Kapitel 35/ Schmerz

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Leise kichernd halte ich vor der weißen Tür an und schaue nach links zu der großen Statue von Lucian, der neben mir steht

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Leise kichernd halte ich vor der weißen Tür an und schaue nach links zu der großen Statue von Lucian, der neben mir steht. Die Kapuze hat er sich endlich vom Kopf geschoben, wunderschöne Augen und rote Wangen entblößt. Lächelnd denke ich an das schöne Bild, das sich vor mir ergeben hatte, und bemerkt gar nicht, dass Lucian die Tür seines Zimmers öffnet und hineingeht. Eilig hüpfe ich ihm hinterher und laufe direkt gegen seinen harten Rücken, weil er plötzlich vor mir steht.

"Autsch, das tat weh. Scheiße, ist dein Rücken hart!", beschwere ich mich und reibe mir kurz über die Nase, während Lucian lacht und sich umdreht. Ein Grinsen rutscht mir über die Lippen und ich sehe mich in seinem Zimmer um, während Lucian nebenbei mit mir redet.

"Ich geh' kurz duschen. Kann ich dich allein lassen, ohne dass du mein Haus abfackelst?", fragt er mich schief grinsend und läuft zu einer weiteren Tür, die sich in seinem Zimmer befindet.

"Angst haben musst du nur, wenn Cherry im Umkreis von 100 Metern anwesend ist. Mach dir bei mir keine Sorgen, ich schaue mich einfach um und warte auf dich", antworte ich kichernd und mustere sein großes Fenster, durch das man direkt auf meinen Balkon sehen kann. Sogar meine Zimmertür und ein Teil meines Kleiderschrankes sind zu sehen, was mich die Augen aufreißen lässt. Er hat mich also definitiv schon öfter als ein Mal in Unterwäsche gesehen, wenn er solch einen Ausblick auf mein Zimmer hat. Als Lucian leise im Badezimmer verschwindet und die Tür mit einem leisen Klicken verschließt, sehe ich mich sofort richtig um. Direkt neben seiner großen Tür steht ein großer, schwarzer Kleiderschrank und eine saftig grüne Zimmerpflanze, die verdammt gesund aussieht. Ein großes Bett steht an der rechten Wand seines rechteckigen Zimmers und ist besetzt von dunklen Kissen und einer großen Bettdecke. Ein einzelner Nachttisch steht auf der rechten Seite des Bettes, während links ein großes Aquarium platziert ist. Viele bunte Fische bewegen sich entspannt im Wasser und sind beleuchtet von blauem Licht, da es bereits dunkel im Raum ist. Knapp sehe ich auf Lucians Wecker und stelle fest, dass es bereits 23 Uhr ist. Als ich mich weiterhin umsehe, erkenne ich einen großen, aufgeräumten Schreibtisch auf der linken Seite der Zimmertür, neben dem direkt der Eingang zum großen Badezimmer ist. Das Coole an seinem Zimmer ist jedoch die große Couch, der Sitzsack und der Fernseher gegenüber seines Bettes. Eine Playstation und eine Wii-U haben Platz auf dem schwarzen Sideboard darunter gefunden, während schwarze Regale um den großen Fernseher hängen. Die meisten Fächer sind schwarz, doch bei den Fächern die aus Glas bestehen kann man viele Bücher, Videospiele, CDs oder DVDs erkennen. Lucians Zimmer ist stylisch, elegant und dunkel eingerichtet und trifft genau meinen Geschmack. Doch wenn jetzt noch überall blaue LEDs aufleuchten würden, wäre das mein absolutes Traumzimmer und ich würde nie wieder von hier verschwinden wollen.
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Lachend über meinen Fehler in Mario Kart halte ich mir den Bauch und lehne mich an der Couch zurück, während ich mich versuche, zu erholen. Mein Blick schweift nach oben und ich schaue zu Lucian, während ich meinen Controller neben mir ablege. Lucian sitzt grinsend neben mir, isst mit einer Hand das Popcorn, das er vor einer Stunde geholt hat, und schaut entspannt auf mich herunter, während der Controller locker in seiner linken Hand liegt. Ich mustere stumm sein wunderschönes Gesicht und weiß nicht, in welches Auge ich zuerst schauen soll. Links, oder rechts? Grün, oder Gold- braun?

"Noch eine weitere Runde, oder wollen wir aufhören?", fragt der große Schatten vor mir und grinst wissend auf mich herunter, als ich den Controller schnell auf seinem Couchtisch ablege.

"Du gewinnst sowieso immer wieder, du Cheater. Lass uns schlafen gehen, ich bin müde von heute", murmle ich und schließe kurz die Augen, während Lucian leise lacht und von der wirklich bequemen Couch aufsteht. Unbewusst lasse ich meine Augen geschlossen und lege mich einfach hin, während ich schon im Halbschlaf angekommen bin.
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Ich sehe sie durch verschwommene Sicht, die durch tausende Tränen entstanden ist. Dreck klebt an meinen Knien und an meinen Händen, mit denen ich mich abgestützt habe. Ich bin gefallen, in nasse Erde und dreckigen Waldboden. Schreiend. Doch inzwischen ist mein Hals wie zugeschnürt und ich schaffe es nicht einmal mehr, ein leises Schluchzen zu verlieren. Ich bin verstummt, mein Körper wie tot, meine Seeel ist leer. Immer noch klebt mein Blick auf meiner Schwester, die vor mir hängt. Ein dicker Strick hängt um ihren Hals, der mittlerweile Blau angelaufen ist. Sie sieht erbärmlich aus, und macht mir gleichzeitig furchtbare Angst. Ihr Kopf hängt leblos nach unten, die Augen sind geöffnet, ein Lächeln zeichnet sich wie geklebt auf ihren einst wundervollen rosenen Lippen ab. Nun sind sie weiß. Als mir plötzlich unter die Arme gegriffen wird bemerke ich erstmals das Blaulicht von Streifenwägen und die zwei anwesenden Krankenwägen. Menschen in roten Anzügen und blauen Uniformen rennen auf meine große Schwester zu, schneiden den dicken Strick durch und fangen sie ab. Ihr lebloser, abgemagerter Körper wird auf den Boden gelegt, ihr Kopf sanft festgehalten. Ich kann mich nicht bewegen, als mich jemand anhebt und davon schleift. Mein Blick klebt wie paralysiert auf meiner Schwester und meinen Eltern, die fassungslos auf die Menschentraube zu rennen. Mein Bruder zieht mich zu einem weiteren Krankenwagen, an dem Polizisten und zwei Sanitäter stehen und mich auf eine Liege heben. Das letzte was ich sehe ist meine Mutter, die auf die Knie fällt. Ohrenbetäubend laut schreiend, wie ich es vor einigen Minuten getan habe. Denn wir alle wissen, es ist zu spät. Wir haben versagt. Alle zusammen.

Ein lauter Schrei entflieht meiner Kehle und ich setze mich erschrocken auf, während meine beiden Hände meinen schweißnassen Hals umfassen. Tränen und Schweiß tropfen von meinem glühenden Gesicht, hinab auf meine Arme und Beine. Ich beobachte wie sich die nasse Substanz in dem Stoff von Lucians übergroßer Jogginghose ausbreitet, und schluchze laut auf. Mein Kopf brummt fürchterlich laut und ich brauche einige Sekunden um festzustellen, wo ich bin. Dann fällt es mir ein. Ich befinde mich in Lucians Bett, umgeben von Kissen und eingedeckt in eine schwarze Decke. Das Zimmer ist bis auf das Licht des Aquariums stockdunkel und als ich meinen Kopf nach rechts drehe, erkenne ich Lucians Balkon, durch den leichtes Licht scheint. Straßenlaternen erleuchten mich etwas und helfen mir dabei, mich umzusehen, als ich meinen zitternden Körper langsam aus Lucians Bett hiefe. Er liegt nicht mehr neben mir im Bett, doch ich erkenne seine dunkle Gestalt auf dem Balkon sitzen. Die glühende Asche seiner brennenden Zigarette ist zu sehen und in mir keimt der Wunsch, mein Cannabis zu rauchen, drängelnd auf. Mit großen Schritten laufe ich zur geschlossen Balkontüre, ziehe sie kräftig auf und betrete, ohne den Versuch leise zu sein, den modernen Balkon. Die Kälte der Fliesen unter meinen nackten Füßen kühlt mich ab und eine Gänsehaut rastet auf meinem Körper, der bloß bedeckt von einer Jogginghose und einem Tshirt von Lucian ist. Ich bin auf Lucians Couch eingeschlafen, wurde noch einmal leise aufgeweckt und habe mich im Halbschlaf in Lucians Klamotten gequält, ehe er mich an sein Bett geführt hat. Wie ohnmächtig habe ich geschlafen, doch trotzdem seine angenehme Wärme an meinem Rücken gespürt. Doch nun ist er weg, und meine Albträume zurück.

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Ihr bekommt immer mehr Rückblicke in Eva's Vergangenheit..doch was, wenn auch Lucian eine schlimme Vergangenheit hat?

Manchmal brauchst du Schmerz, bevor dein Herz richtig erblühen kann.

Bad Neighbor | Don't Lose Your HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt