Stell dir vor, dein Leben ist eintönig, langweilig und voller Trauer, die du nicht loswirst. Mit jedem einzelnen Tag verschließt du dich mehr und deine Eltern, die nie zu Hause sind, tragen nicht gerade zu einer Besserung deiner Gefühle bei. Du lebs...
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Es ist spät geworden. So spät, dass mittlerweile die Sterne im Himmel scheinen und wir vom hellen Mond beleuchtet werden. Ich schaue zu Lucian, der genau mir gegenüber sitzt und mich ansieht. Ein leichtes Lächeln liegt auf seinen schönen Lippen, die ich plötzlich wieder schmecken will. Seinen einzigartigen Geschmack nach Minze, Zigarette und sich selbst, den ich nicht vergessen will und kann. Ich bin süchtig nach ihm, ganz klar, und ich kenne ebenso den Grund, warum es so ist. Dieser Mann ist einzigartig, obwohl ich so wenig über ihn weiß. Ich kenne sein Alter, ich kenne seinen Namen, seine Familie und seinen Wohnort. Mehr nicht. Ich weiß nicht, ob er einen Zweitnamen hat. Ich weiß nicht, wann genau Lucian Geburtstag hat. Ich weiß nicht, was seine Hobbys sind, und was er gut oder gar nicht kann. Das Wort Ahnungslos beschreibt mich im Moment ganz gut.
"Geständnis: Ich würde gern mehr über dich erfahren. Ich will deine Hobbys kennenlernen, ich will deine Stärken kennenlernen und ich will deine Schwächen kennenlernen. Alles, um dich besser einschätzen zu können. Bitte Lucian, verrate mit etwas über dich. Eine Kleinigkeit, deinen Geburtstag. Irgendwas", platzt es aus mir heraus, ehe ich mich zusammenreißen kann. Meine Worte kamen so plötzlich, dass Lucian einige Sekunden schweigt und mich still anschaut. Wieder treffen unsere Augen aufeinander und wieder weiß ich, warum nun das heiße Kribbeln durch meinen Körper rast.
"Ich heiße November mit Zweitnamen, wurde am 2.2.2004 in Mexiko City geboren und bin erst mit neun Jahren nach Amerika gezogen. Ich mache Kampfsport seit ich vierzehn bin und trainiere seit zwei Jahren Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren darin." , zählt Lucian überraschende Fakten über sich auf und ich höre seiner Stimme, die dunkler wird, nur zu gern zu. Einige Sekunden verweile ich still auf der Bank und schaue Lucian einfach nur an, bis ich beginne, ebenfalls zu reden.
"Das ist..krass. Du wurdest nach einem Monat benannt, hast an einem geilen Datum Geburtstag und machst schon so lang Kampfsport..aber das, was mich wirklich flasht, ist deine eigentliche Heimat.. Du bist ein fucking Mexikaner Lucian!", rufe ich begeistert, werde lauter und sehe ihn mit großen Augen an. Dieser heiße Mann vor mir ist ein fucking Mexikaner, und dass es mir nicht vorher aufgefallen ist, ärgert mich. Jetzt wo ich es weiß, erkenne ich jedoch, das er Mexikaner ist. Braune Haut, dunkles Haar, eine anziehende Ausstrahlung.
"Da siehst du mal wie wenig Ahnung du von mir hast. Doch trotzdem küsst du mich, bleibst bis in aller Dunkelheit bei mir und erzählst mir von deinen Problemen wie ein Wasserfall. Nicht dass ich es nicht will, denn ganz im Gegenteil, ich liebe es, dass du dich mir anvertraust", murmelt Lucian den letzten Satz so leise, dass ich wirklich Schwierigkeiten habe, ihn zu verstehen. Doch ich höre es, nehme seine Worte wahr und verkneife mir ein Lächeln bis zu den Ohren.
"Der Kuss war-!", beginne ich laut mich zu verteidigen und hebe meinen Zeigefinger, werde jedoch unterbrochen von Lucian selbst. Seine Stimme ist rau, als er meinen Satz, anders als ich es wollte, vollendet.
"- wundervoll, perfekt und unvergesslich. Ich fand es zu gut, um ihn mit Worten zu beschreiben, also halt die Klappe und versuche erst gar nicht mir erzählen zu wollen, dass er nicht gut und ein Versehen war. Denn das war er definitiv nicht. Niemals", spricht seine Stimme dunkel und ich liebe es. Ich liebe es, und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann liebe ich auch ihn. Den Mexikaner vor mir. Den geheimnisvollen, mysteriösen Schatten auf dem Balkon gegenüber. Meinen heißen Nachbar. Einfach Lucian.
