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„Wieso bist du angewidert von mir?", fragt er verwirrt und auch irgendwie traurig. „Man, weil du ein beschissener Arzt bist und du tust meiner Mutter nicht gut. Hau einfach ab und begegne uns nie wieder klar?!", schreie ich und stehe auf. „Warte mal, wo willst du denn jetzt hin?", fragt er erschrocken und läuft mir hinterher. „Weg von hier und von dir!", antworte ich genervt und verlasse die Wache. „Und komm ja nicht auf den Trichter, nochmal ein Wort mit meiner Mutter zu wechseln oder unser Haus zu betreten, sonst wirst du es bitter bereuen.", spreche ich meine Drohung aus und laufe weg. Hoffentlich hat der Idiot jetzt endlich mal kapiert, dass er uns in Ruhe lassen soll. Wenn ich diesen Menschen noch einmal in meinem Leben sehen muss, werde ich dafür sorgen, dass das das letzte mal war.

„Hey Schätzchen, Phil hat mir gerade geschrieben, dass du da auf der Wache warst und dort dein Praktikum gemacht hast. Wieso wusste ich das nicht?", fragt sie besorgt. „Genauso wenig wie ich wusste, dass dein blöder Freund Arzt ist. Wann wolltest du es mir eigentlich sagen? Man Mama ich hasse diesen Typen, schieße ihn endlich ab. Du hast was besseres verdient.", sage ich und stampfe die Treppen nach oben.

Am Abend klingelt es und ich gehe nach unten, um die Tür zu öffnen. Mama ist nämlich gerade beim einkaufen. „Was?! Das du es wagst.", sage ich, als ich die Person vor der Tür sehe. Dort steht Phil und sieht mich genauso erschrocken an, wie ich ihn. „Oh Liv. Ist Mama da?", fragt er traurig, woraufhin ich nur die Arme verschränke. „Wieso?", frage ich genervt. „Ich muss mit ihr reden. Es ist wichtig.", sagt er. Dann herrscht einen Augenblick stille. „Aha und worüber?", frage ich genervt. „Das möchte ich gerne mit deiner Mutter bereden. Ist sie da?", stellt er erneut seine Frage. Ich schüttle mit dem Kopf und will die Tür verschließen. „Okay Liv, können wir dann reden?", fragt er freundlich. Ich pruste los vor lachen und knalle die Tür zu. Der denkt doch nicht, dass ich noch ein normales Wort mit ihm wechsle. Wie dumm ist der eigentlich?
Gerade als ich mich umdrehen will, geht die Tür erneut auf, nur dieses Mal tritt meine Mutter ein, gefolgt von diesem Idioten. Ich verdrehe die Augen und gehe genervt nach oben. Etwa 20 Minuten später höre ich meine Mutter weinen, weshalb ich sofort runter sprinte. Beide stehen in der Küche und Mama ist voll fertig. „Was hast du Arsch ihr angetan?!", schreie ich und renne auf ihn zu. „Du blödes Arschloch!", schreie ich weiterhin und haue ihn. „Olivia. OLIVIA!", brüllt meine Mutter und zerrt mich von ihm weg. „Mama lass mich dieses Arschloch vermöbeln.", sage ich und versuche mich ihrem Griff zu entreißen. „Du hörst jetzt sofort auf mit dem Mist. Du hast absolut keinen Grund, ihn zu schlagen oder zu beleidigen.", sagt sie traurig. „Er hat mir nichts angetan.", fügt sie noch hinzu und lässt sich dann auf einen der Küchenstühle fallen. Er steht genauso traurig in der Küche. „Es tut mir leid Sarah aber ich sollte gehen.", sagt er und verlässt das Haus. Dann weint meine Mutter erst recht los und bekommt kaum noch Luft. „Mama ganz ruhig.", versuche ich sie zu beruhigen. Dies klappt leider nur semi gut.
Nach etwa einer halben Stunde hat sie sich halbwegs beruhigt und ich kann sie fragen, was los ist. „Mama was ist passiert?", frage ich sie besorgt. „Phil...Phil hat Schluss gemacht.", schluchzt sie und wischt sich das Gesicht trocken. „Ist auch besser so. Wer weiß, was er noch angestellt hätte.", sage ich erleichtert und lasse mich auf den Stuhl neben ihr fallen. „Sag mal, was stimmt denn mit dir nicht? Er hat mich unfassbar glücklich gemacht und du musstest das alles versauen mit deiner Art. Phil hat dir nie, wirklich NIE was angetan und mir auch nicht. Wir hätten so glücklich werden können Liv, aber dir ist es ja egal, wie es mir jetzt geht.", sagt meine Mutter traurig. „Aber Mama...", beginne ich, doch sie winkt mich nur nach oben. Stumm gehorche ich ihr und frage mich, wie sie jetzt so traurig sein kann. Wie konnte sie etwas für ihn empfinden? Ich jedenfalls finde es gut, dass wir ihn nun los sind.

Es ist nun eine Woche her, seit Phil sich von Mama getrennt hat und ich muss sagen, dass es echt entspannt ist. Klar, Mama hat noch damit zu kämpfen aber ich denke, das wird schon. Das Praktikum habe ich abgebrochen und bin in der Zeit zur Schule gegangen. Heute wollen wir beide zusammen ins Kino, worauf ich mich schon sehr freue. Wir haben lange nichts mehr miteinander unternommen, seit Phil da war.
„So, bist du bereit?", fragt sie mich und ich nicke kräftig. Sie drückt das Gaspedal und schon geht's Richtung Autobahn, da wir ein kleines Stück fahren müssen, um in die Innenstadt zu kommen. „Schätzchen, denkst du, du könntest ihn vielleicht irgendwann akzeptieren?", fängt sie das Thema an, wie jeden Tag. Genauso wie sonst antworte ich mit einem Kopfschütteln. Ich will ihn nicht in meinem Leben haben, sie muss das endlich verstehen. „Aber Liv. Wir könnten...", beginnt sie, doch dann kracht es und alles wird schwarz.

„Hallo. Hörst du mich?", spricht eine Stimme zu mir, die mich langsam aus der Bewusstlosigkeit zieht. Ich öffne meine Augen und sehe in das Gesicht einer Sanitäterin. „Ah super, verstehst du alles, was ich sage?", fragt sie und leuchtet mir in die Augen. Ich nicke, so gut es geht, weil alles an meinem Körper weh tut. Am schlimmsten aber mein Bauch. Ich schaue zu meinem Bauch und sehe eine Glasscherbe darin stecken. Meine Atmung wird sofort panischer, was die Sanitäterin bemerkt und mir eine Maske überzieht. „Komm mal schnell, sie hyperventiliert.", sagt die Sanitäterin zu irgendjemanden. Dieser jemand stellt sich als Phil vor. Na super, dieser Typ will echt nicht aus meinem Leben verschwinden. „Hey Liv, du musst langsam atmen. Ein und aus...ein und aus...und nochmal...ein und aus.", macht er es mir vor, was ich auch befolge. Keine Ahnung wieso ich das mache aber mir ist gerade alles recht, damit die Schmerzen aufhören. „W-wo ist M-Mama?", wimmere ich und drehe meinen Kopf, jedoch kann ich sie nirgendwo erkennen. „Sie ist schon im RTW und fährt gerade ins Krankenhaus.", klärt mich Phil auf. „Kannst du dich an alles erinnern?", stellt er direkt die nächste frage, damit ich mir höchstwahrscheinlich nicht so schlimme Gedanken mache. „M-Mama.", bringe ich nur heraus. Ich will wissen, was mit ihr los ist.

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Man liest sich im nächsten Teil:)

Der Grund zum kämpfen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt