Kapitel 20/ Ihre Zeichnung

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Ein normaler Tag

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Ein normaler Tag. Dachte ich jedenfalls.
Doch als Eva geflohen ist, genauso wie ich es davor getan hatte, wusste ich bereits, dass etwas passieren wird. Meine Zigarette, die ich mir nach Evas Verschwinden anzünden wollte, ging nicht an. Mein Feuerzeug, das ich benutzen wollte, ließ sich die ersten drei Male nicht entzünden. Und mein Magen machte plötzlich Geräusche, die ich so nicht kenne. Nicht mehr. 

Ich gehe trotzdem zurück in das volle Schulhaus, suche den Klassenraum für die nächste Unterrichtsstunde und schaue, sobald ich den Raum betrete, auf meinen Platz neben dem lockigen Blondschopf, der zu Evas besten Freunden gehört. Kein einziges Mal habe ich sie mit anderen Leuten gesehen, obwohl Eva beliebt ist. Verständlich.

Auf dem Weg zu meinem Stuhl in der vorletzten Reihe schaue ich auf den leeren Platz, an dem Eva sitzen sollte. Der Blondschopf sitzt nun darauf, direkt neben der Orangehaarigen, die mich bereits ansieht, als ich auf beide zu gehe. Still setze ich mich auf meinen alten Stuhl, lasse meinen schwarzen Rucksack neben mich fallen und zücke mein Handy, auf dem ich auf die Uhrzeit schaue. 10:11 Uhr.

Mrs. Schnitzler, die zweite sehr unfreundliche Lehrerin an dieser Schule, stürmt in den Klassenraum, stellt ihre braune Tasche auf dem Boden ab und begrüßt uns harsch, ehe sie mit ihrem Deutschunterricht beginnt. Ich kann Deutsch und habe somit keine Probleme dabei, ihre plötzlichen Fragen zu beantworten, als sie mich lautstark aufruft.

"Lucian! Übersetze den Satz: "Ich war gestern mit meiner Familie in einem tollen Restaurant und habe einen vollen Teller Nudeln gegessen", auf Deutsch", ruft sie und hebt ihre graue Brille auf den Kopf. Ich brauche nicht lang um zu antworten und übersetze ihr den wirklich langweiligen Satz, der wohl schwer sein soll, in wenigen Sekunden auf Deutsch. Die alte Schreckschraube zieht überrascht die Brauen nach oben und macht mit ihrem langweiligen Unterricht weiter, während ich durchgängig auf die braune Tischplatte starre. Doch plötzlich beginnt ein Handy zu klingeln und ich weiß, dass es von einem der Beiden hinter mir kommt, weil sie sofort Evas Namen sagen. Die Klasse dreht sich neugierig zu ihnen um, doch die Blicke bleiben teils auf mir und meiner schwarzen Kapuze kleben. Wie sollte es auch sonst sein? Noch niemand hat mich ohne diese gesehen.
Nichtmal Eva.

"Mrs. Schnitzler, dieser Anruf ist wichtig! Darf ich kurz dran gehen?", fragt der Blondschopf unsere Lehrerin freundlich, und zu meiner großen Überraschung nickt sie tatsächlich. Evas Kumpel nimmt den Anruf also an und lehnt sich zur Tomate, wie ich sie nun nenne, die verständlicherweise mithören will.

"Asra? Was ist los? Wir dach-", setzt er an, alle anderen hören neugierig zu. Ich höre ebenfalls die Stimme dieser Frau und erkenne ein lautes Schniefen, was darauf hindeutet, dass sie weint. Dann höre ich jedoch nur noch einzelne Schlagwörter, die mich schockieren. Eva, Unfall, Hubschrauber.
Ich stehe von meinem Platz auf und verlasse zusammen mit meinem Rucksack den Klassenraum und ignoriere Mrs. Schnitzler, die laut und verzweifelt meinen Namen ruft. 

Gerade als ich mich draußen an die Hauswand lehne, kommen der Blondschopf und die Orangehaarige ebenfalls aus dem Schulgebäude gerannt und hechten direkt an mir vorbei, zum vollen Schulparkplatz. Sie merken jedoch, dass sie kein Auto haben, weil Eva nun mal weggefahren ist und drehen sich schockiert zu mir um, als sie meine laute Stimme hören.

Bad Neighbor | Don't Lose Your HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt