Kapitel 38 | Michael
Es war regelrecht bezaubernd, Thomas beim Spielen zuzusehen und vor allem zu hören. Micha war überzeugt, noch nie so glücklich in seinem Leben gewesen zu sein. Später lag er auf Thomas' Brust, der ihm die Haare kraulte und schaute in den Himmel. Bald erschienen die ersten Sterne. Zusammen schauten sie diese an und Tom zeigte Micha einige Sternbilder, die man durch den Ausschnitt seines Dachfensters erkennen konnte. Dabei achtete er allerdings mehr auf Thomas' Gesicht als auf die Sterne.
„Hörst du mir überhaupt zu?", fragte dieser irgendwann belustigt. „Ich versuch's... Aber leider ist dieser Ausblick schöner als die Sterne." Eine leichte Röte überzog daraufhin Toms Wangen. „Gott, Thomas, kannst du bitte aufhören, ‚so' zu sein?" Er umfasste dessen Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn liebevoll. Sanft berührten sie sich, streichelten sich und liebten sich noch einmal, bevor sie sich für die Nacht fertig machten.
Ebenso am nächsten Morgen. Sie hatten Zeit, da beide erst abends arbeiten mussten. Diese nutzen sie intensiv, um den Körper des anderen noch besser kennenzulernen. Sie wussten selbst, dass sie bald aus ihrer rosaroten Blase ausbrechen mussten. Aber noch war es nicht soweit.
„Ok, wir gehen jetzt duschen." Thomas' Augenbraue erhob sich anzüglich. „Und dann eine Runde in dem Park zu ‚unserem' Steg. Danach noch etwas einkaufen fürs Abendessen und für morgen." Tom lachte auf. „Na gut. Aber zuerst duschen." Michael dachte schmunzelnd, dass duschen für ihn mittlerweile eine irgendwie andere Bedeutung erhalten hatte.
Die nächsten Tage liefen alle ähnlich ab. Jede freie Minute verbrachten sie zusammen – oft ohne Kleidung. Aber sie gingen auch gern in den Park, oder Micha begleitete Thomas zur Philharmonie, wenn sein Dienstplan es zuließ.
Am Freitag hatte er gerade seine Schicht beendet und verließ das Krankenhaus durch den Personaleingang, als jemand sich von der Bank davor erhob und auf ihm zukam. Michael hatte sein Handy in der Hand, um Thomas zu schreiben, dass er auf dem Weg nach Hause wäre. Daher bemerkte er die Person erst, als er fast in diese hineinlief. Er schaute auf und erstarrte.
„Frank..." „Hallo, Michael." „Was willst du hier?" „Können wir vielleicht irgendwo hingehen, wo wir uns in Ruhe unterhalten können?" Micha schaute ihn grimmig an. „Um ehrlich zu sein, habe ich keine Lust und auch kein Bedürfnis, mich mit dir zu unterhalten. Also sag, was du sagen willst, und dann geh. Und mach es kurz." Frank war die Überraschung, ob Michaels barscher Worte deutlich anzusehen.
„Hör zu, ich vermisse dich. So sehr. Ich habe mich von meiner Frau getrennt. Ich bin endlich frei für dich. Bitte, Michael." Er horchte in sich hinein. Und wunderte sich, was diese Worte in ihm auslösten. Nämlich nichts. Gar nichts. Eigentlich glitten seine Gedanken sofort zu Thomas und wie sehr er ihn liebte. „Frank, es ist schön, dass du endlich zu dir und deiner Sexualität stehen kannst. Aber ich empfinde nichts mehr für dich. Und du hast mir sehr wehgetan. Sowohl während unserer gemeinsamen Zeit und erst recht, als du einfach gegangen bist. Mehr habe ich dir nicht zu sagen. Lebewohl." Damit ging er an Frank vorbei zu seinem Auto, ohne sich noch einmal umzudrehen.
„Ich bin da." Ein freudig lächelnder Tom kam ihm daraufhin aus seiner Küche entgegen und küsste ihn liebevoll. „Hi, ich habe dich vermisst." Bei den Worten stocke Micha kurz. „Was ist? Habe ich etwas Falsches gesagt?" Er seufze auf und griff nach Thomas' Hand. „Komm, setz dich." „Du machst mir Angst..." „Ach, nein. So schlimm ist es nicht." Er lächelte Thomas an. „Frank hat mich gerade am Krankenhaus abgepasst." Thomas versteifte sich sofort. „Was wollte er?"
Micha fuhr sich mit den Händen durch sein Gesicht. „Mich zurück... Hey, schau nicht so. Mir ist das total egal, was er will oder nicht. Ich will doch nur noch dich." Skeptisch sah Thomas ihn an. Michael griff nach seinen Händen. „Was soll ich sagen, damit du mir glaubst?" „Schon gut. Du kannst ja eigentlich nichts dafür. Danke, dass du so ehrlich zu mir warst und es mir erzählt hast." Tom lächelte ihn nicht sehr überzeugend an und wollte aufstehen, doch Micha hielt ihn zurück. „Thomas, du bist der Einzige für mich. Und wirst es immer bleiben. Ich... Ich liebe dich."
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Living Next Door
RomanceAus persönlichen Gründen kehrt Thomas London den Rücken und zieht nach Köln in eine Reihenhaushälfte. Bereits kurz darauf trifft er auf seinen attraktiven, aber anscheinend immer mies gelaunten Nachbarn Michael. Die Missverständnisse häufen sich und...