Funken Hoffnung

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„Es sieht aus als wären sie auf der Jagd...", murmelt Enrico und sieht die schleichenden Wölfe, während Elysia sich am Rand der Klippe befindet und in die Hocke gegangen ist. Für den Erzbischof wäre es nun ein leichtes sie einfach runterzuschubsen, hat aber überraschenderweise nicht einmal ein klein bisschen den Drang dazu. Stattdessen legt er ihr eine Hand auf den Kopf, damit fühlt er sich ein wenig sicherer. Als habe er das alles unter Kontrolle, solange er sie unter Kontrolle hat. Ihre Ohren zucken herum, aber das stört ihn kaum. Oder zumindest erst dann als sie sich abrupt nach hinten richten und er sieht wie die Katze leicht die Augen zusammenkneift. Seufzend fährt er an einem ihrer Ohren entlang. „Er ist hinter uns, nicht wahr?" Ein leises Schnauben ertönt und sie schüttelt den Kopf. „Nicht er, entspannt Euch." Eines der Ohren bleibt nach hinten gerichtet, während das andere wieder nach vorn geht. Nur langsam dreht er den Kopf und ist leicht irritiert, sind Luchse nicht extrem scheu? Vor allem wenn sie eben Junge haben? Es ist das gleiche Muttertier wie vorher, die zwei Jungtiere bleiben auf Sicherheitsabstand. „Meint Ihr wirklich dass ich mich so gut hier auskenne?", murmelt Elysia und steht langsam auf, der Blick immer noch nach unten gerichtet. „Sie hat uns hergeführt. Aber wir sollten auch weiter. Die Jagd ist noch lange nicht vorbei." 

Während des gesamten Wegs fällt dem Erzbischof nicht ein einziges Mal ein in welchem sie mit dem Luchs direkt kommuniziert hätte. Kein Laut kam ihr über die Lippen und auch hatte er den Luchs und die Jungtiere seit dem ersten Mal auftauchen, vor ungefähr eineinhalb Stunden, nicht mehr gesehen! Wie kann es also sein dass sie sie anscheinend geführt hatte? Ist er so blind was die Umgebung angeht? So unaufmerksam? Sein Blick geht kurz zu Elysia, sie scheint sich hier draußen in der Natur wohl zu fühlen. Nun gut, wenn man bedenkt dass sie auch jahrelang in dieser gelebt hat, dann ist das nicht mehr verwunderlich. Wie es wohl ist als komplett wilde Barbarin zu überleben indem man wirklich jagen muss? Allein wie sie geht- Maxwell hört nur sich selbst. Ist das eine besondere Technik die sie nutzt? Vielleicht sollte er sich da ein wenig schlau machen, könnte ja sein dass solche Dinge öfters auftreten werden. Wobei- Nein. Das wird eine Ausnahme sein. So wie es eine Ausnahme sein wird dass er mit Elysia unterwegs ist. Sie ist ein Teil seiner Abteilung, ein wichtiger Teil. So wie es Heinkel und Yumiko eben auch sind! Und er wird es sich nicht nehmen lassen dass man ein Teil seiner Abteilung einfach so runtermacht. Enrico wird ihr zur Seite stehen, wenn es um diese Aussprache geht. Einfach auch weil er keine Lust hat einen toten Werwolf aufzufinden, oder später davon mitzubekommen. Hans hätte ihnen gut geholfen, aber wenn er nun gegenüber von seiner Untergebenen steht, dann steht er auch gegenüber ihm und somit wird er als potenzieller Feind gesehen. Ein potenzieller Feind Iskariots und somit auch ein potenzieller Feind von Hellsing. Es hat eine größere Tragweite als man es sich am Anfang denkt, das vergessen viele. Stehst du als Feind einem Mitglied gegenüber, stehst du als Feind somit gleich zwei Geheimorganisationen mit tödlichen Kameraden gegenüber. Nicht ganz so toll. 

Mit einem Mal bleibt Elysia stehen, die Ohren zucken herum und sie dreht den Kopf. Die honigfarbenen Augen beobachten wie das Muttertier die beiden Jungen wegscheucht und selbst in eine Art Panik verfallen zu sein scheint. „Nicht bewegen.", zischt sie dem Erzbischof zu als sie sieht dass sie gejagt werden. Im nächsten Moment verschwindet sie von Enricos Seite und er kann sie ein wenig entfernt wieder sehen, ihr Fauchen und Knurren dringt sogar an seine Ohren. Drohend hat sie sich zwischen den fliehenden Katzen und die Wölfe gestellt, verschafft ihnen somit mehr Zeit. Einer der Wölfe versucht an ihr vorbei zu laufen, wird aber nur auf die Seite geschleudert und kommt ein paar Mal auf, bevor er winselnd auf dem Boden liegen bleibt. Elysia sieht die anderen warnend an, tritt auch einen Schritt auf sie zu und wird nicht zulassen dass die Mutter und ihre Jungtiere wegen ihr weiterhin in Gefahr schweben. „ELYSIA!" Abrupt reißt sie den Kopf herum und portet erneut, wobei sie von dem Wolfskörper umgerissen wird und ein paar Meter kullert. Es braucht ein paar Augenblicke bis sie sich wieder orientieren kann, aufspringt und zu Enrico zurückkehrt, der sie gerufen hatte aufgrund des Faktes dass er jetzt nicht zu Hack verarbeitet werden wollte. „Dass ich dich erst Rufen muss damit du hörst... vielleicht brauche ich doch einen Hund.", murmelt er um den Schock zu verstecken, wobei er nicht wirklich eine Reaktion von ihr bekommt. Zu angespannt ist sie und blickt vor allem in die Richtung, in welche die Luchse geflohen sind.

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