Uniform

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Uniform lag im Westen Septentrios, und war vor allem für die großen Plantagen bekannt, die die Stadt umgaben. Die Stadt war gerade wieder in der Hand der Piratenjäger, obwohl es anscheinend nur noch eine Frage der Zeit war, bis Levi Fitz–Becket auch diese Stadt endgültig einnehmen würde. Denn die meisten Piratenjäger wurden zurzeit zu den Brennpunkten des Krieges einbezogen, sodass sich nur noch wenige um die Sicherung solcher Randstädte kümmern konnten.

Mithilfe einer von Charlies Bomben – endlich konnten sie mal eine auf Vollstufe Zehn ausprobieren – lenkten die sieben die Piratenjäger Uniforms ab, indem sie die Mauer an der Nordseite in die Luft sprengten. Daraufhin konnten sie relativ einfach an der Südseite hinüberklettern und durch Uniform spazieren.

Es war Vormittag, nur wenige Menschen waren unterwegs. Fenster waren zugenagelt, der große Marktplatz, an den Bri sich noch von früher erinnern konnte, war komplett leergeräumt. Oft wurden sie Zeugen eines Streites oder von Überfällen. Die Leute kämpften um die Reste Trinkwasser und Essen. Obdachlose Kinder rannten umher. Und jede Person, die sie trafen, hustete sich die Seele aus dem Leib. Die Grippe hatte also auch Uniform erreicht. Mit Tüchern und Schals vor Mund und Nase gingen die sieben durch die Straßen auf der Suche nach dem Haus Nummer 467.

„Bri?"

Charlie und Bri folgten den Piraten mit einigem Abstand. Sie hatten eine Ewigkeit nicht miteinander gesprochen – eigentlich hatte Bri seit dem Gespräch mit Henry mit niemandem mehr gesprochen. Der Stich in ihrer Brust verschlimmerte sich von Minute zu Minute.

„Hm?", fragte sie, ohne Charlie anzusehen.

Er räusperte sich. „Was ist der Plan?"

„Plan?"

„Wir können nicht länger bei den Piraten bleiben. Die bringen uns beide um, sobald ihnen der Geduldsfaden reißt."

„Keine Sorge", murmelte Bri, „Dich werden sie am Leben lassen."

Charlie sah sie verständnislos an. „Was ist bloß los mit dir?"

Bri zuckte die Schultern. „Nichts."

„Du hast aufgegeben."

Bri erwiderte nichts.

Er blieb stehen. „Aber was ist mit dem Paradies?"

Bri blieb ebenfalls stehen. Ihre Stimme zitterte. „Ich habe meinen Glauben an dieses Paradies verloren, Charlie."

Er sah sie eindringlich an. „Wir können fliehen. Wir können weg von ihnen, weg von Henry, zurück zu den Piratenjägern und ..."

„Und dann? Dann lasse ich mich foltern?" Briseis verzog das Gesicht zu einem stummen Schluchzer. „Ich kann nirgends hin", hauchte sie. Sie schluckte und hob ihr Kinn wieder etwas an. Als sie sprach, war sie wieder Herr über ihre Stimme. „Verschwinde von hier, Charlie." Er wollte etwas einwerfen, doch Bri hob eine Hand. „Wir wissen beide, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein wird, bis die Piraten sich an mir rächen werden. Aber du ..." Sie zog die kleine Bombe aus ihrer Tasche. „Du kannst Mia und Helen helfen und ..."

„Du hast aufgegeben", wiederholte Charlie.

„Was kümmert es dich?", fragte Bri mit belegter Stimme und setzte ihren Weg fort.

Charlie hielt sie fest und sah sie an. „Du bist der einzige Mensch in dieser Richtung, den ich als ... als einen Freund bezeichnen würde. Deshalb kümmert es mich. Deinetwegen darf ich etwas bewirken und werde dafür auch noch bewundert. Außerdem wirst du bei den Piratenjägern gebraucht, Bri. Nicht nur wegen dieser Zahlen", sagte Charlie eindringlich. „Du bist einer der wenigen Menschen, denen mal etwas am Frieden in Septentrio gelegen hat."

16521 Band 2: Das Lied, die Königin und die Kinder im MeerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt