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Phil ist komplett verwirrt, dass ich Paula umarmt habe und das ich meinte, dass ich sie lieb habe. Nun stehen wir hier auf dem Krankenhausflur und halten Händchen. „Bitte, können wir reden?", frage ich, woraufhin Phil mich wortlos in mein Zimmer schiebt und die Tür schließt, als wir drei drin sind. Ich setze mich auf das Bett, da ich noch recht schwach bin. „Also, was möchtest du reden?", fragt er. Ich hole einmal tief Luft und sehe beiden fest in die Augen. „Ich möchte mich entschuldigen. Für alles. Ich habe nie das Recht dazu gehabt, euch so zu behandeln. Ihr seid perfekt zu mir gewesen und ich war zu undankbar um das einzusehen. Ich möchte bei euch bleiben, ich möchte euch meine Familie nennen können. Bitte Phil, gib mir noch eine Chance. Ich zeige dir, dass ich es wirklich ernst meine.", sage ich, wobei mir erneut die Tränen kommen. Er kaut sich auf den Lippen und sieht zu Paula, die nickt. Dann holt er tief Luft und sieht mich an. „Na schön. Wir können es gerne nochmal versuchen. Aber bitte Liv...bitte Stoß uns nicht weg. Wir wollen dir nichts Böses.", sagt er und legt seine Hand auf meine Schulter. Diese Berührungen habe ich so sehnsüchtig vermisst, weshalb ich ihn gleich wieder in die arme falle. „Dankeschön Phil. Dankeschön!", nuschle ich an seine Brust.

„Okay Liv. Phil ist da.", sagt die Krankenschwester. Heute darf ich endlich wieder aus dem Krankenhaus und mit zu Phil. Er meinte, dass er möchte, das ich eine Therapie mache aber darüber will er nochmal in Ruhe mit mir reden.
Ich bin sehr aufgeregt und etwas ängstlich aber ich möchte zu ihm. Mehr als alles andere. „Guten Morgen.", sagt er und kommt in das Zimmer. Ich antworte ihm ebenfalls mit einem „guten Morgen.", und nehme meine Tasche in die Hand. „Ich habe schon alles unterschreiben, wir könnten also los.", sagt er. Ich nicke, stehe auf und gehe mit ihm raus. „Danke Phil. Danke, dass du mir noch eine Chance gibst. Du weißt nicht, wie viel mir das bedeutet.", sage ich dankbar. Er nickt nur und schließt dann das Auto auf. Er ist immer noch kühl und distanziert, was mich etwas verletzt aber er hat ja auch das gute Recht dazu. „Es gibt gleich Frühstück bei uns. Es sind alle da, nur damit du Bescheid weißt.", sagt er und startet den Motor. Während er fährt, ist es relativ ruhig. Er sagt nichts und ich weiß nicht, was ich sagen könnte.
Vor seinem Haus halten wir an und er schaltet den Motor ab. Ich atme einmal tief durch und kralle meine Finger in meine Beine. Das wird schon klappen. „Kommst du?", fragt er, als er schon ausgestiegen ist. Ich merke, wie mir eine Träne über die Wange läuft, weshalb ich sie wegwische und dann nicke. „Weinst du?", fragt er verwirrt, als er meine Träne gesehen hat. Ich hebe nur die Schultern und steige dann aus. „Wieso?", fragt er dann und stellt sich vor mich. „Man Phil. Ich mag das nicht, dass du so kalt bist. Ich weiß ich hab scheisse gebaut aber bitte, bitte sei nicht so distanziert.", schluchze ich, weil mir schon wieder die Tränen laufen. „Liv.", seufzt er und legt die Hände auf meinen Schultern. „Ich wollte nicht kalt sein. Ich war nur verletzt und wusste nicht, wie weit du mich an dich lassen würdest, deshalb bin ich auf Distanz geblieben.", erklärt er. Ich nicke und schaue ihn dann auf seine Arme. „Möchtest du eine Umarmung?", fragt er nun sanfter, woraufhin ich nicke und er mich in eine schöne Umarmung zieht. Diese Liebe und Geborgenheit habe ich so vermisst. Ich hätte niemals gedacht, dass Phil mir so viel bedeuten würde. „Wollen wir rein?", fragt er vorsichtig. „Ja aber Phil?", antworte ich. Er kramt seinen Schlüssel raus und schaut mich fragend an. „Wenn ich Angst bekomme, hilfst du mir dann?", wiederhole ich den Satz, den ich schonmal zu ihm gesagt habe. „Immer.", antwortet er und schließt die Tür auf. Nach einem tiefen Atemzug folge ich ihm und sehe, dass die Bewohner bereits den Tisch decken. „Guten Morgen. Wir sind wieder da.", sagt Phil, woraufhin alle Blicke auf uns liegen. Sofort kommt mein schlechtes Gewissen an die Oberfläche. Ich habe diesen Personen den Tod gewünscht und gesagt, sie seien Monster. Dabei war ich das Monster. „Hey.", begrüßt uns Paula freundlich und kommt auf uns zu. Sie ist immer so nett und liebevoll. Wieso habe ich sie so schlecht behandelt? Sie wollte mir von Anfang an nur zeigen, wie sehr sie mich mag. „Liv? Alles okay? Du weinst.", sagt Phil, der nun vor mir steht. Ich weine? Als ich mir übers Gesicht fasse merke ich, dass es komplett nass ist. Ich habe also tatsächlich geweint und es nicht gemerkt. „Es tut mir so leid...ich wollte das alles gar nicht.", schluchze ich und breche in mich selber zusammen, sodass ich nun kniend auf den Boden sitze. Paula und Phil hocken sich zu mir und die anderen stehen mit großen Abstand zu uns. „Es ist doch alles gut. Wir fangen einfach nochmal von vorne an. Also mein Name ist Paula Martinson und wie heißt du?", fragt Paula freundlich. Sie gibt sich echt so viel Mühe, dass ich ihr Vertrauen schenken kann. Dieses Mal will ich auf sie eingehen und nicht schon wieder wegstoßen. „Ich bin Liv...Liv Funke.", stottere ich. Ich wollte erst meinen echten Namen sagen aber ich habe mir dann gedacht, dass ich so ein Zeichen geben kann, dass ich das hier wirklich will. Paula sieht verwirrt zu mir und dann zu Phil, der das anscheinend selber nicht fasst, was ich da gerade gesagt habe.
Als ich aufstehen möchte und mich vom Boden abdrücke, hält Paula mir ihre Hand hin. Erst betrachte ich diese, doch dann nehme ich sie und lasse mir von Paula helfen. „Danke.", sage ich und lächle. Ein weiteres Mal schaue ich auf ihre Hand, die noch meine umfasst. Diese Hand rettet leben und tut mir nicht weh. „So es gibt essen.", ertönt Alex Stimme aus der Küche. Alle gehen schon zum Tisch, außer Paula und ich. Wir stehen noch so da, wie eben. Erst jetzt fällt mir auf, dass wir uns ziemlich ähneln. Die braunen Haare und die hellen Augen. Dann die Form des Gesichts. Ich bin sozusagen eine mini Version von ihr. Sie scheint das auch zu merken, denn sie bewegt sich genauso wenig, wie ich. „Leute kommt ihr?", ertönt nochmal Alex stimme, wodurch wir wieder in die Realität geholt werden. Wir gucken uns noch einmal tief in die Augen und gehen dann zum Tisch.

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Man liest sich im nächsten Teil:)

Der Grund zum kämpfen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt