30. Kapitel

1.4K 80 3
                                    

Kapitel 30

"Naaaa? Wie war dein Wochenende?", fragt Felix grinsend, wackelt mit den Augenbrauen.
"Mhm?"
"Ach komm schon. Ich weiß das du und Minho ein Date hattet."
"Es wurde nie als Date bezeichnet.-"
"Warte ich will es auch wissen!" sagt Jeongin, rutscht von Changbin seinem Schoß runter um zu den anderen zu gehen.
Die älteren bekommen es so gut wie nicht mit worüber gesprochen wird, da sie selbst sehr vertieft in ihrer Diskussion sind.
"Nur weil es nicht als Date bezeichnet wurde, heißt es nicht, dass es keins gewesen ist. Also? Wie war's? Was habt ihr gemacht?" fragt Felix, schaut ihn neugierig an.
Genauso wie Seungmin und Jeongin es tun.
"Ähm.."
Nun ist Jisung doch etwas überfordert, schüttelt sich kurz um einen klaren Kopf zu bekommen.
"Wir waren den ganzen Tag am Strand. Er hat mich abgeholt und dann waren wir dort. Waren etwas im Wasser und danach lagen wir nur im Sand und haben über alles mögliche geredet. Ich habe ihn mit Astrologie zu getextet." nuschelt Jisung, lässt gekonnt den Kuss aus.
"Nur das? Wie langweilig." schmollt Jeongin, bringt Felix zum kichern.
"Ich finds süß und romantisch."
"Es war wirklich ein schöner Tag." lächelt Jisung, stützt sein Kopf auf seinen Händen ab.
"Wie geht's Hyunjin?", fragt er dann Seungmin, möchte vom Thema ablenken.
"Ich weiß es nicht...Ich weiß es ehrlich gesagt absolut gar nicht. Er möchte nicht darüber reden. Ich weiß das etwas passiert sein muss in seiner Familie, aber er weigert sich strikt darüber zu reden."
"Vielleicht solltest du dich ihm als erstes anvertrauen? Ihm erzählen was in deiner Vergangenheit, vor ihm, passiert ist?", fragt Jeongin, weshalb Seungmin schluckt.
"Das kann ich nicht."
"Ich weiß es ist schwer, Seungmin, aber du musst es deinem Freund erzählen.."
"Ihm geht's schon nicht gut und dann soll ich das tun? Ihr spinnt doch."
Jisung schaut verwirrt zwischen den dreien hin und her, eh sein Blick auf Hyunjin fällt, welcher gedankenverloren aus dem Fenster der Bibliothek schaut.
Leise steht er auf, geht zu diesem und setzt sich neben ihm.
"Hyunjin?"
Erschrocken fährt dieser zusammen, sieht dann zu Jisung, entspannt sich wieder ein wenig.
"Ja?"
"Alles okay?"
Und dann Jisung das falscheste lächeln welches er jemals gesehen hatte.
"Natürlich. Ich bin nur unglaublich müde vom lernen."
"Und ich steh nicht auf Minho. Jetzt haben wir beide gelogen."
Hyunjin lächelt kurz, schaut den jüngeren an.
"Du musst nicht reden, Hyunjin. Aber lüg bitte nicht."
"Okay..."
Darauf ist es ruhig zwischen den beiden, bis Hyunjin sein Kopf auf Jisung seine Schulter legt, stumm weint.
Er kann es einfach nicht mehr zurück halten.
Es ist alles zu viel.
Viel zu viel.
"Hyung.."
"Ich bin okay.", haucht Hyunjin, glaubt sich selbst kein Wort, während er Seungmin zusieht, wie dieser Jeongin ärgert.
Schwach lächelt er, wischt sich übers Gesicht.
"Er ist süß nicht wahr?"
"Seungmin?"
"Nein, der Weihnachtsbaum hinter ihm. Natürlich Seungmin."
Jisung kichert etwas, streicht über Hyunjin sein Arm.
"Wie man es nimmt. Eher ärgert er gerne andere."
"So zeigt er nur das er einen liebt.."
Hyunjin atmet tief durch, setzt sich wieder gerade hin.
"Ich geh dann Mal an die frische Luft eine rauchen."
"Du rauchst?", verwundert schaut Jisung zu ihm hoch, als der ältere aufgestanden ist.
"Eigentlich nicht..aber ich hab wieder angefangen."
Hyunjin lächelt kurz, verlässt die verlassene Bibliothek um auf dem Hof, nach hinten zu den Tonnen zu gehen.
Früher stand er hier öfters mit Eric und Henry um zu rauchen.
Bis er aufgehört hatte.
Für Seungmin.
Doch jetzt?
Jetzt kann er es nicht mehr anders, hat wieder angefangen.
Und Seungmin?
Dieser wird ihn dafür hassen, aber gerade braucht er es einfach.
Es entspannt und lenkt ihn ab.
Jedenfalls ein wenig.
Er schaut in den Himmel, lehnt sich gegen die Mauer.
Hyunjin weiß selbst das er nicht ewig nicht schweigen kann.
Vor allem kann er es Seungmin nicht ewig verschweigen.
Er muss es ihm bald erzählen, aber wenn er es sagen würde, würde er es wohl realisieren und wäre dann ganz am Arsch.
So kann er noch tun als wäre es nicht real, als wäre es nicht passiert.
Wieder zieht er an der Kippe, schließt die Augen.
"Hyunjin."
Erschrocken lässt er die Zigarette auf dem Boden fallen, blickt zu seinem Freund.
Gerade als er nach Worten suchen möchte, lächelt der jüngere nur etwas, hält ihm seine Hand hin.
Überrascht nimmt Hyunjin diese.
"Lass uns gehen, ja? Ich möchte nach Hause. Scheiß auf die letzten drei Stunden. Die braucht eh niemand."
"Wirklich?"
Seungmin nickt nur, verschränkt ihre Hände miteinander.
"Ich möchte dir etwas erzählen, aber das ist am besten wenn wir alleine sind."
"Wieso? Bist du schwanger?"
Das musste Hyunjin einfach sagen. Es lag ihm auf der Zunge.
"Haha..ich bin ein Kerl, Jinnie. Falls du es vergessen hast."
"Nein hab ich nicht. Letzte Nacht wurde ich davon sehr gut überzeugt."
Seungmin verdreht nur die Augen, zieht ihn mit.
"So ein Idiot.", nuschelt er.
"Und trotzdem liebst du mich."
"Manchmal frage ich mich echt wieso.", seufzt Seungmin, sieht zu dem älteren.
"Aber dann schaue ich dich an und weiß wieder wieso."
"Wieso? Weil ich so wunderschön bin?", fragt Hyunjin, neckt ihn ein wenig.
"Weil ich mich in dein Lächeln verliebt habe, Hyunjin. In dein Lächeln, deine Augen, in deinen Charakter. Auch wenn du ein Idiot bist."
Der ältere lächelt sanft, zieht Seungmin in seine Arme und atmet tief durch.
Zieht den Geruch seines gerade einzigen Sinn zum Leben ein.
"Ich liebe dich so sehr, Kim Seungmin."
"Ja..ja das ist jetzt genug kitschiger Shit. Wir sind nicht die anderen."
Hyunjin lacht leise.
Das erste Mal so richtig nach ein paar Tagen.
Doch kurz darauf fühlt er sich beschissen.
Er sollte nicht lachen.
Natürlich bemerkt der Lilahaarige den Stimmungsumschwung, zieht ihn mit zu seiner Wohnung.
"Setz dich auf die Couch. Kakao?"
"Nein...ich möchte nichts." sagt Hyunjin, setzt sich auf die Couch, zieht die Beine an sich.
"Okay..aber ich brauche etwas zum Essen..Sonst überstehe ich das Gespräch nicht."
"Möchtest du Schluss machen?!"
"Was? Nein! Spinnst du?" fragt Seungmin, sieht seinen Freund sprachlos an.
"Vor zehn Minuten habe ich dir noch gesagt das ich dich liebe du scheiß Vollidiot!"
"Und? Andere sagen einem noch während des Schluss machens das sie einen lieben."
Seungmin seufzt, holt sich eine Tüte Gummibärchen, setzt sich dann seinem Freund gegenüber.
"Ich möchte dir etwas erzählen.", sagt Seungmin, öffnet dabei die Packung, fängt an zu essen.
"Etwas was nur Minho und Jeongin wissen. Und meines Bedauerns auch Felix."
"Wieso wissen sie etwas was ich nicht weiß?"
"Weil es war als wir uns noch nicht kannten.", erklärt Seungmin, starrt an die Wand hinter seinen Freund.
"Jeongin und Minho haben mir raus geholfen. Deswegen habe ich auch meine eigene Wohnung und keinen Kontakt zu meiner Familie..auch wenn man es wohl nicht Familie nennen kann.."
Er atmet tief durch, greift nach Hyunjin seiner Hand.
"Mit fünf wurde mir die Kindheit und die Unschuld genommen.", sagt Seungmin, spricht es zum zweiten Mal laut aus.
Und es tut noch immer weh.
Er stockt etwas, umklammert Hyunjin seine Hand fester.
"Da war es das erste Mal das ich sexuell misshandelt wurde...Es war das erste Mal von so vielen malen. Es ging bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr so weiter. Ganze neun Jahre habe ich es stillschweigend über mich hergehen lassen. Nachdem ich es endlich gesagt habe, wurde mir nicht geglaubt. Niemand in meiner Familie hat mir geglaubt das mein eigener Vater mich misshandelt hatte, dass er mich vergewaltigt hatte als ich zehn geworden bin..Ich hatte jede Nacht panische Angst. Ich wusste sofort, wenn die Tür auf ging, dass er es ist. Ich wollte immer wieder schreien und weinen, doch konnte ich es nicht. Ich lag einfach still da, aus Angst noch schlimmeres zu erfahren, wenn ich mich wehren würde...als ich es nicht mehr für mich behalten konnte, hatte mir niemand geglaubt.
Nicht Mal meine Mutter. Nur Minho und Jeongin haben mir geglaubt, haben mich gefangen als ich gefallen bin. Noch immer leide ich darunter, deswegen darf mich niemand außer dir berühren. Ich bekomme Panik wenn es passiert. Und dazu gebe ich mir die Schuld. Ich gebe mir die Schuld das es passiert ist, dabei war ich ein Kind. Er hätte sein eigenes Fleisch und Blut niemals so berühren dürfen...er hätte ein richtiger Vater sein sollen...aber am Ende hat er alles abgestritten, niemand wollte mir glauben. Weder meine Familie noch die Polizei..."
Seungmin lässt stumm die Tränen laufen.
"Hätte mich Minho nicht raus geholt, wäre ich noch immer dort gefangen, wenn ich überhaupt noch leben würde.
Das letzte Mal ist drei Jahre her.
Vor drei Jahren hat er mich das letzte Mal berührt...
Und trotzdem spüre ich seine Hände immer noch auf mir, spüre seinen Atem an meinem Hals. Deswegen... deswegen verfalle ich öfters in eine Schockstarre wenn du mir nahe kommen möchtest...ich.."
Hyunjin zieht seinen Freund fest in seine Arme, lässt diesen weinen.
Er selbst hält ihn fest, bringt den Erzeuger seines Freundes in seinem Kopf folternd um.
Aber nicht nur den Erzeuger. Auch Seungmin seine restliche Familie bringt er in seinen Gedanken um.
Wie kann man so etwas jemanden an tun?
Wie?
Vor allem wie kann man das einem Kind antun?
Seungmin klammert sich an ihm, sucht Halt und Schutz bei Hyunjin.
Etwas was er bei ihm immer bekommen wird und schon immer bekommen hatte.
"Ich bringe ihn um." flüstert Hyunjin, streicht beruhigend über dem Rücken seines Freundes.
"Das ist er nicht wert...sie sind nichts Wert.", murmelt Seungmin, lässt ihn los um sich wieder richtig hin zu setzen.
"Wieso hast du es mir heute erzählt, Minnie?", fragt der ältere, wischt ihm sanft die Tränen weg.
"Weil ich dir vertraue, Jinnie. Und weil ich möchte das du genau das selbe tust. Das du mir vertraust."
"Ich vertraue dir, Baby...das tue ich wirklich.."
Hyunjin lächelt ihn sanft an.
"Nur..."

  - ist es so schwer es laut aus zu sprechen. Ich möchte es nicht wahr haben...Es darf nicht wahr sein.-

Seungmin streicht über seine Wange, lächelt sanft.
"Ist schon okay. Nimm dir Zeit, ja? Wollen wir baden gehen oder irgendwas anderes?"
"Baden klingt doch gut..Ich bereite alles vor."
Seungmin schaut seinem Freund nach, greift dann nach seinem Handy und schreibt Jeongin:

'Ich habe es ihm gesag.'

Jeonginnie: wie hat er reagiert?

'Ruhig. Wütend auf meine 'familie', aber ruhig.

Jeonginnie: geht's dir besser, Minnie?

'Ein wenig erleichterter, ja, aber wir reden später weiter. Bye!'

Jeonginnie: byebye.

Seungmin legt sein Handy weg, läuft ins Badezimmer.
"Ich habe uns schon Kleidung und Handtücher hingelegt. Ich wusste gar nicht das ich so vieles bei dir liegen gelassen habe."
Der jüngere lächelt sanft, legt die Arme um den größeren.
"Du darfst gerne bei mir einziehen, Jinnie. Du bist eh die meiste Zeit bei mir."
Hyunjin lächelt ein wenig, haucht ihm ein Kuss auf die Lippen.
"Überleg's dir.'
"Mach ich."
Seungmin lässt ihn wieder los, fängt an sich aus zu ziehen, genauso wie der Sechsmonate ältere.

Hyunjin schlingt die Arme um Seungmin, drückt ihn sanft an seine Brust, während der jüngere mit dem Schaum spielt, sich an Hyunjin kuschelt.
"Du magst kein heißes Wasser, Jinnie."
"Ich weiß, aber für dich ertrage ich es gerne."
Hyunjin drückt ihm ein Kuss auf dem Nacken, streicht über sein Bauch.
Eine Weile ist es ruhig zwischen den beiden, genießen einfach nur die Nähe des anderen, entspannen sich.
Seungmin dreht sein Kopf etwas zu Hyunjin, drückt ihm seine Lippen auf.
Fast sofort erwidert der ältere, legt eine Hand an dem Hinterkopf des jüngeren um ihn dort zu behalten.
Seungmin löst die Küsse nämlich sehr gerne sehr schnell.
Doch nicht heute.
Der jüngere dreht sich mehr zu ihm, sitzt nun auf seinem Schoß und beißt Hyunjin neckend auf die Unterlippe.
Natürlich nicht fest.
Der ältere löst sich von ihm, streicht über seine Lippe.
"Du liebst es mich zu beißen nicht wahr?"
Kichernd nickt Seungmin, streicht ihm durch die Haare.
"Wer braucht Knutschflecken wenn es Bisswunden geben kann? Abgesehen davon das beides gefährlich ist.", nuschelt Seungmin, spürt Hyunjin seine Lippen an seiner Schulter.
Immer wieder haucht der ältere ihm Küsse auf diese und seinem Schlüsselbein.
Jedoch unterbricht ein Handy klingeln ihre Zweisamkeit.
"Geh nicht ran.", schmollt Seungmin, doch hat Hyunjin schon nach seinem Handy gegriffen und den grünen Hörer gedrückt.
"Hwang? Ja...Ja, ich bin ihr Sohn... Nein schon in Ordnung. Ich komme vorbei..Danke. Auf wiederhören."
Hyunjin legt auf, sieht zu seinem Freund.
"Was ist los, Hyunjin?"
"Erinnerst du dich an dem Tag an dem mein Vater herausgefunden hat das ich mit einem Typen zusammen bin? Wo ich bei Minho in der Tanzschule dann gewesen bin?"
"Natürlich. Das ist nicht lange her."
"Er hat sich volllaufen lassen, Minnie...und meiner Mom dafür die Schuld gegeben. Er hat sie verprügelt. Schwerverletzt wurde sie ins Krankenhaus eingeliefert...Er wurde verhaftet, doch wird man auf sein Alkoholpegel pledieren, damit die Strafe geringer für ihn wird. Nur was nützt es?
Mom wurde ins künstliche Koma gelegt wegen ihren  ganzen inneren Verletzungen. Ich weiß nicht einmal wie wir das alles bezahlen sollen und ich weiß nicht ob sie wieder wach wird. Ob sie mich noch sehen möchte...es ist alles meine Schuld..."
Seungmin haucht ihm ein Kuss auf die Lippen, wischt ihm sanft die Tränen weg.
"Du bist nicht Schuld, Hyunjin. DU bist ganz sicher nicht schuld daran wie dein Vater ist."
"Würde ich keinen Mann lieben wäre es nie so geendet..."
"Jinnie..", haucht Seungmin, doch schiebt Hyunjin ihn nur von seinem Schoß.
"Ich muss ins Krankenhaus."
"Lass mich mitkommen. Ich möchte nicht das du alleine dort bist.."
"Okay"
Seungmin steigt aus der Wanne, genauso wie der ältere.
Stumm ziehen sich beide an, eh sie genauso ruhig zum Krankenhaus laufen.
Hyunjin greift nach Seungmin seiner Hand, verschränkt sie miteinander.
"Wir schaffen das, Jinnie. Zusammen schaffen wir alles.", sagt Seungmin, drückt seine Hand fest, eh sie ins Krankenhaus gehen.

Star lost (Minsung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt