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„Willst du was trinken?", fragt Phil, doch ich schüttle nur stumm den Kopf. Ich glaube, das war doch keine gute Idee. Ein Haus voller Ärzte und ich fühle mich bei den drei Ärzten schon unwohl. Vielleicht sollte ich meine Entscheidung nochmal überdenken. „Na worüber denkst du nach?", fragt Paula, die plötzlich neben mir steht. „Nichts.", sage ich und werfe ihr ein Lächeln zu. Dann zeigen die beiden mir den Rest des Hauses. Neben dem Wohnzimmer ist noch ein kleines Gäste-WC.
Als nächstes gehen wir die Treppe nach oben und gelangen in einen langen Flur mit vielen Türen. „Hier oben sind unsere Zimmer und das große Badezimmer.", erklärt Phil und öffnet eine Tür. Ich gehe hinein und finde ein riesiges Badezimmer vor. Es hat eine Badewanne für zwei Personen, eine große Dusche, drei Waschbecken und viel Fläche, um sich morgens fertig zu machen. Dann gehen wir wieder zurück in den Flur. „Das hier ist mein Zimmer, daneben ist Paulas, dann kommt Tabeas. Auf der anderen Seite sind Alex und Miriams und deins.", sagt Phil und zeigt auf eine Tür, am Ende des Flures. Wir treten ein und sofort stockt mir der Atem. Das Zimmer ist wunderschön und extrem groß. Es verfügt über ein großes Boxspringbett, einen Schrank, der über die ganze Wand geht und eine große Glaswand mit der Aussicht auf kleinere Häuser. Außerdem habe ich einen Schreibtisch und einen Fernseher. „Ist das gut? Wir können jederzeit noch was ändern.", sagt Phil und schaut mich fragend an. Ohne was zu sagen springe ich auf ihn, sodass er mich auf den Arm halten muss. „Oh Liv.", lacht er und hält mich an meinen Oberschenkeln hoch. „Du bist der beste. Nach allem was war und wie ich zu dir war, bist du trotzdem noch so nett, nein perfekt.", nuschle ich an seine Schulter. Er setzt mich auf dem Bett ab und gibt mir einen Kuss auf den Kopf. Ich finde das alles andere als abstoßend. Mittlerweile gibt mir das Geborgenheit und Wärme. Paula, die alles von der Tür aus beobachtet hat, lächelt nur und bleibt dort stehen. Weil ich versprochen habe mich zusammenzureißen, stehe ich auf und gehe auf Paula zu. „Paula ich kenne dich nicht wirklich und muss gestehen, dass ich immer noch extrem Angst vor dir habe. Trotzdem möchte ich dir sagen, dass du ebenfalls ein toller Mensch bist.", sage ich, was ihr und Phil ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. „Danke Liv. Das bedeutet mir sehr viel. Du kriegst alle Zeit der Welt, um mich an dich zu lassen.", antwortet sie lächelnd. Danach lassen die beiden mich für einige Zeit alleine, damit ich erstmal ankommen und meine Sachen einsortieren kann.

Gegen Mittag klopft es an meiner Tür und Paula tritt ein, jedoch alleine. Wo ist Phil? „Hey.", sagt sie und schließt die Tür hinter sich. Ich lege mein Handy auf die Bettdecke und schaue sie an. „Hey.", begrüße auch ich sie. Ein bisschen unangenehm ist mir das schon, komplett alleine mit ihr zu sein. Im Krankenhaus war wenigstens noch eine Ärztin dabei und Phil stand direkt vor der Tür. Jetzt ist er irgendwo, wo ich es nicht weiß. „Wo ist Phil?", frage ich deshalb verwirrt, was sie fragend gucken lässt. „Phil? Der ist unten, wieso?", fragt sie verwirrt und kommt auf mich zu. Gut, Phil ist unten und kann mir helfen, wenn...nein stop. Paula wird mir nichts tun. Paula wird mir NICHTS tun! Sie ist nett, Phil vertraut ihr. „Nur so.", antworte ich auf ihre Frage und rede mir weiterhin ein, dass sie nichts tun wird. „Okay, ich wollte fragen wie es dir geht und ob du mit runter kommen möchtest, es gibt essen. Die ganze WG ist da und so lernst du die anderen mal kennen."
Was? Die ganze WG ist da? Somit wurde mein Todesurteil unterschrieben. „Und? Alles gut?", fragt sie, als sie mein Zögern bemerkt. „Oh ja alles gut. Ich komme mit.", antworte ich schließlich und erhebe mich von meinem Bett. Hört sich komisch an, das zu sagen.
Zusammen mit Paula gehe ich in den Flur und wundere mich über eine Tür, die Phil niemanden zugeordnet hat. „Was ist das für ein Zimmer?", frage ich Paula und zeige auf die Tür. Zähneknirschend schaut sie zu mir. Anscheinend weiß sie nicht, was sie sagen soll. „Das...ich glaube...also...", stottert sie nervös vor sich hin. „Zeig es mir sonst.", schlage ich schulterzuckend vor. So schlimm kann das ja nicht sein. Oder doch? Sie nickt zögerlich und öffnet dann die Tür. „Werde aber nicht panisch okay?", sagt sie beunruhigt und lässt mich eintreten. Lachend gehe ich in das Zimmer. Warum sollte ich panisch werden? Plötzlich kriecht mir der Duft von Desinfektionsmittel und Krankenhaus in die Nase. Erschrocken schaue ich mich im Zimmer um und sehe den puren Horror. Ein Arztzimmer. Es ist voller Medikamente, Bücher über Medizin, Stethoskope, Nadeln und vielem mehr. „W-wieso habt ihr sowas?", frage ich ängstlich und merke, wie sich mein Herzschlag beschleunigt. „Wir sind Ärzte Liv. Es ist immer gut, sowas da zu haben. Stell mal vor, jemand von uns hat hier einen Unfall und der RTW kann nicht schnell genug kommen. Das ist der Sinn dieses Zimmers.", erklärt sie und beobachtet mich dann besorgt. „Geht's dir gut?", fragt sie unsicher. Ich nicke leicht und bitte sie dann, den Raum zu verlassen, was wir dann auch machen. Das muss ich erstmal verarbeiten. Danach gehen wir die Treppe nach unten und ich sehe, wie viele Personen einen Tisch decken. Darunter erkenne ich Phil, Tabea, Alex und noch eine junge Frau mit blonden Haaren. Das muss dann wohl Miriam sein. „Schaut mal, wen ich mitbringen konnte.", sagt Paula glücklich. Sie ist wahrscheinlich froh, dass ich ihr ohne Diskussionen nach unten gefolgt bin. Phil zwinkert mir zu, während er eine Auflaufform aus dem Ofen holt. Die anderen drei sehen mich an und zögern etwas zu tun, weil Phil wahrscheinlich gesagt hat, dass ich Angst habe. „Hallo, ich bin Miriam.", ergreift die blonde Frau schließlich das Wort und macht einen Schritt auf mich zu, woraufhin ich einen Schritt zur Seite mache und somit neben Phil stehe. „Ich bin Liv.", sage ich schüchtern und merke kaum, wie ich mich bei Phil in den Arm kralle. Erst als er meine Hand von sich löst und in seine Hand legt beruhige ich mich etwas. „Komm, wir essen erstmal was und dann würde ich sagen, dass wir vielleicht spazieren gehen? Heute ist es ja relativ warm.", schlägt Phil vor und schiebt mich zum Küchentisch. „Das ist eine gute Idee.", sagt Alex und setzt sich auf einen Stuhl. „Du kannst hier sitzen.", sagt Alex und zeigt auf den neben sich. „Alex, lass mal lieber. Liv, willst du...", beginnt Phil, hört aber auf, als er merkt, dass ich mich neben Alex setze. Ich habe versprochen mich zusammenzureißen und das werde ich tun, auch wenn es schwer ist. Phil setzt sich zu meiner rechten und die Frauen an die andere Seite des Tisches. Dann essen wir gemeinsam einen mega leckeren Nudelauflauf.

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Man liest sich im nächsten Teil:)

Der Grund zum kämpfen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt