Tabea schnappt sich den Hocker und rollt zu mir an die Liege. „Kriege ich dein Handgelenk mal, ohne das du mir eine schmierst?", fragt sie belustigt. Ich nicke und gebe es ihr. Ich bin gerade nicht in der Stimmung zu diskutieren. Ich muss mir einfach einfallen lassen, wie ich die Ärzte davon überzeugen kann, dass es ein einfacher Sturz war. Tabea drückt etwas drauf rum und dreht es in alle Richtungen, bis es zu schmerzhaft wird und ich ihr mein Handgelenk entreiße. „Das tut weh.", brumme ich wütend und schaue auf den Boden. „Also ich schicke dich gleich zum Röntgen und dann schauen wir was mit deinem Handgelenk passiert ist.", erklärt sie und bittet eine Schwester darum, mich zum Röntgen zu bringen.
„Mensch Liv, verrätst du mir jetzt wie das passiert ist und wieso du in der Schule geweint hast?", fragt Paula auf dem Weg zum Röntgen. Ich schüttle nur den Kopf, weil mir beim besten Wille keine Erklärung in den Sinn kommt. Egal was ich mir überlege, es hat irgendwo seinen Haken. „Wieso denn nicht? Du kannst mir doch vertrauen.", sagt sie und tätschelt meine Schulter. „Es ist alles gut!", bringe ich gereizt hervor. Ich habe gerade echt keine Lust auf diese Konversation. Mir liegen immer noch die Hausaufgaben von Luis im Nacken, die zuhause auf meinem Schreibtisch legen und mit jeder Stunde, die wir hier verbracht haben, bekomme ich heute Nacht eine Stunde weniger Schlaf. Deswegen bin ich dezent gereizt.Nach dem Röntgen geht es für mich wieder in den Behandlungsraum, wo Tabea bereits auf mich wartet. „Und? Ist es schlimm?", frage ich eifrig. Ich will so schnell es geht nach Hause. „Nein, es ist nur geprellt. Ich mache dir eine Schmerzsalbe rauf und verbinde das dann mit einem Verband.", erklärt sie und holt alles zusammen. Ich strecke ihr meine Hand entgegen, damit sie ihre Arbeit schnell verrichten kann. „Du Liv. Wie bist du genau gefallen? Ich kann mir den Sturz gerade nicht vor Augen führen.", fragt Tabea misstrauisch, während sie die Salbe aufträgt. Mist, auf diese Frage habe ich natürlich noch keine passende Antwort. „Äh...", kriege ich deshalb nur heraus. Egal was ich sagen werde, sie werden merken, dass es eine Lüge ist. Aber die Wahrheit kann ich ihnen noch weniger sagen, denn dann wird Luis noch wütender und ich will nicht wissen, wozu er noch fähig ist. „Liv, sag jetzt bitte was passiert ist.", bittet mich Paula erneut, doch ich halte dicht. „Bin gegen die Tür gelaufen und dann rückwärts auf meine Hand.", Lüge ich. Naja eigentlich bin ich ja genau so gefallen, nur nicht durch eine Tür sondern durch Luis. „Okay ja das erklärt die Stelle der Prellung. Gut du bist versorgt. Bis später dann.", sagt Tabea nachdem sie mich verbunden hat und wir gehen können. Paula und ich laufen schweigend zum Auto. Sie weiß genau, dass ich Tabea gerade direkt ins Gesicht gelogen habe, jedoch sagt sie erstmal nichts dazu. Im Auto ändert sich das aber direkt. Sie schnallt sich an und schaut dann zu mir. „Wieso lügst du Liv? Warum sagst du mir nicht, was wirklich passiert ist?", fragt sie verzweifelt und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel. Es tut mir ja auch weh, sie zu belügen aber was bleibt mir denn anderes übrig? Wenn sie die Wahrheit wüsste, würde sie sofort die Polizei informieren und Luis würde mich noch weiter schikanieren. Nein danke, darauf habe ich keine Lust. „Bitte, du kannst mir vertrauen.", versucht sie es weiter, was meinen Geduldsfaden langsam instabil macht. „Paula verdammt ich will nicht reden, weil es nichts zu reden gibt. Jetzt lass mich mit diesem Schwachsinn in Ruhe!", sage ich in einem etwas lauterem Ton, woraufhin sie verstummt und das Auto startet. Man ich hab mir doch vorgenommen, diese Art von mir abzulegen. Wieso musste ich denn jetzt wieder so blöd zu ihr sein? Eine stumme Träne läuft an meiner Wange runter und plätschert auf meine Hose. Paula bekommt davon nichts mit und parkt das Auto vor unserer Tür.
Mit trauriger Miene maschiere ich an Phil, Alex und Miriam vorbei und gehe direkt in mein Zimmer. Ich brauche gerade einfach ein paar Minuten für mich und muss außerdem noch die Hausaufgaben von Luis machen.POV Paula:
„Was hat sie denn?", fragt Phil mich verwirrt. Er hat selber gemerkt, dass es Liv vorhin an der Schule nicht gut ging aber er weiß selber nicht den Grund. „Ich weiß es nicht. Sie redet nicht.", antworte ich und stütze mein Gesicht verzweifelt in meine Hände. Ich würde Liv so gerne helfen können aber sie blockiert wo es nur geht. „Ich...Phil...sie ist wie eine Tochter für mich. Ich will ihr helfen...", stammle ich und versuche die Tränen zu unterdrücken, die sich ihren Weg nach draußen suchen. „Ich weiß Paula...ich weiß.", versucht Phil mich zu beruhigen, was nur so semi gut klappt. „Lasst ihr erstmal Zeit für sich. Sie wird sich sicherlich bald wieder öffnen.", sagt Alex und klopft Phil und mir auf die Schultern. Das ist wahrscheinlich das beste. Was anderes können wir eh nicht machen, weil sie sowieso keinen Ton mit uns spricht.Mein Wecker weckt mich heute früher weil ich heute wieder Schicht im Rettungsdienst habe. Dafür können Alex und Tabea heute zuhause bleiben. Phil und Miriam müssen ebenso früh aufstehen, wie ich.
Mit Liv hat gestern keiner mehr von uns geredet und auch so hat sich nicht mehr aus ihrem Zimmer bewegt. Ich befürchte, dass sie wirklich große Probleme hat. Ich wünsche mir so sehr, dass sie sich öffnet.
Da sie heute wieder Schule hat, kann ich sie wecken und nochmal hoffen, dass sie mit mir redet. Ich gehe in ihr Zimmer und setze mich zu ihr. Ihre Hand ruht neben ihr und sie macht keine Anstalten wach zu werden. „Liv Maus. Aufstehen.", flüstere ich und streichle ihre Wange. Sie schüttelt leicht den Kopf und dreht sich von mir weg. Das selbe Spiel wie jeden Morgen. Ich nehme ihr die Decke weg und hebe ihren Oberkörper an, sodass ich sie in den Arm nehmen kann. Sie ist noch komplett verschlafen und nimmt wahrscheinlich kaum war, dass sie hier in meinen Armen sitzt. „Werd mal wach kleine.", sage ich. Meine Hand fährt durch ihre langen braunen Haare während sie wieder ins Land der Träume gegangen ist.—————————————————————————
Man liest sich im nächsten Teil:)
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Der Grund zum kämpfen
FanfictionHey ihr Lieben, Das ist ein zweiter Teil meiner ASDS-Fanfiction Reihe. Der erste Teil heißt „Zwischen Himmel und Hölle" Man kann die Teile unabhängig voneinander lesen, weshalb ihr selber entscheiden dürft, mit welchen ihr beginnt. In dieser Fanfi...