Kapitel 43 | Thomas
Für kostbare Minuten war Thomas' Verstand völlig blank gewesen. Noch nie hatte er einem Menschen so vertraut wie Michael. Es war, als würde er sein Herz und sich selbst in diese starken Hände legen und seit ihrem ersten Kuss hatte er es auch nicht bereut. Michaels Zunge brachte ihn in Höhen, die ihn beinahe schwindeln ließen. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust, als wollte es ein furioses Solo in einem ausverkauften Konzert präsentieren. Endlich verstand er, was Musiker mit der Passage „Drum of Drums" meinten... Den Herzschlag eines liebenden Herzens. Und verdammt, sein Herz schien in seiner Brust geradezu zu explodieren!
Wie damals, als er das erste Mal auf seinem Flügel gespielt hatte. Und in dem Moment, wo Michael eine kurze Pause machte, Tom sich drehte und in diese wundervollen grünen Augen sah, wusste er, was er tun wollte. Er wollte die beiden Dinge, die ihm auf dieser Welt unverzichtbar erschienen, kombinieren.
Ganz langsam führte er seinen Geliebten zu dem schwarzlackierten Konzertflügel. Vorsichtig hob er Micha an, setzte ihn auf den Klangkörper des Instrumentes und lächelte ihm entgegen, als Michael ihn unsicher ansah. „Schschsch...", wisperte er und legte seinen Finger auf die von ihren Küssen bereits geschwollenen Lippen. Ganz sachte drückte er ihn mit dem Rücken auf das kühle Holz, ließ seine Zunge über den durchgestreckten Brustkorb wandern und hob Michas Beine etwas an, so dass sie angewinkelt auf dem Holzrand standen, bevor er sich etwas hinab senkte und das hochaufgerichtete, gespannte Fleisch von Michaels Schaft zwischen seine Lippen nahm.
Ein wundervolles Stöhnen entwich ihm, wurde vom Klangkörper wiederholt und mit einem Echo in den Saiten wiedergeben. Eine leichte Melodie entstand, als die Saiten zu vibrieren begannen und Tom speicherte jede einzelne Note in seinem musikalischen Gedächtnis ab. Sich zwischen Michas Beine positionierend, legte er dessen Füße auf seine Schultern und benetzte seine Finger mit seinem Speichel.
Langsam begann er Micha zu öffnen, ließ die Laute, die aus diesem so wundervoll sündigen Mund kamen, in dem Instrument widerhallen. Und in dem Moment, in dem er sich langsam in den Muskeln seines Liebsten versenkte und sich zu bewegen begann, und die kleinen Hämmerchen im Flügel die Saiten durch die Bewegung des Instruments anschlugen, begannen sie eine Symphonie ihrer eigenen Lust zu schreiben. Eine Symphonie, deren Noten sich tief in Thomas' Gedächtnis einprägten, bis zu ihrem verstandverschlingenden Höhepunkt.
„Oh mein Gott..." Mit wackeligen Beinen kletterte Micha mit Thomas' Hilfe von dem unglaublich teuren Instrument, das er von nun an nie wieder mit denselben Augen sehen würde. „Du darfst auch Tom zu mir sagen", gluckste der Musiker, der noch immer im Glücksrausch gefangen war. Micha schlug ihm spielerisch gegen die Brust, lachte überrascht auf, als Tom ihn erneut anhob und dann krachend mit ihm auf dem Bett landete. „Ich liebe dich", wispernd, sah er ihm in die so wundervollen grünen Augen, die ihn an Frieden, Ruhe und die Natur erinnerten.
„Bleib bei mir...", bat er sanft und sah, wie Micha schon antworten wollte, dass er das doch sowieso tun würde, worauf er ihn mit einem Finger auf dessen Lippen stoppte und sanft den Kopf schüttelte. „Ich meine, für immer", wispernd, küsste er ihn erneut und spürte, wie Micha leicht stutzte und ihm dann fragend in die Augen sah. „Wie meinst du das? Für immer?"
Ein leicht melancholisches Lächeln legte sich auf Thomas' Lippen, doch er antwortete nicht, küsste ihn stattdessen erneut und legte sich schließlich neben ihn, um ihn an sich zu ziehen. Als er seinen Blick durch das Fenster zu den Sternen schickte, sah er, wie eine Sternschnuppe einmal von rechts nach links durch sein Blickfeld zog. Ein verstohlenes Lächeln auf seinen Lippen gab den Wunsch, den er der Sternschnuppe gerade anvertraut hatte, nicht preis, doch alles, was er sich wirklich wünschte, war gerade hier... In diesem Zimmer.
DU LIEST GERADE
Living Next Door
RomanceAus persönlichen Gründen kehrt Thomas London den Rücken und zieht nach Köln in eine Reihenhaushälfte. Bereits kurz darauf trifft er auf seinen attraktiven, aber anscheinend immer mies gelaunten Nachbarn Michael. Die Missverständnisse häufen sich und...