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„Liv, hallo?", höre ich eine Stimme. Langsam öffne ich die Augen und sehe Phil und die anderen. Ich liege auf dem Boden und mir ist total schlecht. Seufzend versuche ich mich aufzusetzen, doch Phil stützt mich. „Lass es.", brumme ich nur und lege meinen Kopf in meine Hände. „Wie geht's dir?", fragt er, doch ich ignoriere ihn. „Wollen wir erstmal nach Hause fahren und dann über alles in Ruhe reden?", schlägt Paula vor. Ich sage nichts, sondern halte mir die Hand vor den Mund. „Musst du dich über...", beginnt Phil, doch ich bin schon voll dabei, meinen Magen zu leeren. Ein paar Passanten stehen am Bürgersteig und schauen rüber, doch das interessiert mich nicht. Ich bin zu schwach, um irgendwas zu sagen oder zu fühlen. Plötzlich werde ich hochgehoben und in ein Auto gesetzt. Dann schließe ich die Augen, weil ich extrem müde bin.

Irgendwann werde ich wach und bemerke, dass ich auf der Couch in der WG liege. Sofort setze ich mich hin und gucke, wo die anderen sind. Keiner zu sehen. Mein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon relativ spät ist. Habe ich echt so lange geschlafen? „Na, wieder wach?", ertönt plötzlich Paulas Stimme neben mir. „Verdammt!", brumme ich und funkle sie finster an. „Was wollt ihr von mir? Lasst mich gehen ihr Monster.", knurre ich und stehe auf. „Hey nicht so schnell, du hattest wieder das Herzproblem vorhin am Rhein. Du bist noch ziemlich schwach.", erklärt sie und stellt sich vor mir. Ich verschränke die Arme und ziehe eine Augenbraue hoch. „Aha und jetzt? MIR EGAL!", antworte ich, wobei die letzten beiden Wörter eher geschrien wurden. Ich merke, dass mein Herz wieder komisch schlägt und fasse mir an die Brust. „Man Fuck. Wieso jetzt?", nuschle ich und setze mich wieder hin. Paula, die das gehört hat, kniet sich vor mich und fragt, ob sie meinen Puls fühlen kann. „Ich schwöre dir, wenn du mich anfasst, erlebst du den morgigen Tag nicht mehr.", schnaube ich wütend. Sie guckt mich ganz erschrocken an und ruft dann Phil, der die Treppe runter kommt. Seinen nassen Haaren zu beurteilen, war er gerade duschen. „Ja, was gibts?", fragt er und bemerkt dann mich. „Liv, du bist wieder wach. Wie gehts dir?", fragt er viel zu freundlich und kommt auf uns zu. „Sie zickt nur rum.", antwortet Paula traurig und steht dann auf. Mein Blick fällt auf Phil, der einen Handabdruck auf der Wange hat. Stimmt, ich habe ihn ja eine geschmiert...
Im Nachhinein tut mir das schon etwas leid, weil er sich so um mich gekümmert hat, aber mein Hass momentan ist viel größer. Ich will mit diesen Menschen einfach nichts mehr zutun haben. „Liv, alles gut? Warum hältst du dir schon wieder die Brust?", fragt er und setzt sich neben mich. „Phil hau ab!", seufze ich genervt und schubse ihn von mir weg. Er hält meine Handgelenk stark fest und lässt mich wütender werden. „Lass mich verdammt nochmal los!", brülle ich in sein Gesicht, doch er regt sich nicht. Dann atmet er einmal tief ein und beginnt zu reden. „Ich lasse mir das nicht mehr gefallen von dir. Wir haben uns so gut um dich gekümmert und du behandelst uns alle wie Dreck. Keiner von uns hatte je die Absicht, dir wehzutun. Dafür tust du uns umso mehr weh. Wir lieben dich Liv aber du lässt uns nicht an dich heran. Das ist extrem verletzend. Ich weiß nicht, was der Auslöser war, dass du schon wieder so auf uns reagierst aber es gibt dir nicht das Recht uns den Tod zu wünschen, mir eine zu kleben oder uns anzuschreien. Ja, du hast Angst vor Ärzten aber mittlerweile solltest du wissen, dass ich dir niemals schaden würde, also warum hasst du uns so?", hält Phil seine Ansprache, während er mich noch immer festhält. Während er gesprochen hat, füllte sich mein Gesicht mit Tränen, weshalb ich ihn jetzt hinter verschleierten Augen ansehen muss. Seine Worte haben mir die Sprache verschlagen und ein Stich, mitten ins Herz versetzt. Er hat recht. Ich bin echt widerlich zu denen gewesen, weil ich immer darauf gepocht habe, dass sie mir was antun, dabei haben sie immer nur geschaut, dass es mir gut geht. Ich sehe die Dinge zu negativ, weshalb mir jetzt erst auffällt, dass ich ein richtiges Arschloch war. „E-es tut mir leid.", schluchze ich. Erst dann lässt er meine Hände los, womit ich mir die Tränen wegwische. Er und Paula verlassen das Wohnzimmer und lassen mich alleine. Was habe ich nur getan? Ich habe alles kaputt gemacht. Wir hätten so ein schönes Leben führen können und ich Dummkopf zerstöre mal wieder alles. Jetzt hasst Phil mich und redet nicht mehr mit mir. Was soll ich denn jetzt tun? Weinend sitze ich auf der Couch und bin allein. Allein für den restlichen Nachmittag. Ab und zu laufen die Bewohner an mir vorbei aber sagen nichts. Jetzt sitzen sie im Garten, während ich noch immer weinend auf der Couch sitze. Mein Kopf ist so kaputt vom ganzen nachdenken. Ich will sie ja zulassen aber es geht nicht. Meine Angst ist zu stark und diese Angst zerstört alles. Zittrig stehe ich von der Couch auf und gehe ins Badezimmer. Ich bin doch für alle nur eine Belastung, also warum noch hier sein? Mit Tränen in den Augen suche ich nach einem scharfen Gegenstand, den ich auch relativ schnell finde. Es handelt sich hierbei um eine Klinge. Ich rolle meinen Ärmel vom rechten Arm hoch und halte die Klinge über meinen Arm. Soll ich es tun? Ich habe ihr Leben kaputt gemacht. Sie werden froh sein, wenn ich weg bin.
Plötzlich öffnet sich die Tür und Paula tritt ein. Mist, ich habe die Tür aufgelassen. „Äh.", sage ich nur und erstarre in meiner Bewegung. Paula sieht schockiert zu mir und dann auf meinen Arm, bis sie sich zu mir kniet. „Du hattest doch nicht etwa vor...Liv sag mir jetzt bitte die Wahrheit. Wolltest du dich umbringen?", fragt Paula verzweifelt und greift nach der Klinge. Ein stummes Nicken von mir reicht ihr, sodass sie sich über das Kinn streift und mir dann in die Augen sieht, die mittlerweile wieder voller Tränen sind. „Paula es tut mir leid. Wirklich. Ich wollte euer Leben nicht zerstören.", schluchze ich vor mich hin. „Liv nein, sag sowas nicht.", sagt Paula ruhig. Meine Schluchzer werden immer heftiger und mein Kopf sagt mir, dass ich alles ruiniert habe.
TW:SVV/Suizid
Aus Reflex greife ich nach der Klinge in Paulas Hand und streife mir über den Unterarm. Sofort quillt dunkelrotes Blut raus und mir wird schwindelig. „Verdammt Liv.", brummt sie und legt fest ihre Finger um meinen Arm, damit die Blutung stoppt. „Es tut mir leid aber es ist besser so.", sage ich und schließe die Augen. „Nein lass das. Mach die Augen auf. Bitte.", fleht Paula mich vergeblich an und ruft dann verheult nach den anderen. Mehr bekomme ich nicht mit.

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Sorry, dass ich so inaktiv bin. Habe irgendwie eine Schreibblockade:(

Man liest sich im nächsten Teil:)

Der Grund zum kämpfen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt