Kapitel 23/ John und Namika

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Mittlerweile ist es früher Abend und ich versuche erneut, aus meinem Bett aufzustehen

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Mittlerweile ist es früher Abend und ich versuche erneut, aus meinem Bett aufzustehen. Diesmal jedoch mit einer Krücke, die mich am rechten Arm stützt. Ich verfluche in Gedanken meinen gebrochenen Arm plus mein angeknackstes Handgelenk, das mich am eigentlichen Gehen hindert, doch schaffe es bis zum Fenster meines Krankenzimmers. Tief atme ich durch und spüre leichten Schmerz, der durch mein Knie zieht, während ich mich auf dem Holzstuhl vor dem großen Fenster niederlasse. Die warme Sonne strahlt mir ins Gesicht und heitert mich etwas auf, während ich meine Augen schließe und am liebsten eine rauchen würde.
Doch der hier hängende Rauchmelder wird mich zu 100 % in die Scheiße reiten.

Meine Gedanken schweifen ab und ich frage mich, was meine Freunde gerade machen. Ob Cherry immer noch heimlich auf Ian steht und es nicht zugeben will, und ob Tommy sich noch mit Joshua trifft. Was machen meine Eltern, die nun in ihrem 5-Sterne-Hotel angekommen sein müssten, und was macht sie? 

Ein lautes Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken an mein Umfeld, doch drehe ich mich nicht um. Ich höre das Öffnen der Tür und Schritte, die quietschen. Ich weiß, dass es Jessica ist, denn keine der vielen anderen Krankenschwestern tragen quietschende Crocks. Es ist nur Jessica, die wegen ihrer Crocks und dem stets freundlichen Lächeln besonders aus der mies gelaunten Menge heraussticht.

"Evaaa, schau mal, was ich dir mitgebr-", setzt sie fröhlich summend an, doch unterbricht sie sich selbst. "-warum sitzt du dort und nicht in deinem Bett? Sag nicht, du bist schon wieder allein umhergelaufen"

Ich schmunzle und drehe langsam meinen Kopf nach links, während ich meine Augen öffne. Jessica steht mit den Händen in die Hüfte gestützt neben mir und schaut auf mich herunter, während eine Teetasse vor ihr auf dem Tisch steht. Ich schaue zu ihr nach oben und grinse unschuldig.

"Kind, Kind, Kind. Du machst mich fertig.", seufzt meine Krankenschwester empört. Dann beginnt sie jedoch zu grinsen und schiebt die dampfende Tasse zu mir herüber und sieht mich erwartungsvoll an.

"Pfefferminztee, extra für dich gekocht. Hab ich dir als Belohnung für deine Ehrlichkeit bei Frau Dr. Sommer mitgebracht. Aber ich habe noch jemanden dabei, und die beiden würden gern zu dir kommen"

Ich schaue auf den Tee und dann wieder zu Jessica, die mich lächelnd ansieht. Schließlich nicke ich und drehe mich auf dem Stuhl um, stoße mich jedoch dabei am Zeh und lasse einen lauten Fluch raus.

"Aua! Verficktes Stück Holz", beleidige ich den klapprigen Holztisch und schaue das Tischbein böse an. Doch plötzliches Lachen, das so unglaublich vertraut wirkt, lenkt mich von dem Schmerz in meinem kleinen Zeh ab, und ich hebe den Kopf ruckartig. In der Tür steht mein großer Bruder, lachend, mit seiner wunderbaren Freundin im Arm. Ungläubig mustere ich die Beiden und frage mich, wann ich die Zwei das letzte Mal gesehen, geschweige denn gehört habe. Ein unglaubliches Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus, als Jessica verschwindet und uns drei allein im Raum lässt.

"So kenne ich meine kleine Schwester.
Impulsiv und vorlaut wie immer", höre ich meinen Bruder lachen. Eilig springe auf, vergesse mein schmerzendes Knie und falle in seine starken Arme, die mich auffangen. Ich drücke meinen Kopf gegen seine breite Brust und unterdrücke ein Schluchzen, als er mich näher an sich drückt und meine Nase seinen heimischen Duft wahrnimmt.

"John", schniefe ich und hebe den Kopf, um in das dunkle Blau seiner liebevoll glänzenden Augen zu schauen. John sieht aus wie unser Vater, nur ist er deutlich trainierter durch seinen Job als Mechaniker. 

"Eva", lächelt John auf mich herunter und entblößt zwei Reihen weiß strahlender Zähne, die jahrelang von einer Zahnspange gerade gerückt wurden. Noch ganz genau kann ich mich an damals erinnern, als wir ihn ausgelacht hatten, weil er und seine ebenfalls Zahnspange tragende Freundin sich beim Küssen verhakt haben. Doch nun lösen wir uns langsam und John drückt mir meine Krücke unter den Arm, während ich nun seiner wunderbaren Freundin in die Arme falle. Namika, eine braunhaarige Amerikanerin im sportlichen Stil.

"Namika", nuschle ich in ihre Halsbeuge und nehme wie immer das tolle nach Rosen duftendes Parfüm wahr. Still rieche ich sie und puste gegen ihr schulterlanges Haar, dessen Locken mich an der Nase kitzeln. Namika drückt mich in ihre Arme, was dazu führt, dass ich näher an ihren sportlichen Körper trete. Doch plötzlich ist da etwas im Weg, dass sich anfühlt, wie ein Bauch. Ein runder Bauch.

Sofort lasse ich die Freundin meines Bruders los, nehme humpelnd Abstand und schaue auf ihren Bauch. Namika trägt ein gelbes Sommerkleid, eine weiße Tasche und gleichfarbige Ballerinas, die super zum goldenen Schmuck, den sie immer trägt, passen. Doch unter ihrem Kleid ist eine sichtbare Wölbung und ich schaue weiterhin drauf, als mein Bruder eine Hand um Namikas Taille legt und dabei ihren Bauch zärtlich berührt.

"Ist es das, was ich denke, was es ist?", frage ich und keuche schockiert, als Namikas Hand sanft über ihren Bauch streicht. Mein Bruder schaut seine Freundin an, nickt und greift in seine Hosentasche, um etwas herauszuholen.
Dann gibt er es mir in die Hand und nickt auffordernd, während Namikas Lächeln wächst. Langsam senke ich den Kopf und schaue auf das Bild. Auf das Ultraschallbild. Es rattert in meinem Kopf und dauert nicht lang, bis ich erkenne, was auf diesem Ultraschallbild zu sehen ist. Ruckartig hebe ich den Kopf und spüre ein immer breiter werdendes Lächeln auf meinen Lippen. 


"Jetzt ehrlich?!", rufe ich und schaue meinen Bruder und Namika mit hundert Fragezeichen im Kopf an.

"Jetzt ehrlich. Ja!", bestätigen mein Bruder und Namika gleichzeitig. Und dies ist der Moment, in dem ich den Beiden gleichzeitig in die Arme springe und eventuell ein klitzekleines Freudentränen verliere. Wir lachen zusammen, ich wische mir die Träne aus dem Augenwinkel und beuge mich zu Namikas Bauch. Fragend sehe ich sie an, erhalte ein Nicken ihrerseits und lege vorsichtig meine Hand auf ihren bereits großen Babybauch. Da drinnen liegt also meine Nichte, denn es wird ein Mädchen.

"Man John, du kannst ja doch was!", rufe ich lachend und richte mich wieder vollständig auf, was meine bald angeheiratete Tante lachen lässt. Denn beide bekommen nicht nur ein Kind und leben zusammen, nein. Sie sind auch seit knapp einem Jahr verlobt.

"Mach du erstmal was Krasseres, Schwesterchen! Du baust schließlich Unfälle, während ich eine Familie gründe", grinst mein großer Bruder mich an, was mein Lächeln fallen lässt.
Er spricht nun also ebenfalls den ernsten Part an, aber was habe ich auch erwartet? Dabei spielt es nun mal keine Rolle, ob ich Tante werde oder nicht.

___Later___

"Wir sehen uns bald wieder, okay?
Ich will euch nicht wieder erst nach einem halben Jahr sehen und zum zweiten Mal Tante werden!", drohe ich meinem Bruder, der mir daraufhin einen leichten Klaps auf den Hinterkopf gibt. Da meine Gehirnerschütterung nur noch ganz leicht ist, geht das völlig klar, doch mein Bruder bekommt trotzdem eine von seiner Verlobten zurück, die doppelt so hart zuschlägt, und mich danach frech angrinst. Wir klatschen uns ab, ehe mir beide noch einmal winken und schließlich Hand in Hand aus meinem Krankenzimmer verschwinden. Mich lassen sie dabei in meinem Bett, in das mein Bruder mich getragen hat, liegen.

Das nächste Kapitel wird länger..und Emotionsreicher.

Bad Neighbor | Don't Lose Your HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt