Mickie und der Kaffee

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Sie fanden die Aurorer – nachdem sie einige Minuten durch das Schloss geirrt waren – auf einer großen Terrasse mit Blick auf den Strand, versammelt um einen Tisch mit Kaffee und einer großen Auswahl an Kuchen. Neben Ella waren auch ihr Sohn Maik und ein Mädchen mit rosigen Wangen, kurzen Haaren und engen Klamotten anwesend. Bri erinnerte sich an sie. Dieses Mädchen hatte sie mit Maik am Strand gefunden, als Henry und Bri beinahe verdurstet waren.

Das Mädchen stand lächelnd auf und umarmte Henry. „Ich bin Mickie", stellte sie sich vor. „Maiks Freundin." Sie sah Bri an. „Verdingend, seid ihr grau", sagte sie kopfschüttelnd und umarmte auch Bri.

„Mickie umarmt gerne", sagte Maik vom Tisch aus und legte einen Fuß auf den Tisch, was seine Mutter mit einem scharfen „Maik!" quittierte.

„Solange sie mir keinen Handkuss gibt", sagte Bri und setzte sich zu ihnen.

„Ekelhaft, oder?", stimmte Mickie fassungslos zu. „Und nein, man gewöhnt sich nicht dran."

„Wo ist Hopkins?", fragte Henry.

„Er musste los", gab Ella zur Antwort. „Es gibt wohl Probleme ..." Sie lächelte. „Er klärt es."

„Das ist so krass", sagte Mickie. „Ich habe seit Jahren schon keinen Kontakt mehr mit meinem Vater, weil er so ein schrecklicher Anti-AVM-ler ist. Das wird so Wahnsinn, wenn ich ihm erzähle, dass ich mich mit euch angefreundet habe." Sie sah auf. „Ach ja, wir müssen jetzt Freunde werden."

„Und mir sagen die Leute, ich sei zu direkt", sagte Bri kopfschüttelnd. Doch sie lächelte Mickie an. Bris Einstellung zu Freunden war noch die gleiche, wie zu der Zeit, da sie Henry über den Weg gelaufen war. Doch spätestens nach Connies Bekanntschaft war Bri klargeworden, dass das etwas war, was sie nicht in der Hand hatte. Und besonders aurorische Freunde schienen zurzeit über Leben und Sterben der Septentrier zu entscheiden.

Krass ist erlaubt?", fragte Henry.

„Ja, das Wort hat mehrere Bedeutungen", erklärte Mickie.

„Es wird trotzdem nicht gern gehört", sagte Ella streng. „Möchtet ihr Kaffee?"

„Ich habe seit unserem Besuch bei Selma und Fritz keinen Kaffee mehr getrunken", wurde Bri klar, als sie die warme Tasse mit ihren Händen umschloss.

Henry lächelte. „Das war das erste und letzte Mal in meinem Leben", erinnerte er sich.

„Mann, ich würde sterben", seufzte Mickie. „In Aurora wird mehr Kaffee getrunken als Wasser."

„Ha, so wie die Piraten mehr Wein als Wasser trinken ...", grinste Bri.

Mickie legte den Kopf schräg und musterte Henry genauer. „Ich hab gehört, du bist Pirat."

Henry zog einen Mundwinkel hoch. „Oh ja."

„Das ist ziemlich heiß."

„Süße, ich sitze neben dir", sagte Maik. „Hörst du bitte auf, den Piraten anzuschmachten?"

„Und wie kamt ihr zusammen?" Mickie dachte kurz nach. „Ich meine – man erfährt hier ja nicht viel über eure Richtung, aber ich dachte, Piraten und die ... – wie hießen die noch? – naja, diese Piratenbekämpferallianz da ... ich dachte, die mögen sich nicht."

Bri lächelte Henry an. „Wer sagt, dass wir beide uns mögen?"

Er lachte. „Es ist ... eine lange Geschichte."

„Los, erzählt schon!", forderte Mickie. Nachdem die Geschichte der Freundschaft von Henry Fitz–Becket und Briseis Bandowski zum hundertsten Mal durchgekaut worden war, saßen die drei mit offenen Mündern da. „Mann", hauchte Mickie und schüttelte den Kopf. „Aber irgendwie auch voll schön."

16521 Band 2: Das Lied, die Königin und die Kinder im MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt