Das Schloss

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„Das Militär wird Sie zu Findus' Haus begleiten. Natürlich nur zu ihrem Schutz.", erklärte Schilling, während sie die prunkvollen Treppen des Regierungsgebäudes hinabgingen. Vor und hinter ihnen gingen Soldaten, doch diesmal waren ihre Ziele nicht Briseis und Henry, was seltsam war.

Sie gelangten in ein Foyer, in dem weitere schwarzgekleidete Soldaten standen. „Ihr Wagen ist bereits vorgefahren", sagte die lila Frau freundlich und wies auf die Türen.

„Auf Wiedersehen", sprach Schilling an der Tür. „Wir können es kaum erwarten, Sie hier erneut willkommen zu heißen." Henry und Bri nickten. „Ach und Ella?"

Sie drehte sich noch einmal zu dem blondierten Sekretär um. „Walter?"

Er lächelte gönnerhaft. „Passt gut auf die beiden auf." Schilling legte den Kopf schräg. „So viel Aufmerksamkeit wie in diesen Tagen wird die AVM nie wieder bekommen."

Ellas Kiefer spannte sich an und sie zog Bri mit sich durch die Tür.

Als Bri und Henry hinaustraten versanken sie in einem Meer aus Blitzen. Bri ging erschrocken einen Schritt zurück. Es waren Kamerablitze, die ihr die Sicht nahmen. Das Gebrüll tausender Menschen dröhnte in ihren Ohren.

Ein Mann vom Militär führte sie die Stufen hinab und zu einem schwarzen langen Wagen am Fuße dieser. „Sind die alle auf – auf unserer Seite?", fragte Henry Ella, bevor sie einstiegen.

Ella sah sich um. „Sowohl als auch." Sie lächelte traurig. „Steigt ein."

Bri setzte sich mit Henry gegenüber von Ella und Hopkins auf die Rückbank. Ella nickte dem Fahrer zu und sie folgten Motorrädern des Militärs durch die Menge, die hinter ihren Absperrungen total die Fassung verlor. Einige jubelten, andere bewarfen das Auto mit Müll.

„Alles in Ordnung?", fragte Henry Bri.

„Wir hätten sie nicht dalassen dürfen", fauchte Bri. „Tom braucht –"

„Er kam lange Zeit ohne dich zurecht", unterbrach Henry sie. „Er schafft es drei weitere Tage."

„Henry, die haben alle ihr Leben riskiert für uns –"

„Es geht jetzt gerade darum, die Verhandlungen durchzubringen." Henry sah aus dem Fenster. „Da müssen wir uns an die Regeln der Aurorer halten soweit es geht."

„Henry hat Recht", sagte Ella sanft.

„Nein, hat er nicht", sagte Bri verzweifelt. „Hat er nicht!"

„Danke, Ella", sagte Henry. „Für alles."

„Gern", nickte sie und lächelte.

„Eine wunderbare Methode, das Thema zu wechseln." Bris Unterlippe zitterte. Das Auto fuhr eine gesperrte Hauptstraße hinaus aus der Stadt. Sie zuckten alle zusammen, als ein Stein das Fenster auf ihrer Seite traf und mit einem dumpfen Knall abprallte.

„Ihr wisst nicht, was die letzten zwei Tage hier los war", sagte Ella leise. „Es gab Demonstrationen, auf beiden Seiten –"

„Die, die für eine Verhandlung mit uns sind, und die, die dagegen sind?", fragte Bri.

Ella nickte. „Die Polizei und das Militär haben nichts anderes zu tun, als die Leute auseinanderzuhalten."

Bri sah, wie Soldaten vom Wagen wegstürmten, um einige Steinewerfer in die Mangel zu nehmen. Ein Tumult brach los, die Menschen wichen zurück, einige Mutige nahmen es mit den Soldaten auf. Bri hörte Schüsse, dann war es einen Moment still.

Sie wandte den Blick auf ihre Hände. „Ich fasse es einfach nicht, dass du das zugelassen hast", begann sie leise.

„Und ich fasse es nicht, dass du gelogen hast", gab Henry wütend zurück. „Das wird auffliegen und dann ist –"

16521 Band 2: Das Lied, die Königin und die Kinder im MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt