Aus persönlichen Gründen kehrt Thomas London den Rücken und zieht nach Köln in eine Reihenhaushälfte. Bereits kurz darauf trifft er auf seinen attraktiven, aber anscheinend immer mies gelaunten Nachbarn Michael. Die Missverständnisse häufen sich und...
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„Mein Gott, Thomas, du machst einen ja ganz verrückt! Wenn du so weiter machst, hast du dein Laminat gleich durchgelaufen." Zum gefühlten hundertsten Male schritt der großgewachsene Musiker an James vorbei und ging seine Noten summend durch, bevor er sich wieder an den Flügel setzte, einige Passagen spielte und dann aufstand.
„Schluss jetzt!" James fing den Mann auf, der leicht zitterte und lenkte Thomas zu seinem Bett, damit er sich hinsetzen konnte. „Du hast seit gestern kein Auge zugemacht. Ganz ehrlich, Tom, hör auf damit!" Der Schwarzhaarige fuhr sich mit beiden Händen durch sein Gesicht und sah James schließlich gequält an. „Es liegt an diesem Blondschopf, hm?" Das tiefe Seufzen des Musikers ließ James schmunzeln.
„Mann, Mann, Mann ... Wenn du dich sehen könntest. Du siehst aus wie ein Häufchen Elend und dabei könntest du jeden Kerl haben, der da draußen herumläuft." „Jeden außer Michael", schnaubend, sah Thomas nur, wie James ihm ein mitfühlendes Lächeln zuwarf. „Du weißt, was man über das Gras des Nachbarn sagt, hm?" „Nicht hilfreich", knurrend ließ sich Tom mit dem Rücken auf das Bett fallen und schlug die Hände erneut vors Gesicht.
„Seine Freundin ist total nett. Das ist ja das Schlimme! Ich kann nicht mal sagen, das Paar da drüben besteht aus Arschlöchern. Nein! Es ist nur, dass ..." „Das Arschloch, das du gerne hättest." Der Blick, den Tom seinem Freund zuwarf, ließ diesen auflachen. „Sorry, sollte keine Zweideutig sein. Ich hab's zu spät bemerkt." Augenrollend starrte Thomas an die Decke und murmelte: „Was mache ich, wenn er tatsächlich morgen da ist? Was mach ich, wenn er nicht da ist?" „Ein perfektes Konzert geben. Was denn sonst?" Die trockene, wie auch ernstgemeinte Antwort ließ Tom nur noch ergebener aufstöhnen.
„Wenigstens die Generalprobe lief wie erwartet. Ich habe natürlich bei ‚Who want's to live forever' zwei Töne vergeigt. Die Sängerin fand's ziemlich ätzend." „Sie wird es überleben. Du weißt, dass es Glück bringt, wenn man die Generalprobe versaut." „Alles, was ich will, ist den morgigen Tag hinter mich bringen und dann sehen wir weiter. Ich muss wirklich mal wieder abschalten, Jamie. Ich dachte, in Deutschland würde alles einfacher, dabei wurde es doch fast genauso wie in London!" „Bis auf irre Stalker mit Messern, die dir das Herz rausschneiden wollen", brummend erwiderte James den giftigen Blick seines Freundes mit stoischer Ruhe.
„Auf welcher Seite stehst du noch mal?" „Auf der, die deinen Anzug für morgen dampfbügelt und bereit hängt. Also, Mister Depression, auf mit dir! Ich will die zwei Stücke noch mal hören und wehe, du versaust mir den Mozart noch mal, dann hau ich dir auf die Finger!"
Als es am Abend klingelte, erwartete Tom Matthias bereits an der Tür. „Alles ok? Nervös?" „Frag besser nicht", lachend ließ er Michaels Freund herein und grinste, als dieser stutzend zu James herübersah. „Darf ich vorstellen: James Grand, Erstes Piano der Londoner Symphonic und quasi mein Lehrmeister. Matthias, der Freund meines Nachbarn und seiner Freundin."
Die Art, wie Tom das letzte Wort betonte, ließ Matthias die Braue hochheben. „Conny ist Michaels beste Freundin, nicht seine Freundin. Ich dachte, das wüsstest du." Als würde ihm jemand den Boden unter den Füßen wegziehen, hatte Thomas das dringende Bedürfnis, sich zu setzen. Also war der Kerl doch ein Schwulenhasser? „Na ja, spielt wahrscheinlich eh keine Rolle. Wirklich. Ich denke, du sagst ihm nicht, dass du hier warst, sonst wirst du auch noch zur Persona non grata erklärt." „Wieso das denn?", fragte Matthias verwundert und nahm den Umschlag mit den Karten für die erste Reihe in Empfang. „Ich schätze, du kannst es dir selbst denken. Vielleicht erklärst du Michel ja irgendwann, dass die böse Schwuchtel dich nicht bei erstbester Gelegenheit besprungen hat."
Nun völlig irritiert zog Matthias die Stirn kraus, sagte aber nichts, sondern ließ sich bereitwillig zur Tür führen. „Bis morgen Abend dann ..." „Ich freue mich auf euch. Und kein Glück wünschen, ok? Das bringt Unglück." Als Matthias lachte, stimmte James mit ein und drückte ihm kurz die Hand beim Rausgehen. „Sag einfach toi toi toi."
Während er Matthias noch einmal kurz zuwinkte, sah Tom im Augenwinkel, wie die Tür nebenan aufging. Sofort zog er sich zurück und warf seine Tür schwungvoll zu. Sehr zum Amüsement seines Freundes. „Warum machst du nicht gleich eine Mauer zwischen eure Grundstücke?" „Bring mich bloß nicht auf Ideen."