Als Bri aus dem Zelt verwiesen wurde – was ihr nur recht war –, hielt sie jemand auf der Lichtung zurück. Es war Mia.
„Hey", lächelte Bri.
Mia nickte und sah sich ängstlich um. „Bri, kann ich mit dir reden?", flüsterte sie.
Bri sah sich ebenfalls um, es war niemand zu sehen. „Klar."
„Nicht hier."
Mia ging voraus in den Wald, Briseis folgte ihr leicht verwirrt. Nach zwanzig Minuten, in denen sie durch Unterholz und Büsche geklettert waren, hielt sie es nicht mehr aus. „Mia, was ist denn los?"
„Warte noch", hauchte Mia, ohne sich nach ihr umzudrehen. Nach weiteren fünf Minuten erreichten sie eine kleine Lichtung mit einem riesigen Felsen. Mia lehnte sich an den moosbewachsenen Stein und Bri starrte sie an. Sie hatte ihre Schwester das letzte Mal so nervös gesehen, als diese das Gewehr ihres Vaters geklaut und eines von Selmas Fenstern kaputt geschossen hatte. Sie knetete ihre Hände durch und mied Bris Blick.
„Mia, was ist passiert?", fragte Bri mit zusammengezogenen Augenbrauen.
Mia blickte hoch. Sie verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Weißt du was, vergiss es. Es ist nichts –"
Bri hob die Augenbrauen. „Du schleifst mich durch die halben Zwischenstädtischen Gebiete, weil nichts ist?"
Mia schloss die Augen. „Ich habe ... ich habe Scheiße gebaut", hauchte sie kaum hörbar.
Bri lächelte. „Was? Die perfekte kleine Mia?"
Mia schnaubte, Bri sah Tränen in ihren Augen glitzern. Es war wohl ernst. „Versprich mir, dass du es niemandem sagen wirst", verlangte Mia mit zittriger Stimme. Sie kam zu Bri und griff nach ihren Händen. „Du musst es mir schwören, Briseis!"
Bri nickte unsicher. „Klar."
Mia zögerte noch kurz, dann öffnete sie mit langsamen Bewegungen die Knöpfe ihrer viel zu großen Jacke. Bris Mund klappte ungewollt auf.
Unter Mias T-Shirt zeichnete sich deutlich ein runder Bauch ab. Bri konnte ihren Blick nicht davon losreißen. „Du bist schwanger?", stieß sie aus.
„Ja."
Bri sah Mia furchtsam in die Augen. „Haben die Piraten dich ... haben die Piraten dir das a-angetan?"
Mia schüttelte sofort den Kopf. „Nein." Sie wandte sich ab und machte ihre Jacke wieder zu.
„Wer ist der Vater, Mia?", fragte Bri, nachdem der erste Schock überwundern war.
Mia schluckte schwer, ohne Bri anzusehen. „Versprich mir, dass du es niemandem sagst."
„Ja, ja", winkte Bri sofort ab. „Also?"
Ihre Schwester holte tief Luft. „Verurteil mich nicht, okay?", wisperte sie voller Angst.
Bri schnaubte. „Glaub mir, kann ich gar nicht."
„Adrian."
Bris erster Impuls war es, laut loszulachen. Sie schlug sich eine Hand vor den Mund und schluckte ihr Grinsen hinunter. „Adrian Zimmerman? Der Verlobte unserer Schwester?", fragte sie nach, um ganz sicherzugehen.
Mia nickte schmerzerfüllt. Dann ließ sie sich auf einen kleinen Findling sinken und vergrub das Gesicht in ihren Händen.
Bri stand etwas verloren auf der Lichtung rum. Dann setzte sie sich zu Mia und legte ihr einen Arm um die mageren Schultern. „Wie kommt es?", fragte sie.
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16521 Band 2: Das Lied, die Königin und die Kinder im Meer
Teen FictionDer zweite Teil der 16521-Reihe.