Kapitel 27/ Sturm der düsteren Nacht

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"Fick dich, Lucian, ehrlich!"

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"Fick dich, Lucian, ehrlich!"

Das sind die ersten Worte, die ich in die Stille rufe, nachdem ich Lucian zurück auf meinen Balkon gezerrt habe. Wir stehen uns gegenüber und ich spüre das Brennen seines Blickes auf mir, doch es ist mir egal. Ich bin wütend.
So verdammt wütend, dass ich ihn am liebsten schubsen und gegen seine scheiß trainierte Brust schlagen will.
Doch nichts davon tue ich wirklich, denn stattdessen platzen die vielen Worte aus mir heraus und ziehen mich Stück für Stück näher an den Abgrund.

"Ich erzähle dir von meinen Gefühlen, und du haust ab. Ich erzähle dir von meinen Gedanken, du haust ab. Ich zeige dir die Zeichnung von dir, und du haut damit ab. Und weißt du, was das schlimmste ist?", höre ich meine Stimme schreien. Verzweiflung klingt in ihr mit, doch ich lasse mein Gegenüber nicht zu Wort kommen. Stattdessen rede ich weiter, diesmal etwas ruhiger.

"Ich dachte, du wirst mich nicht wieder verlassen, nachdem ich dir meine dummen Gefühle gestanden habe. Meine fucking Seele habe ich dir geöffnet, doch wieder hast du Idiot es nur geschafft, erneut vor mir zu flüchten. Deine Taten verletzen mich, Lucian, mehr als du vielleicht denkst. Du zertrümmert mich mit jedem einzelnen Mal mehr und langsam geht mir wirklich die Kraft aus!", rufe ich, doch werde zum Ende hin immer leiser. Meine Stimme bricht und ich trete einen Schritt näher zu Lucian, der sich keinen Zentimeter bewegt. Wie festgefroren steht er vor mir, den Kopf gesenkt, die vollen Lippen verkrampft zusammengepresst. Spürbare Anspannung liegt in der kalten Luft und eine kleine Gänsehaut zieht sich über meine Arme, doch ich rede weiter.

"Du verletzt mich, Lucian, jedes Mal ein Stückchen mehr. Doch das schlimmste Gefühl von allen ist die Angst, dass es dir letztendlich einfach egal ist. Dass ich und meine Bemühungen egal sind, weil du meine Bemühungen nicht willst. Also sag mir, was ich falsch mache, bitte ...", versuche ich es erneut, und lasse meine Schultern locker fallen. Meine Arme fühlen sich schwer an, mein Mund ist staubtrocken, mein Kopf pocht plötzlich. Minutenlang warte ich auf eine Antwort meines Gegenübers, doch stattdessen antwortet der Wind.
Es beginnt plötzlich, kräftig zu stürmen und einzelne Regentropfen beginnen auf uns herunterzurieseln. Der Regen ist warm und ich rieche ihn bereits in der kalten Luft des Windes, der uns umhüllt.

Meinen Kopf hebe ich. Ein letztes Mal.
Genau schaue ich Lucian an. Volle Lippen, ein scharfer Kiefer, eine gerade Nase und braune Haut, auf der einzelne Regentropfen landen. Ich beobachte eine einzelne Perle, die langsam an seiner Wange herunterrollt. Und nachdem sie an seinem Kiefer angekommen ist und von ihm ablässt, tue ich es genau so. Meine Beine entfernen mich wie von selbst, drei große Schritte von Lucian weg.

"Ich kann nicht für zwei kämpfen, Lucian. Verstehe, dass auch meine Kräfte und Bemühungen zugrunde gehen, denn es scheint nicht so, als hättest du auch nur etwas Interesse an etwas dergleichen. Ich bitte um Verzeihung, dass ich deine Zeit geraubt habe, Nachbar. Es tut mir leid, aber ich werde jetzt gehen, und dich nicht weiter belästigen. Verschwinde bitte von meinem Balkon", schafft meine Stimme es, meine letzten Worte monoton herauszubringen.

Bad Neighbor | Don't Lose Your HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt