist zu hören.
Robin hat sich vor ihn gehockt und betrachtet die Wunde.
"Nicht rausziehen",sage ich beiläufig und Robin sieht mich an.
"Was dann?"
"Einfach drin lassen",sage ich schulterzuckend.
"Das geht doch nicht! Wir müssen die Wunde doch versorgen!"
"Du kannst es gerne rausziehen, aber dann besteht die Gefahr, das er verblutet. Und das schnell, falls Izzy eine Aterie erwischt hat. Theoretisch muss er in ein Krankenhaus."
"Dann bringen wir ihn da hin!"
"Auf keinen Fall!",mischt Steve sich ein, "Der haut an, sobald er die Gelegenheit hat!"
"Und? Was nützt er uns denn?"
"Eine Menge, wenn man bedenkt, was wir eben erst durch ihn erfahren haben!"
Robin erhebt sich zögernd.
"Und was sollen wir dann tun? Dieses Gejaule halte ich nicht aus!"
Die Tür fliegt auf und Hopper kommt herein. Er geht auf Daniel zu, packt den Griff des Messer und drückt ihn tiefer in die Wunde. Daniel schreit auf, dann sackt sein Kopf auf seine Brust.
"Besser?",fragt er in die Runde und alle starren ihn an.
"Danke",sage ich unbeeindruckt.
Dann stehe ich auf und verlasse ohne ein Wort die Hütte.
Izzy sitzt auf der Veranda und starrt mit leerem Blick in den Wald.
Ich setze mich neben sie.
Eine Weile schweigen wir.
Dann ziehe ich einen Joint aus meiner Westentasche und zünde ihn an. Ich halte ihn ihr hin. Sie nimmt ihn wortlos entgegen.
Wir schweigen uns weiter an. Ich muss das eben Gesagte erstmal verarbeiten. Izzy reicht mir den Joint und ich nehme einen Zug. Dann noch einen.
Ich sehe sie an. Stille Tränen laufen ihr über die Wangen und mein Herz schmerzt bei diesem Anblick. Ich nehme vorsichtig ihre Hand. Sie verschränkt ihre Finger mit meinen.
"Eddie...ich...es tut mir so leid"bricht es plötzlich aus ihr heraus und sie beginnt haltlos zu weinen. Ich lege den Joint beiseite und ziehe sie an mich.
"Es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen",sage ich und streiche ihr sanft übers Haar, "Ich sollte mich bei dir entschuldigen"
Erstaunt schaut sie auf. Ihre smaragdgrünen Augen fixieren mich.
"Wieso?",presst sie mit bebender Stimme hervor.
"Weil ich dich nie bemerkt habe. Es tut mir leid, Izzy,"sage ich liebevoll und wische sanft mit dem Daumen einer Hand die Tränen unter ihren Augen weg.
"Du wusstest vermutlich nicht Mal, das ich existiere. Es ist nicht deine Schuld,"sagt sie und zieht die Nase hoch.
Bevor ich etwas erwidern kann, fährt sie fort.
"Ich erinnere mich"
"Ja?",frage ich erstaunt.
Sie nickt und spielt mit dem Saum ihres Oberteils.
"Du warst vielleicht der Freak , aber ich...ich war niemand. Ich war quasi unsichtbar. Und ich wollte es auch so. Und du...du warst so...so mutig. Deine Gleichgültigkeit gegenüber allen, die dich als Freak bezeichnet haben, hat mich einfach fasziniert. Ich dachte, das du unerreichbar für mich sein würdest. Ich hab dich aus der Ferne angeschmachtet. Hab mir gewünscht, du würdest mich bemerken. Weil es sonst niemand tat. Und dann....",sie schluchzt wieder und ich drücke ihre Hand, "Dann habe ich es nicht mehr ausgehalten. Ich musste weg, weg aus Hawkins, weg von dir, weg von allem. Und so bin ich dann wohl in 2022 gelandet."
Sie schweigt und vermeidet es, mir in die Augen zu sehen. Ich lege meine Hand an ihr Kinn und zwinge sie so, mich anzusehen.
"Izzy, "sage ich und lächle, "Ich hätte dich gerne früher kennengelernt. Ich bin mir sicher, du warst damals schon so umwerfend wie du es heute bist."
Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht.
"Das du mich beobachtet hast, ist mir allerdings ein wenig unangenehm",sage ich und grinse verlegen.
Sie kichert.
"Keine Sorge, daran kann ich mich nicht erinnern. Zumindest noch nicht",sagt sie zwinkernd.
Sie drückt sich an mich, ich erwidere seufzend ihre Umarmung und schließe die Augen.
Wie gern ich die Zeit zurückdrehen würde.
"Danke",sagt Izzy leise und ich stutze.
"Wofür?",will ich wissen.
"Dafür, das du mich nicht verurteilst",sagt sie und löst sich von mir. Sie senkt den Blick, spielt wieder mit dem Saum ihres Oberteils.
"Ich dachte, du wärst wütend auf mich, weil ich deine Privatsphäre missachtet habe."
Ich greife nach dem Joint und entzünde ihn erneut. Ich ziehe daran und reiche ihn wieder Izzy. Sie nimmt ihn entgegen.
"Ich gebe zu, es ist komisch. Aber gleichzeitig fühlt es sich auch irgendwie schön an. Als hätte ich all die Jahre einen Schutzengel gehabt. Und das warst du ja auch. Du hast mir das Leben gerettet."
Izzy hebt den Blick und sieht mich an. Ich betrachte sie. Sie sieht so müde aus. Ich streiche ihr sanft über die Wange.
"Ich liebe dich wie wahnsinnig, Izzy. Und daran wird sich nichts ändern. Egal was der Idiot da drinnen noch so zu erzählen hat."
Sie lächelt verlegen und als ihre Lippen auf meine treffen, durchfährt mich ein angenehmer Schauer.
"Weißt du, ich glaube, alles wäre anders gekommen, wenn ich dich hätte früher kennenlernen dürfen,"sagt sie leise.
"Vermutlich schon...",sage ich und überlege einen Moment, "Aber alles hat einen Grund, oder?"
"Das hoffe ich",sagt sie und zieht am Joint.
"Wie geht's dem Idioten da drinnen?",fragt sie und ich rümpfe die Nase.
"Ich hab zumindest verhindert, das er verblutet. Weiß der Teufel, wieso. Am liebsten hätte ich ihm beim krepieren zugesehen,"murmele ich und sie kichert leise.
Ich liebe es, wenn sie so kichert. Jedes Mal, wenn sie das tut, überkommt mich ein Gefühl vollkommenen Glücks.
"Ich weiß nicht, was mich da geritten hat",sagt sie und fährt sich durchs Haar.
"Der Teufel",sage ich zwinkernd.
"Der Hawkinsche Satanismus",sagt sie schmunzelnd und ich lache.
"Ja, der soll ja weit verbreitet sein. Das Tor zur Hölle wurde geöffnet!",sage ich in meiner DM Erzählstimme und erfreue mich an dem Ausdruck, der sich auf ihr Gesicht legt.
"Eddie, ich liebe dich!",sagt sie und küsst mich. Ich ziehe sie näher zu mir, erwidere ihren Kuss. Ihre Lippen schmecken nach Marihuana, ein wenig Salz und nach purem Glück.

Die Zeitreisende , Izzy & Eddie Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt