Der Abschied fiel allen schwieriger als gedacht. Sara konnte nicht aufhören zu weinen, als sie Henry umarmte und auch Biff sah aus, als würde er am liebsten all seine Beherrschung über Bord werfen und in Henrys Jacke rotzen. Connie war nicht minder traurig, ihre frischgewonnene beste Freundin gleich wieder gehen lassen zu müssen.
Charlie zog Bri vor ihrer Abreise mit der Unsinkbar II noch einmal zur Seite. Zwischen seinen Augenbrauen hatte sich eine tiefe Falte gebildet.
„Du kommst doch wieder, oder?", fragte Charlie.
Bri verdrehte die Augen. „Vermutlich, ja."
Charlie schob sich die Brille höher auf die Nase. „Was ist, wenn sie nicht auf mich hören, Bri?", fragte er leise. „Die Piratenjäger?"
„Dann drohst du ihnen, sie mit einer Bombe in die Luft zu jagen", sagte Bri und legte eine Hand an seinen Arm.
„So etwas würdest du vielleicht tun, aber ich ..." Er holte tief Luft. Diese ganze Sache schien ihm tatsächlich größte Angst zu bereiten. „Ich bin nicht wie ihr. Ich kann die Leute nicht dazu bringen zuzuhören. Ich bin lieber still."
„Nein, bist du nicht." Bri sah ihm fest in die Augen. „Nicht, wenn jemand falsch liegt. Dann korrigierst du die Menschen." Sie lächelte. „Und genauso wirst du es mit den Piratenjägern tun, die einen Fehler begehen, indem sie Echo in die Luft sprengen."
„Du denkst, sie würden damit einen Fehler begehen?", fragte Charlie.
„Tu einfach, was ich dir sage. Mistkerl."
Charlie nickte vorsichtig. „Okay." Er strich sich über die Stirn. „Okay, ich kann das. Übrigens ..." Er holte aus seiner Hosentasche eine Kette hervor. „Sara hat mir geholfen, damit sie ... naja, ästhetisch ist und so." Er ließ die Kette mit dem silbernen Band in Bris ausgestreckte Hand fallen, sodass sie sie begutachten konnte. Ein kleiner Anhänger mit einer kugelrunden goldenen Sonne mit blauen Sprenkeln leuchtete ihr entgegen.
„Charlie, die ist ja wunderschön", sagte Bri erstaunt und drehte den Anhänger in ihren Fingern.
„Das Detonationswort ist Charlie."
Sie hob freudig die Augenbrauen. „Du schenkst mir eine Bombe?"
„Mit meinem Namen, damit du mich nicht vergisst", sagte er und schob sich die Brille auf die Nase. Und Charlie meinte das durchaus ernst. „Du musst den oberen Zacken zweimal runterklicken, damit sie entsichert ist." Er fuhr sich über die Nase. „Sie kann nur einmal hochgehen, egal welche Stärke du wählst. Die Stärke ist wie bei den anderen von Null Komma Eins bis Zehn Komma Neun. Also, du entsicherst sie, sagst in diesem Fall die Stärke und dann meinen Namen – und sei vorsichtig, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie genauso stark ist wie die anderen." Bri drückte probeweise zweimal runter, was ein schönes Klacken erklingen ließ.
„Wow, das – Danke, Ch-" Sie drückte den Zacken wieder hoch. „Charlie."
Er zuckte die Schultern. „Ich habe sie außerdem auf deine Stimme programmiert. Du bist die Einzige, die sie benutzen kann."
Bri schlang ohne ein weiteres Wort die Arme um seinen Hals. „Du bist wahrhaftig ein Genie, weißt du das eigentlich?"
Charlie drückte sie kurz. „Komm einfach wieder."
Eine halbe Stunde später zog Henry Bri hoch auf das Deck der Unsinkbar II und sie winkten ihren Freunden zu – alle bis auf Biff strahlten sie an. Biff sah eher so aus, als würde er die gesamte Unterhaltung von gestern mit Blicken wiederholen.
„Und, was hast du für ein Gefühl?", fragte Henry, als sie die Unsinkbar II gen Westen steuerten und die Insel der Hippodameia am Horizont verschwunden war.
DU LIEST GERADE
16521 Band 2: Das Lied, die Königin und die Kinder im Meer
Teen FictionDer zweite Teil der 16521-Reihe.