Aurora und die Königin

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„Anna, was - was tust du hier?", flüsterte Tom verzweifelt.

„Tom ..." Bri umarmte ganz, ganz langsam den Sohn ihres Paten, der sich in seinem Schockzustand nicht rühren konnte.

Tom und Bri hatten sich nie so richtig ausstehen können und Bri hätte nie gedacht, dass Tom Schulz - talentiert, unglaublich beliebt in der Piratenjägerschule, jede Woche eine neue Freundin - jemals vor ihr weinen würde. Und doch schluchzte er jetzt in ihre Haare und drückte sie so fest an sich, dass es Bri die Luft aus den Lungen presste.

„Was machst du hier?", sagten beide wie aus einem Mund, ohne einander loszulassen.

„Es - es ist so eine lange Geschichte", brachte Bri hervor. „So viel ... ist seit dem Anschlag in Foxtrot passiert." Tom nickte. Bri ging zurück und sah ihn an, konnte seine Hände aber nicht loslassen. „Tom, wie kommst du hierher?"

Tom fuhr sich mit einem schmutzigen Ärmel über die Nase. „Elsa Li wollte mich ja eigentlich in die Foxtroter Wasserwerke bringen, aber dann ... entschied sie sich doch für eines der letzten Ernteschiffe." Er zog die Augenbrauen zusammen. „Und seltsamerweise war es total in Ordnung für mich, sobald ich den ersten Fuß auf dieses verfluchte Schiff gesetzt hatte", erzählte er bitter. „Erst hier drin wurde ich ... klar und konnte anfangen, zu verstehen, was da eigentlich passiert ist."

„Die Chips", nickte Bri.

Tom schnaubte. „Unser ganzes Leben dachten wir, dass die Piraten dieser eine große Feind sind", murmelte er. „Dabei ist das wahre Problem in unseren Köpfen." Er hob den Blick und umklammerte Bris Schultern. „Hast du von Mum und Sophie gehört? Oder Dad?"

Es fühlte sich an, als würde Eis durch Bris Venen gepumpt. Sie schluckte schwer und senkte den Blick. Wie sehr wünschte sie sich, jetzt einfach lügen zu können. „Tom, es ... deinem Vater geht's gut ..." Sie räusperte sich. „Aber Maria und Sophie ... Die Foxtroter Wasserwerke wurden zerstört und alle Insassen erschossen", brachte sie hastig hervor. „Sie sind tot, Tom."

Er presste eine Hand vor den Mund, schließlich nickte er mit rotem Gesicht. Bri war sofort ebenfalls nach Heulen zumute. „Es tut mir so leid, ich ... ich habe versucht ..." Sie schüttelte den Kopf. „Das ist nicht alles, ähm." Bri wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als nicht diejenige sein zu müssen, die Tom auch noch vom Tod seiner Großeltern zu erzählen hatte. „Selma und Fritz wurden wenige Tage vor der Zerstörung auch dorthin geschickt. Und Oliver hatte vor einigen Wochen einen Infekt und ..." Sie schüttelte den Kopf.

Toms Blick sagte genau das: Dass es zu viel war.

Doch anstatt eines erwartenden Zusammenbruchs nickte Tom einfach nur langsam. „Und du?", fragte er tonlos. „Wie in allen fünf Richtungen kommst du hierher?" Er sah sie flehend an. „Bitte, Anna, sag mir, dass die Geschichte mit Henry Fitz-Becket ein Gerücht war."

„Anna?", fragte Ylva plötzlich hinter ihnen verächtlich.

Bri drehte sich um und bemerkte, wie alle in dem Raum sie und Tom ansahen, Henry nicht weniger verwundert als alle anderen. Sie schluckte schwer und wandte sich wieder Tom zu. „Du musst mich nicht mehr Anna nennen."

Er sah sie schockiert an. „Was ist passiert, haben sie dich -"

Bri schüttelte schnell den Kopf. „Nein! Nein, ich meine, ja, es ist aufgeflogen, aber ..." Sie fuhr sich durch die Haare und gab ein verzweifeltes Geräusch von sich. „Tom, ich habe mich an die Zahlen erinnert. Wir wollten nach Supra -"

Tom hob langsam die Augenbrauen. „Falsches Land? Du Pfeife?"

Bri zuckte unschuldig die Schultern und zeigte unverhohlen auf Henry. „Er hat navigiert, wenn schon, dann ist das seine Schuld."

16521 Band 2: Das Lied, die Königin und die Kinder im MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt