Abstand

181 10 9
                                    

Es vergingen Tage bis ich Anakin schließlich wieder sah. Er wurde wieder für einsatztauglich befunden, aber ich spürte, dass ihn etwas belastete.
Auf der Krankenstation hatte ich ihn nicht noch einmal besucht, noch immer versuchte ich einen professionellen Abstand zu ihm zu halten.
Wir wurden gemeinsam zum Rat der Jedi gerufen um eine neue Mission anzutreten, nun standen wir nebeneinander und hörten uns den Bericht des Rates an.
Es ging um eine Versorgungsmissionen. Hilfsgüter wurden an der Front von Kashyyyk benötigt. Die Wookies kämpften dort gemeinsam mit Meister Yoda und seinen Klontruppen gegen die Separatisten.
Für diese Mission würden sie die Hilfe meiner Spezialeinheit benötigen um die Hilfsgüter unentdeckt an der Blockade über dem Planeten vorbei zu bringen, während Anakin die dort stationierten Separatisten der Blockade ablenken würde.
Mit einem respektvollen Nicken verabschiedeten wir uns und machten uns gemeinsam auf den Weg. 
Wir schwiegen den ganzen Weg bis zum Hangar. Dennoch spürte ich, dass es ihn etwas bedrückte. Ich spürte Enttäuschung und Ärger in ihm. Verkrampft versuchte ich es zu ignorieren. Stattdessen sah ich stur geradeaus. Das Licht der aufgehenden Sonne tauchte die Korridore des Tempels in rotes Licht. Trotz der frühen Morgenstunden waren schon einige Jedi auf den Gängen unterwegs. Einige Padawane und Jünglinge sahen mich nur an und tuschelten leise miteinander, als wir an ihren vorbei gingen. Ich wusste genau worüber sie redeten. Der Anschlag auf den Tempel und mein Prozess war noch immer ein heißes Thema im Orden, obwohl es bereits 5 Jahre her war. 
Es bereitete mir noch immer Magenschmerzen, auch wenn ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. 
Anakin schien ebenfalls zu merken, dass etwas nicht stimmte, denn er sah mich von der Seite an, wenn er glaubte ich würde es nicht merken. Trotzdem sprach er mich nicht darauf an. 
Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis wir den Hangar erreichten. Unsere Männer waren bereits an Board des Kreuzers, also beeilten wir uns in ein Shuttel zu steigen um zum Kreuzer zu kommen. 

Die nächsten Stunden verbrachten wir im Hyperraum mit der Planung der Mission. Es dauerte den ganzen Tag, bis wir einen geeigneten Schlachtplan zurechtgelegt hatten und die Planung zunächst abschließen konnten. Alle waren erschöpft, aber der Weg bis nach Kashyyyk würde noch einige Stunden dauern, daher entließen wir unsere Männer um sich auszuruhen. Während der gesamten Lagebesprechung kam ich mit Anakin wunderbar aus. Wir stritten uns nicht und niemand viel dem anderen ins Wort. Trotzdem war etwas anders als damals. Wir begegneten uns mit professioneller Distanz und so sehr es mir weh tat so kalt mit ihm umzugehen, desto mehr glaubte ich daran, dass wir diese Mission gut gemeinsam meistern würden.
Jedenfalls bis er die Worte aussprach bevor denen ich mich die ganze Zeit gefürchtet hatte.
Ernst sah mich mein ehemaliger Meister an. "Ahsoka? Auf ein Wort?"
Ich nickte schwach und verabschiedete mich von Admiral Yularen, bevor ich mit Anakin die Brücke verließ.
Es war mir nicht genau klar, worüber er mit mir sprechen wollte, aber da er auf dem Weg zu den Quartieren schwieg schien es etwas zu sein, dass er nur mit mir allein besprechen wollte.
Würde er mich fragen weshalb die anderen Jedi im Tempel hinter meinem Rücken tuschelten? Oder weshalb ich so distanziert war?
All das lief auf das gleiche Problem hinaus.
Meine Vergangenheit.
Der Prozess von dem er nichts wusste. Und er sollte es auch nie erfahren, aber was sollte ich ihm sonst sagen?
Was würde er tun wenn er davon wissen würde?
Ich konnte ihm auf keinen Fall davon erzählen. Er würde mir ausreden wollen, dass ich über einen erneuten, endgültigen Austritt aus dem Orden nachdachte.
Damals trat ich nur um seinetwillen dem Orden wieder bei. Weil es meine Aufgabe war ihn zu beschützen, ihn nicht allein zu lassen, aber jetzt? Er war wieder wach und es ging ihm gut. War diese Verantwortung damit nicht aufgehoben? Die Wahrheit war, dass ich es nicht wusste.
Wenn er nicht wäre würde ich darüber gar nicht nachdenken und wäre schon seit geraumer Zeit kein Mitglied des Ordens mehr.
Er konnte doch gut auf sich selbst aufpassen oder nicht?
Oder würde diese Verantwortung für immer auf mir lasten?
Wollte ich den Orden überhaupt verlassen? Jetzt wo er wieder an meiner Seite war?
Vielleicht wollte ich mir einfach nicht eingestehen, dass ich noch immer hier war, weil ich ihn einfach nicht verlassen konnte.

Ich wurde prompt aus meinen Gedanken gerissen, als wir unser Quartier betraten.

Are you proud of me, master?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt