Kapitel 10 | Michael
Als Micha von Tom in sein Obergeschoss geführt wurde und er dieses Bett unter dem Dachfenster sah, schoss ihm ein Bild in den Kopf, was ihn fast aufkeuchen ließ – sie beide zusammen, nackt unter dem Sternenhimmel. Er konnte sich gerade noch bremsen, aber als Tom davon sprach, ihn um dem Schlaf zu bringen, huschte doch ein Lächeln über seine Lippen.
„Also, weißt du, eigentlich ist das mit der Klaviermusik echt nicht so schlimm. Du bist wirklich gut. Lass uns das mit der Dämmung doch erst mal verschieben. Können wir ja immer noch machen." „Sicher?" „Ja, ganz sicher." Micha lächelte ihn an und Tom zuckte mit dem Schultern. „Ok, wenn du meinst... Willst du dann wieder zurück zu dir, oder magst du vielleicht was essen? Ich könnte uns was bestellen." „Gerne. Aber ich hole dann etwas zu trinken von drüben." „Na gut." Thomas lachte und kratze sich dann verlegen am Kopf. „Ähm, wo bestellt man denn hier so? Was isst du gern?" „Der Thailänder zwei Straßen weiter ist klasse. Magst du Thai?" Tom Augen fingen an zu leuchten. „Ich liebe Thai!" Micha stand auf. „Ich habe noch eine Karte drüben. Ich gehe eben rüber."
Er kramte in der Kiste in der Küche, in der er die ganzen Flyer von Lieferdiensten aufbewahrte und seine Gedanken kreisten, ohne dass er es verhindern konnte, immer wieder zu dem Bett unter dem Dachfenster. Und zu Toms schönem Gesicht. Lustverzerrt. In eben diesem Bett. Er schüttelte den Kopf und versuchte, diese Gedanken zu verscheuchen. Als er die Karte gefunden hatte, nahm er noch ein Sixpack Bier aus dem Kühlschrank und machte sich wieder auf dem Weg rüber zu seinem Nachbarn.
„Hier, die Karte." Micha hielt sie Tom hin und als dieser sie nahm, berührten sich leicht ihre Fingerspitzen. Wie ein Schlag traf es Michael und ein Kribbeln breitete sich in seinem Körper aus. Dass Thomas ihm dabei in die Augen sah, machte es nicht besser – ganz im Gegenteil. Nervös räusperte Michael sich. „Das Pad Thai ist wirklich fantastisch." „Möchtest du das auch? Dann bestelle ich das direkt zwei Mal." Micha lächelte schüchtern und nickte.
Umso mehr Zeit er in Toms Nähe verbrachte, umso nervöser machte der schöne Schwarzhaarige ihn. Gott, er musste mit dieser Schwärmerei aufhören. Er wusste doch gar nicht, ob sein Nachbar überhaupt Männern zugetan war. Außer, dass dieser nicht verheiratet war, gab es keine weiteren Anzeichen dafür. Und das war ja nun wirklich sehr dürftig.
Zwischenzeitlich machte Tom sich daran, den Tisch auf der Terrasse für sie zu decken und lehnte Michas Angebot, ihm zu helfen, ab. Stattdessen setzte Michael sich mit einem Bier in der Hand auf die kleine Bank im Garten und beobachtete Thomas verstohlen. Du sollst damit aufhören, verdammt, schallte er sich in Gedanken und betrachtetet interessiert die Blumen um ihm herum. Sie plauderten noch etwas über Michas Beruf als Rettungssanitäter, von dem Tom sehr angetan schien. Er stellte viele Fragen und Michael musste immer öfter ein Seufzen unterdrücken, denn der britische Akzent war dermaßen hinreißend, je länger er Thomas zuhörte.
Das Essen wurde geliefert und beide nahmen am gedeckten Tisch Platz. Gespannt wartete Micha auf Thomas' Reaktion, als dieser die erste Gabel in seinem Mund schob. „Oh mein Gott. Ist das guuuuut", sagte er und stöhnte laut. Dieses Geräusch rauschte einmal durch Michaels kompletten Körper, um dann mit Wucht in seiner Mitte einzuschlagen. Sofort hatte er wieder das Bild von Toms lustverzerrten Gesicht unter den Sternen im Kopf. Er musste hier weg. Und zwar ganz schnell. Das konnte nicht gut gehen.
Hektisch stand er auf und sein Stuhl fiel fast nach hinten um, aber er konnte ihn gerade noch auffangen. „Tut mir leid. Ich muss gehen. Mir ist eingefallen, dass ich noch ein ganz dringendes Telefonat führen muss." Irritiert und leicht sauer sah Tom ihn an. „Ja, und was ist mit deinem Essen?" „Ich nehme es mit und mache es mir nachher noch mal warm." Thomas schnaubte nur und wedelte mit der Hand „Dann geh halt..." und machte sich wieder über sein Essen her und würdigte ihn keines Blickes mehr. Micha schluckte den Kloß in seinem Hals herunter, nahm die Pappschachtel mit seinem Pad Thai und schlich davon.
„Scheiße, scheiße, scheiße!" Er lief in seinem Schlafzimmer auf und ab und fuhr sich immer wieder durch seine blonden Locken. Er bekam Tom nicht aus seinem Kopf... und das Stöhnen nicht aus seinem Schwanz. Verdammt. Während er zum Bett ging, zog er bereits seine Hose samt Boxershorts herunter und umfasste seinen Penis. Nur wenige Bewegungen brauchte er, bis er kam.
Als er später wieder im Bett lag, konnte er Thomas immer noch nicht aus seinen Gedanken verdrängen. Nur war es jetzt das unglückliche Gesicht, das er aufgesetzt hatte, als Micha gegangen war, das ihn verfolgte. Wie aufs Stichwort erklang von nebenan Klaviermusik – ein recht aggressives Stück, wie er feststelle. Leider kannte er sich mit klassischer Musik zu wenig aus, als dass er es hätte erkennen können. Trotz des unruhigen Stückes schlief er mit den Tönen im Hintergrund fast sofort ein und träumte, dass Tom dieses Stück für ihn spielte, während er auf dem Bett lag und ihm zusah.
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Living Next Door
RomanceAus persönlichen Gründen kehrt Thomas London den Rücken und zieht nach Köln in eine Reihenhaushälfte. Bereits kurz darauf trifft er auf seinen attraktiven, aber anscheinend immer mies gelaunten Nachbarn Michael. Die Missverständnisse häufen sich und...