Eddies POV - Die Session

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"Kannst du dich an irgendwelche Details erinnern? Irgendwas, was uns weiterhelfen könnte? Du hast gesagt, die Tür stand einen Spalt offen?",fragt Nancy und beugt sich vor.
Izzy schüttelt langsam den Kopf.
"Nein. Was auf der anderen Seite der Tür ist konnte ich nicht erkennen",sagt sie mit fester Stimme.
Die anderen 'verhören' sie nun schon seit einer Viertel Stunde und das Gefühl, das sie aufgegeben haben könnte, verstärkt sich von Sekunde zu Sekunde. Sie spricht die ganze Zeit so, als sei das alles gar nicht ihr passiert. Als würde es sie nicht betreffen. Es ist beinahe gruselig.
"Eddie",Dustin stubst mich an, "können wir Mal kurz reden?", Fragt er leise.
Ich nicke, mit einem schnellen Blick zu Izzy, die sich auf Nancy konzentriert. Wir stehen auf und gehen in die Küche.
Dustin beginnt ohne Umschweife: "Ich glaube, das du Recht hast, Eddie. Sie hat aufgegeben."
Mir wird schlecht.
"Shit!",presse ich hervor und hebe die Hände über meine Kopf.
Dustin nickt.
"Max war genauso, als Vecna es auf sie abgesehen hatte, sie hat uns sogar allen einen Abschiedsbrief geschrieben",sagt er leise.
"Izzy will, das wir heute eine Session starten. Sie sagte, und ich zitiere 'Es gibt ein paar Lieder, die ich dir noch beibringen möchte'."
Dustin zieht hörbar Luft ein.
"Alter, das klingt gar nicht gut"
"No Shit, Sherlock!",platzt es aus mir heraus.
Dustin hebt beschwichtigend die Hände.
"Hey, ganz ruhig, Mann. Wir finden eine Lösung."
"Ach ja? Und wie lange soll das noch dauern ? Noch eine Halluzination überlebt sie nicht, scheiße nochmal !"
"Eddie, ich weiß, das ist eine mega ätzende Situation, aber wir können gerade nichts für sie tun!"
"Mega ätzende Situation!? Willst du mich verscheißern?! Dustin, sie stirbt wenn wir nichts tun! Kapierst du das nicht ?!" Ich wische mir verzweifelt durchs Gesicht.
"Doch, doch ich verstehe das",sagt Dustin langsam und beschwichtigend,"ich weiß nur nicht, was wir tun sollen! Außer....", Er hält inne und ich schaue ihn erwartungsvoll an.
"Außer was?!",schnauze ich ihn an.
"Huckepack",sagt Dustin leise.
Ich runzle irritiert die Stirn.
"Könntest du bitte nur EINMAL nicht in Rätseln sprechen, Henderson?" Ich packe ihn am Kragen.
"Woah schon gut !", Sagt er und schiebt mich weg.
"Als Max sich Vecna gestellt hat, hat sich Elfie aus der Ferne in ihren Geist gehackt, sozusagen. Sie hat es Huckepack genannt."
"Ach das meinst du. Meine Fresse, warum sagst du das nicht einfach gleich?!" Ich atme hörbar aus.
"Denkst du, das könnte funktionieren?"
"Da bin ich mir sogar ziemlich sicher", sagt Dustin, "Wo ist das Funkgerät?"
"Auf der Veranda",sage ich und folge ihm.
Steve, Nancy und Robin verhören Izzy noch immer. Izzy schaut auf als wir aus der Küche kommen und wirft mir einen Blick zu. Ich ringe mir ein Lächeln ab bevor ich zu Dustin aufschließe, der bereits die Tür geöffnet hat.
Elfi antwortet direkt nach dem ersten Funkspruch. Dustin erklärt ihr die Situation.
"Ja, ich kann Huckepack machen",sagt sie und ich atme erleichtert aus.
"Aber dann muss ich genau wissen, wann ihre Halluzination beginnt. Es muss schnell gehen."
Ich nicke und balle meine Hand zur Faust. Ich bin gerade so erleichtert, das ich jubeln könnte.
"Das kriege ich hin. Ich weiß worauf ich achten muss.",sage ich und wische mir übers Gesicht.
Dustin klopft mir aufmunternd auf die Schulter.
"Nehmt das Funkgerät mit. Egal wohin.",sagt Elfi, "Ich mache das auch."
"Okay, geht klar", sage ich schnell.
"Nicht schlafen", fügt sie hinzu und ich schaue Dustin an. Er zuckt mit den Schultern.
"Nicht schlafen? Du meinst, gar nicht?"
"Ja"
"Ehm...." Ich raufe mir die Haare, "Okay."
Ich lasse meine Kopf auf die Arbeitsplatte sinken.
"Nicht schlafen", nuschele ich, "wie soll das gehen? Und vor allem, wie lange? Izzy ist jetzt schon völlig erschöpft."
"Dann musst du sie irgendwie wachhalten", sagt Dustin und klopft mir auf die Schulter.
Ich schaue auf. Er grinst breit. Ich lege meine Kopf schief.
"Dein Ernst ?"
Dustin nickt und gluckst.
"Was denkst du wie das läuft? Das dauert nicht die ganze Nacht!" Sage ich.
"Oh, achso",sagt er und scheint zu überlegen.
"Dann erfülle ihr ihren Wunsch."
"Ich sagte doch gerade, das dauert nicht die ganze Nacht."
"Oookay...das meinte ich gar nicht aber Alter, ...gut für dich!"
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Noch nie wollte ich Henderson mehr auf die Fresse hauen als jetzt gerade.
Er scheint meinen Blick deuten zu können und fügt hastig hinzu: "Ich meinte die Session"
"Achso...",sage ich, "Keine schlechte Idee. Das dürfte eine Weile dauern."

Ich verabschiede die anderen an der Tür und wende mich dann Izzy zu, die auf dem Sofa sitzt.
Wir haben ihr von unserem Plan mit dem Huckepack erzählt. Sie hat nur mit den Schultern gezuckt und halbherzig zugestimmt.
Ich gehe zu meiner Gitarre, die neben dem Sofa an der Wand lehnt.
Ich setze mich auf die Sofalehne.
"Also, Sweetheart. Wo fangen wir an?"
Izzy lächelt und setzt sich aufrecht hin.
"Nirvana", sagt sie.
"Noch nie gehört",sage ich.
"Kannst du auch gar nicht. Die Band wird erst nächstes Jahr gegründet."
"Verstehe",sage ich.
"Wir versuchen es mit 'Come as you are'",sagt sie und ich nicke.
Sie beginnt zu singen und mir klappt die Kinnlade herunter.
Ich habe sie noch nie singen gehört. Und das war ein Fehler! Sie hat eine umwerfende Stimme!
Ich höre ihr gebannt bis zum Ende des Songs zu und bin beeindruckt, das sie den Text scheinbar aus dem FF beherrscht.
"Wenn das alles hier vorbei ist, möchte ich mit dir einen Song aufnehmen.",sage ich, "Deine Stimme ist unglaublich!"
"Okay...",sagt sie knapp.
"Ehm, ja klar, gerne...",fügt sie schnell hinzu als sie meinen Blick bemerkt.
Jetzt reicht es mir endgültig. Ich halte es nicht mehr aus.
"Hör auf damit, Izzy!",platzt es aus mir heraus und ich springe auf.
"Was meinst du?",fragt Izzy und schaut mich erschrocken an.
Ich sehe sie an. Ich atme tief ein und aus, stelle meinen Gitarre ab und setze mich neben sie auf die Couch. Ruhig bleiben, Munson.
"Ich weiß, was du tust",sage ich und nehme ihre Hände in meine ,"bitte, hör auf damit."
"Ich weiß nicht was du meinst, Eddie", sagt sie und ich spüre, wie die Wut in mir sich wieder einen Weg an die Oberfläche gräbt.
Ich beiße mir auf die Unterlippe.
"Du weißt genau, wovon ich spreche. Du nimmst Abschied."
Sie schaut auf unsere Hände. Sie scheint zu überlegen. Vermutlich wägt sie gerade ab, ob sie mich anlügen soll oder nicht.
"Das hast du gemerkt?",fragt sie und ich atme hörbar aus. Ich bin dankbar, das sie sich für die Wahrheit entschieden hat, sonst hätte ich mich vergessen.
"Hälst du mich für so dumm?"
"Nein,natürlich nicht ich ...ich dachte nur, ich hätte es gut verborgen."
"Das hast du auch, aber leider etwas zu bemüht", sage ich und streiche ihr eine Strähne ihres Haares hinters Ohr.
"Sprich mit mir, Liebes",sage ich sanft.
"Was soll das ändern?",fragt sie und ihre Augen füllen sich mit Tränen, "ich werde so oder so sterben."
Mir rutscht das Herz in die Hose.
Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände.
"Wag es nicht noch einmal, das zu sagen,Winchester! Nie wieder!", Sage ich bestimmt.
"Aber es stimmt doch!",sagt sie, während ihr die Tränen die Wangen hinab laufen, "Ich wäre heute fast gestorben!"
"Bist du aber nicht! Du bist noch hier! Und ich...wir," Ich deute auf das Funkgerät, das auf dem Sofatisch steht,"werden dafür sorgen, dass das auch so bleibt!"
"Und was wenn es nicht klappt? Bitte Eddie", sie sieht mich flehend an, "wenn es so kommt wie bei Max, lass mich einfach gehen,ja?"
Ich schlucke schwer. Dieser Satz trifft mich hart wie eine Abrissbirne.
"So weit wird es nicht kommen ,Izzy!",presse ich hervor und versuche dabei meiner Stimme so viel Nachdruck zu verleihen, wie ich aufbringen kann.
"Du musst mich gehen lassen, versprich es mir!",wiederholt sie und schreit dabei fast.
Ich zucke zusammen.
Ich schaue sie an. Mir wird übel.
"Ich...ich...",stottere ich.
"Bitte!,"flüstert sie.
"Das kann ich nicht, Izzy",sage ich leise und wende den Blick von ihr ab,"wenn du stirbst, dann....Das überlebe ich nicht."
Sie springt abrupt auf.
"Nein!",schreit sie.
Ich starre sie an.
"Nein...,"wiederholt sie, jetzt etwas leiser, "sag das nicht ...bitte....sag das nicht ....ich kann nicht ...."Ihre Stimme bricht und sie fängt haltlos an zu weinen.
Ich gehe zu ihr, will sie in den Arm nehmen aber sie schüttelt mich ab.
"Lass mich...",sagt sie und verbirgt ihr Gesicht in ihren Händen.
"Nein,"sage ich ruhig und ziehe sie an mich. Sie lässt es zu. Weinend drückt sie sich an mich. Ich muss mich zusammenreißen nicht auch in Tränen auszubrechen.
Ich hebe ihr Kinn an.
"Ich kann dich nicht gehen lassen, Izzy. Erinnerst du dich?", Sage ich und lege meine Stirn an ihre, "Ich sterbe lieber, als auch nur eine Sekunde ohne dich zu sein."
Sie schluchzt.
Wir stehen eine Weile so da, schweigend.
"Es tut mir so leid, Eddie,"sagt sie plötzlich.
Ich sehe sie an.
"Was tut dir leid?"
"Das alles," sagt sie und schluchzt wieder"das ich in dein Leben getreten bin. Das ich es zugelassen habe, das du dich in mich verliebst. Das ich so egoistisch war."
Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände, sie versucht ihren Blick von mir abzuwenden.
"Hey, sieh mich an!",sage ich forsch.
Widerwillig tut sie, was ich sage.
"Nie wieder wirst du dich dafür entschuldigen das du in mein Leben getreten bist und mich dich lieben lässt. Hast du mich verstanden?"
Sie nickt.
"Hast du mich verstanden? Antworte mir!",sage ich mit mehr Nachdruck.
"Ja",sagt sie leise.
"Du bist das Beste was mir je passiert ist! Du hast mein Leben um so vieles besser gemacht! Selbst wenn es so endet, war es das wert! Ich möchte nicht eine Sekunde davon missen! Ich liebe dich wie wahnsinnig und ich kann dir nicht sagen wie dankbar ich bin, das du mich liebst. Mich, Eddie Munson, den Freak!"
Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht und ich atme erleichtert aus.
"So gefällst du mir schon besser, Winchester." Sage ich und ziehe sie an mich.

Die Zeitreisende , Izzy & Eddie Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt