„Könnt ihr den Namen lesen?" Bri war schneller auf den Beinen als alle anderen, rannte zum Ufer und versuchte, in den verrosteten Stahlplatten einen Schiffsnamen auszumachen.
Die anderen rappelten sich langsam auf. „Hippo – Hippoda –", versuchte Connie.
„Hippodameia?", keuchte Bri und bekam für einen kurzen Augenblick keine Luft mehr.
Die anderen starrten sie ratlos an. „Kriegst du 'n Schlaganfall?", fragte Henry.
„Die Hippodameia war das Schiff, mit dem mein Vater und Benjamin Paas damals Supra gefunden haben", erklärte sie hastig.
„Hippodameia." Charlie runzelte die Stirn. „Wie süß, ihr habt den gleichen Namen."
„Was, wer?", fragte Bri.
„Briseis und Hippodameia." Schon war Charlie wieder in seinem Element. „In der griechischen Mythologie gab es eine Briseis. Aber das war nur ein Patronym, genaugenommen hieß sie nämlich Hippodameia."
Henry lächelte. „Und du sagst immer, dein Vater hätte dich nicht geliebt. Er hat sein Schiff nach dir benannt!"
„Das Schiff gab es lange vor Bris Geburt", erinnerte Charlie. „Sie wurde nach dem Schiff benannt."
„Oh. Na das wiederum ist traurig ..."
„Moment mal", sagte Bri. „Und meine Schwester ist dann die schöne Helena oder was?"
„Das ist ja noch schlimmer als der Trend in meiner Familie, allen Kindern Namen mit L zu geben", überlegte Henry.
„Warum du und deine Brüder eigentlich nicht?", fragte Connie verwundert.
Henry lachte. „Wegen meiner rebellischen Mutter. Das hat mein Großvater ihr nie verziehen, glaub mir."
„Auf dem Schiff muss es sein", wurde Bri klar. „Mein Vater und Benjamin wurden verfolgt. Sie haben das Schiff hier versteckt. Und dort müssen Hinweise zum Weg nach Supra sein." Sie drehte sich entschlossen zu dem Schiff um. „Wir müssen da rein."
„Es sieht nicht gerade einladend aus", murmelte Charlie zögerlich.
„Sara?" Henry kniete sich zu ihr. Sie hielt ihren Knöchel fest.
„Geht schon", winkte sie ab. „Aber ich bleib besser hier."
„Charlie leistet dir bestimmt Gesellschaft", sagte Henry. Bri sah ihn überrascht an und Charlie wurde knallrot.
„Okay", sagte Sara und lehnte sich an einen Baumstamm. „Lasst eure Sachen hier."
„Ich hasse schwimmen", murrte Bri, als sie auf das gut vierhundert Meter entfernte, riesige alte Schiff sah. „Und es ist eiskalt!"
„Du hasst schwimmen, du hasst segeln." Henry stellte sich zu ihr. „Glaube nur ich, dass du den falschen Beruf gewählt hast?"
„Weil ich ja auch die Wahl hatte."
„Ich habe es dir so oft angeboten, aber du wolltest ja nicht zu uns überlaufen. Nervös?", fragte Henry, während sich die anderen noch fertigmachten. Bri sah ihn überrascht an. „Was?", fragte er.
Sie zuckte die Schultern. „Ich wundere mich manchmal nur, wie du in all dem Durcheinander immer noch an mich denken kannst."
Er legte den Kopf schräg. „Mindestens achtzig Prozent meines Denkens sind von dir eingenommen, Brisi." Sie starrte ihn an. „Gut, neunzig Prozent. Können wir?", fragte er die anderen.
Sie standen in einer Reihe und sahen mit gemischten Gefühlen das alte Schiff an. Connie seufzte. „Ihr seid mir alle zu angespannt." Sie schlug Charlie gegen die Brust. „Los, schlauer Junge. Erzähl einen Witz."
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16521 Band 2: Das Lied, die Königin und die Kinder im Meer
Novela JuvenilDer zweite Teil der 16521-Reihe.