Kapitel 18 | Michael

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Kapitel 18 | Michael

Micha hörte in den letzten Tagen rein gar nichts von Tom

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Micha hörte in den letzten Tagen rein gar nichts von Tom. Gelegentlich sah er ihm vorm Haus schnellen Schrittes seines Weges gehen. Eigentlich dachte er, dass er sich dann besser fühlen würde. Aber natürlich war genau das Gegenteil der Fall. Wie konnte man jemanden, den man erst so kurze Zeit kannte, so sehr vermissen, dass es schon körperlich weh tat?

Jeden Tag machte sich Conny mehr Sorgen um ihm. „Und wenn du einfach mal mit ihm sprichst? Ihm zumindest mal andeutest, dass du im gleichen Team spielst wie er?" „Ja, und was hätte ich davon? Außer, dass es total armselig ist?" „Hey, wie oft hast du diesen ominösen Freund denn gesehen? Ein Mal? Und danach wie oft noch?" Da musste Michael ihr zustimmen. Seit dieser einen denkwürdigen Begegnung ist ihm Toms Freund nicht mehr untergekommen.

Die Tage schlichen dahin und er wusste nichts mit sich anzufangen, bis Conny ihm am Freitag eröffnete, dass sie heute Abend feiern gehen würden. „Ne du. Echt lieb, aber nein danke." „Du hast keine Wahl. Ich hole dich um 22 Uhr ab. Keine Ausreden. Wir gehen ins Silverlight." Ergeben seufzte Michael. Er wusste, er hatte eh keine Chance.

Der Club war extravagant, laut und voll – ganz typisch eben. Sie drängten sich durch die Menge, bis sie einen freien Tisch ergattern konnten, an dem sie einen guten Blick auf die Tanzfläche hatten. Corinna wollte ihm heute jemanden „aussuchen". Allein bei dem Gedanken daran, lief es Micha eiskalt den Rücken runter. Er wollte doch nur einen – und der war halt unerreichbar. Aber ein bisschen gucken zur Ablenkung schadete ja nicht.

Er machte gute Miene zum bösen Spiel, aber lehnte natürlich alle Typen aus diversen Gründen ab. Bis Conny auf einen großen, blonden Kerl zeigte. Sofort war Micha hellwach. Das war doch.... Nein... Oder etwa doch? War das nicht Toms Freund, der da gerade lasziv mit einem dunkelhäutigen Schönling tanzte? Leider konnte er ihn im Schummerlicht nicht so genau erkennen, daher wagte er sich auf die Tanzfläche in die Nähe der beiden.

Als der Dunkelhäutige verschwand, nutzte Michael die Gelegenheit und trat an Thomas' Freund heran. Leicht skeptisch wurde Micha von diesem beäugt, bis sich ein Erkennen auf dessen Gesicht ausbreitete. „Ach, bist doch der Nachbar von Tom, oder?" „Ja genau, der bin..." „David, kommst du? Wir ziehen weiter zu Holger nach Hause." Der Dunkelhäutige schlang seinen Arm um David und zog ihn von Micha weg.

Was zur Hölle war das denn? Michael wusste nicht, was er von dieser Begegnung halten sollte. Und vor allem hatte er keine Ahnung, was er mit dieser „Information" jetzt anfangen sollte? Sollte er es Thomas erzählen – ganz uneigennützig? Aber was, wenn die beiden eventuell eine offene Beziehung führten? Oder wer weiß, vielleicht lief ja zwischen David und diesem anderen Kerl nichts – auch wenn das gerade definitiv anders gewirkt hatte. Er würde sich sicher nur zum Deppen machen.

Die nächsten Tage waren seine Schichten sehr stressig. Das Sommerwetter führte zu vielen Kreislaufkollapsen und Badeunfällen. Er war immer völlig erledigt, als er zuhause ankam. Daher war er auch nicht begeistert, als Conny ihn wieder „entführen" wollte – ausgerechnet zu Toms ersten Konzert in der Philharmonie. „Du kommst mit. Keine Widerrede. Du weißt, du verlierst. Vielleicht wird es doch ein netter Abend. Wir gehen doch alle zusammen hin." Conny versuchte jetzt schon seit einer halben Stunde ihn zu überzeugen. Er hielt es für keine gute Idee. Thomas spielen zu sehen, würde sicher schwer für ihn werden. Aber wenn er ehrlich war – verpassen wollte er sein erstes Konzert eigentlich um nichts auf der Welt. Er war so hin- und hergerissen und gab dann schließlich nach. Was hatte er schon zu verlieren? Sein Herz besaß er eh schon längst nicht mehr.

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