Ziel ohne Plan

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Keiner sagt etwas. Es herrscht eine Stille die einem Friedhof ähnlich sieht, begleitet von immer wieder auftauchendem Weinen. Seras ist am Boden zerstört, sie hat ihren Meister verloren und das in einer Art und Weise die man nicht vorhersehen konnte. Pip hat die Draculina weiterhin im Arm, einfach weil allein das Stehen für sie mit ihren wackligen Beinen im Moment schwer genug ist. Anderson steht neben Seras am Bett und kann es einfach immer noch nicht fassen. Er ist wirklich tot. Jetzt sogar komplett. Keine dummen Kommentare mehr, keine kleinen Provokationen mehr, keine Kämpfe mehr die man wegen irgendeiner Kleinigkeit angefangen hat! Nichts. Er wird nicht mehr mit ihm in das Waisenhaus können, die Kinder werden ihn vermissen bis zum geht nicht mehr. Keine kleinen Gestiken der Vertrautheit mehr. Elysia steht von allen am weitesten entfernt, weil sie sich am schuldigsten fühlt. Sie hat ihn hierhergebracht. Sie ist der Grund wieso er überhaupt hier ist! Sie hat diesen beschissenen Gefallen eingelöst der ihn schlussendlich hierhergebracht hat und somit sterben lies. Sie hätte auch schneller nach ihm suchen sollen, vielleicht hätte er es geschafft wenn sie dem Wesen nicht geholfen hätte? Sie hatte ein Ziel und wurde abgelenkt. Wegen ihrer eigenen Unfähigkeit haben hier nun alle einen Toten zu betrauern. 

„Ich weiß dass das jetzt sehr unpassend kommt und dass ihr alle in Trauer seid." Die Köpfe werden herumgedreht und Baskerville steht in der Mitte des Raumes, die roten Augen überall in dem Nebel verteilt. „Auch wenn ich es extrem nervig fand an den Sack gebunden zu sein, es gibt noch eine Möglichkeit. Nur müssen wir uns beeilen." Er tritt auf die kleine Gruppe zu und setzt sich hin. „Alucard muss jetzt Seele für Seele loswerden, zumindest der Körper. Das dauert seine Zeit, deswegen ist sein Körper noch hier. Seine eigene Seele hat noch so lange die Möglichkeit in den Körper zurückzukehren bis die letzte der gefangenen Seelen aus seiner Seelenhölle freigelassen wurde. Wie lang das dauert weiß ich nicht. Ich komme in die Hölle, da ist seine Seele. Ich biete es nur ein EINZIGES Mal-" „Bin dabei." Anderson lässt ihn nicht einmal ausreden, sondern geht gleich zu dem Dämon. „Wir brauchen Alucard, auch wenn er mir gehörig auf die Nerven geht." Baskerville sieht zu Elysia, die erwidert den Blick mit einem leichten Lächeln. „Kumpel, du musst mich gar nicht fragen." Sie stößt sich von der Wand ab und stellt sich neben den Pater, der ihr mit einem erleichterten Lächeln den Arm um die Schultern legt. Auf sie kann man sich verlassen! „Bist du sicher dass du Hans allein lassen möchtest?" Sie sieht zum Werwolf und wieder zum Paladin. „Ob wir zwei Seelen rausholen oder nicht... Was ist da der Unterschied?" Sie spürt einen Kuss auf ihrer Schläfe und legt ihren Kopf danach an seinen Oberarm, kann man noch mehr Familie sein als das hier? 

Seras sieht mit großen Augen zu Pip, der aber schüttelt den Kopf. „Du bleibst hier, verstanden? Ich geh mit. Alucard braucht ein bekanntes Gesicht dass er mag wenn er wieder aufwacht, nicht meine einäugige Visage." Er lächelt kurz und gibt ihr einen Kuss. „Wir sehen uns später, Prinzessin." Die Draculina schafft es nicht einmal etwas zu sagen, es sind einfach zu viele Emotionen in ihrem Kopf und keine der Gefühle zeigt sich als komplett präsent. „Ab in die Hölle!", ruft Pip und gesellt sich zu den anderen, bevor Baskerville nickend aufsteht. „Kommt nicht vom Weg ab. Einmal verloren seid ihr dort unten gefangen, das ist kein verdammter Sonntagsspaziergang." Der Höllenhund öffnet hinter sich ein Portal, keine Sicht ist möglich. Es sieht nur aus als hätte man versucht einen schwarzen Wackelpudding zu machen und stupst ihn jetzt die ganze Zeit an. Unpassender Vergleich für die aktuelle Stimmung, aber was besseres fällt dem Paladin nicht ein. „Pip!" Dieser dreht den Kopf und fängt Seras auf, die sich schon fast in seine Arme schmeißt. „Komm mir ja gesund wieder, hast du verstanden? Mach keine Scheiße, es ist wichtig!" Der Söldner streicht ihr eine Strähne der blonden Haare auf die Seite und lächelt sanft. „Im Augenblick gibt es nur zwei Ziele für mich. Seine Seele wieder in seinen Arsch zu stecken und zu dir zurückzukommen. Ich verspreche es dir, okay?" Die Draculina zieht ihn zu sich und Elysia kann nicht anders als bei dem Kuss auf die Seite zu sehen, überall diese Pärchen zu sehen lässt einen dann doch minimal depressiv werden. Seras und Pip, Alucard und Anderson –wobei einer der beiden noch nichts von seinem Glück weiß-,Yumiko und Heinkel, selbst Baskerville hat jemanden! Wortlos geht sie als erstes durch das Portal, gefolgt von einem kopfschüttelnden Pater und Pip kommt als vorletztes, ehe Baskerville durchgeht und das Portal hinter sich schließt.

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