Kapitel 16 | Michael

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Kapitel 16 | Michael

„Ach, Conny, ich weiß echt nicht, was ich machen soll

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„Ach, Conny, ich weiß echt nicht, was ich machen soll. Er ist immerzu in meinem Kopf. Seine blauen Augen, diese sinnlichen Lippen, seine wunderschöne Stimme, die Art, wie er sich bewegt, wie er aussieht, wenn er kommt... und wie er dabei klingt. Gott!" In einer hilflosen Geste warf Michael seine Hände in die Luft.

Conny nahm ihn in die Arme und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. „Das ist echt eine beschissene Situation. Das kann ich nicht leugnen. Vor allem wohnt ihr Tür an Tür." „Danke, das weiß ich selbst." Corinna warf ihrem Kollegen und besten Freund einen verschnupften Blick zu. „Sorry, Conny. Ich wollte dich nicht anrüffeln. Aber es belastet mich schon sehr." Traurig sah er auf seine Hände und stand dann auf. „Komm, lass uns den Rest vorbereiten, bevor die anderen kommen."

Micha war gerade dabei, den großen Schwimmring und das Einhorn für den Pool aufzupusten, als es an der Tür klingelte. Es waren seine Kollegin Claudia und ihre Freundin Isabelle, die er noch nicht kannte. „Schön, dass ihr hier seid. Kommt doch rein und geht schon mal durch in den Garten. Dort steht eine Kühlbox. Bedient euch."

Als auch Matthias und seine Frau Simone da waren, schmiss Micha den Grill an und machte sich ans Werk. Schon bald zog ein leckerer Duft durch den Garten, das ein oder andere Bier wurde verköstigt und die Stimmung war ausgelassen. Claudia, Isabell und Simone sprangen später in den Pool, während Michael sich mit Matthias und Conny unterhielt. Dass er sich dabei mit ihr auf die Liege kuschelte, war nichts Ungewöhnliches. Sie kannten sich schon so lange und waren so vertraut miteinander, dass sie kaum wahrnahmen, wie ihr Verhalten auf andere wirkte. Oft wurde ihnen schon eine Beziehung nachgesagt, worüber die beiden immer nur lachen konnten.

Mitten im Gespräch versteifte sich Micha plötzlich und stand auf. „Was ist los?", wollte Conny wissen. „Dieses verdammte Klavier...", murmelte Michael und machte sich auf den Weg zum Nachbargrundstück. Corinna ahnte Böses und lief ihm schnell hinterher. Sie kam gerade bei Micha an, als Tom seine Tür öffnete und Micha mit großen Augen ansah. „Hey, du musst der neue Nachbar sein. Ich bin Conny, Michas Kollegin und Freundin." Sie legte ihre eine Hand beschwichtigend auf Michaels Hüfte und reichte die andere einem immer noch verwirrt aussehenden Thomas. „Wir dachten uns, da du ja erst neu hergezogen bist, kennst du vielleicht noch nicht ganz so viele Leute hier und magst ein bisschen mitfeiern?"

Micha warf seiner Kollegin einen entsetzen Blick zu und es war ihm egal, dass Tom dieser nicht entging. Thomas straffte die Schultern. „Ja, das würde ich in der Tat sehr gern." Damit trat er auf seine Terrasse und fokussierte Micha mit leicht zusammengekniffenen Augen. Michael wand sich regelrecht unter diesem Blick, aber ließ das Unausweichliche seinen Lauf nehmen.

Thomas trank gerade sein zweites Bier und fachsimpelte angeregt mit Matthias, der eine große Schwäche für klassische Musik hatte. „Wenn ihr mögt, könnt ihr gern bei einem meiner nächsten Konzerte vorbeikommen. Wir können ja gleich Nummern tauschen, dann schicke ich euch die nächsten Daten."

Seit Tom ihm schräg gegenüber Platz genommen hatte, hatte Micha kein einziges Wort mit ihm gewechselt. Er war regelrecht erstarrt. Umso mehr er versuchte, seinen Nachbarn nicht weiter zu beachten, umso schwerer fiel es ihm. Tom sah einfach so gut aus. Die Art, wie er sprach, wie er dazu manchmal seine schönen, grazilen Hände benutze. Der Klang seiner melodischen Stimme, wenn er lachte und wie seine blauen Augen dabei funkelten. Wie seine Hand zwischendurch durch seine Haare fuhr. Wie ein Schweißtropfen von hinter seinem Ohr, über seinen Hals und über sein Schlüsselbein rann, um dann im Kragen seines Shirts zu versickern. Micha verlor sich in diesem Anblick und konnte nichts dagegen tun.

„Leute, war echt supernett euch kennenzulernen, aber ich muss leider morgen früh raus." Unter lautem Protest der anderen erhob sich Tom und ging zurück in sein Haus. Micha seufzte, als Conny sich neben ihn setzte und eine Hand auf seine Schulter legte. „Auffälliger ging's kaum, was?" Erschrocken sah er sie an. „Bitte was?" „Du hast gestarrt. Ziemlich offensichtlich. Die ganze Zeit." „Oh, verdammt." Er bedeckte sein Gesicht mit seinen Händen und atmete tief durch. „Mann, Micha. Dich hat es echt übel erwischt." Fast mitleidig sah Corinna ihn an. „Aber zumindest eins muss ich zugeben: Er ist wirklich ein toller Mann. Du hast einen guten Geschmack." „Ja, und sein Freund offensichtlich auch."

Michael räumte noch ein bisschen im Garten auf, als seine Gäste gegangen waren. Das ein oder andere Bier war dafür zwar nicht gerade hilfreich, aber wenn er sich jetzt hinlegen würde, würden seinen Gedanken sich eh nur wieder im Kreis drehen. Was hatte Conny sich nur dabei gedacht, dafür zu sorgen, dass er Tom noch besser kennenlernen konnte und seine Gefühle sich dadurch nur noch steigern würden.

Er setzte sich auf seine Liege, kippte nach hinten und sah in den Himmel. Und genau in den Moment setzte das Gitarrenspiel ein und in Micha riss etwas entzwei. Er sprang auf und marschierte hinüber in den Nachbargarten und trommelte wild gegen die Terrassentür, bis ein sichtlich verwirrt aussehender Thomas öffnete. Micha öffnete den Mund und klappte ihn sofort wieder zu, als er Toms gerötete Augen bemerkte. Thomas' zitternde Stimme holte ihn allerdings in die Gegenwart zurück. „Was willst du?"

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