Ylva

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Bri spürte ein Kissen unter ihrem Kopf. Als sie die Augen aufschlug, erkannte sie schockiert, dass sie noch immer in dem Zelt der großen Frau war. Sie lag auf einer Matratze und war zugedeckt. Jemand hatte ihren Kopf verbunden, doch die Feuchtigkeit auf dem Kissen verriet Bri, dass ihre Wunde durch die Verbände durchgeblutet hatte. Es war noch immer dunkel in der Halle, nur das Flackern der Kerze erhellte das provisorische Zelt.

„Sie wird wach", flüsterte eine bekannte Stimme und Bri blinzelte ein paar Mal, um sicherzugehen, dass sie nicht wieder bewusstlos werden würde.

„Kannst du dich aufsetzen?", fragte die große Frau, die plötzlich in Bris Blickfeld erschien.

Bri nickte vorsichtig und die Frau reichte ihr eine Hand. „Schön langsam", riet sie. Bri stöhnte auf und tastete vorsichtig nach ihrem Hinterkopf. „Linda-Marlene hat dich ganz schön erwischt", murmelte die große Frau.

Bri sah sich um. An dem Tisch saß Nadja, Linda-Marlene kauerte an ihrem Bauch und sah Bri mit Tränen im Gesicht an. „Es – es tut mir so leid, Ylva", schluchzte sie. „Ich wollte ihr nicht wehtun. Aber sie hat dich angegriffen!"

„Ist schon gut." Die große Frau stand auf und fuhr Linda-Marlene über den kurzen Haarschopf. „Nadja, begleite Linda-Marlene bitte ins Bett, sei so gut."

Nadja nickte widerstrebend, nicht, ohne Bri noch einen skeptischen Blick zuzuwerfen. Dann stand sie auf und führte Linda-Marlene hinaus. Bri blieb mit der großen Frau allein zurück, die sich zurück auf die Bettkante setzte.

„Ich fürchte", sagte sie behutsam, „dass wir einen schlechten Start hatten. Ich bin Ylva Elhart."

„Sophie", sagte Bri leise in die dunkle Stille hinein.

Ylva Elhart schüttelte den Kopf. „Nein, das bist du nicht."

Bri schluckte schwer.

„Ich habe eines meiner Mädchen zu meinem Mann geschickt", erzählte Ylva ruhig. „Auch sie haben einen Neuzugang. Dieser Neuzugang behauptet, Henry Fitz–Becket zu sein."

Bri sah auf. „Geht es ihm gut?"

„Ja." Ylva musterte sie. „Außerdem sagt dieser junge Mann, du seist Briseis Bandowski."

Bri starrte sie an.

„Also? Bist du es?", fragte Ylva.

Bri nickte zögerlich.

Ylva schüttelte erstaunt den Kopf. „Das ist ... unglaublich."

Bri schnaubte. „Erhoff dir nicht zu viel ..."

„Dass du kämpfen kannst, hast du zumindest schon mal bewiesen", sagte Ylva mit einem bitteren kleinen Lächeln bei der Erinnerung an ihren kleinen Kampf von vorhin. „Ich war mal bei der Marine. Ich weiß also, wovon ich rede."

Bri musterte Ylva. „Du bist nicht aus Septentrio, oder?", fragte sie.

Überrascht sah Ylva sie an. „Wie kommst du darauf?"

„Der Dialekt." Bri schüttelte den Kopf. „Er ist nicht so ausgeprägt wie bei den anderen Aurorern, aber man kann es hören."

Ylva lächelte frustriert. „Da lebt man drei Jahre allein mit euch zusammen und kann trotzdem noch nicht so seltsam sprechen."

Bri grinste. „Wir sprechen also seltsam, ja?" Sie schüttelte den Kopf. „Ich dachte, sie sperren nur Septentrier von den Ernteschiffen hier ein. Was machst du hier?"

Ylva seufzte und schloss die Augen. „Mein Mann und ich waren sehr aktiv in der AVM." Sie kam näher und sah Bri eindringlich an. „Briseis. Solltet ihr beide wirklich sein, wer ihr vorgebt zu sein ... Verstehst du, was das bedeutet, dass du und Henry Fitz–Becket hier in Aurora seid?"

16521 Band 2: Das Lied, die Königin und die Kinder im MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt