„Liv Maus, werd mal wach.", höre ich Paulas stimme. Ich öffne meine Augen und sehe sie lächelnd über mir. „Na du.", begrüßt sie mich und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich genieße diese Geste und setze mich auf. „Warum soll ich aufstehen?", frage ich verwirrt und sehe dann die anderen Bewohner der WG in der Küche. „Wir wollen zusammen Abendbrot essen.", erklärt sie und hilft mir hoch.
Müde schlendere ich Paula hinterher und begrüße die anderen. „Na Liv, gehts dir gut?", fragt Alex besorgt. „Mhm ja. Bin etwas kaputt und schwindlig ist mir auch noch ein bisschen.", gestehe ich ehrlich. Phil reicht mir ein belegtes Brötchen, welches ich auch nehme und esse. „Kannst dich gleich wieder schlafen legen.", sagt Paula und streichelt meine Hand.
Nach dem Essen mache ich genau das. Ich gehe in mein Zimmer und gehe schlafen. Ich weiß selber nicht, woher die ganze Müdigkeit plötzlich kommt aber es ist das einzige, was mich momentan runter kommen lässt. Ich höre noch, wie eine Tür geöffnet wird und jemand sich hinter mich legt. Dann ist wieder alles dunkel.Ich werde am nächsten morgen wach und fühle mich so fit wie lange nicht mehr. Da niemand neben mir liegt, entscheide ich mich dazu, runter zu gehen, wo eigentlich Paula und Tabea sein müssten, da die beiden heute frei haben. Ich bin Paula immer noch dankbar, dass ich heute zuhause bleiben darf. „Hey guten Morgen kleine.", begrüßt mich Paula und kommt mit geöffneten Armen auf mich zu. Ich lächle und gehe in ihre Umarmung rein. „Guten Morgen.", sage ich erholt und schaue sie an. „Wie hast du geschlafen hm?", fragt sie und führt mich zur Küche, wo ich meine Herztablette einnehme. „Ganz gut. Warst du gestern Abend bei mir?", frage ich irritiert. Sie nickt und räumt das Glas weg, aus dem ich gerade getrunken habe. Mein Blick fällt auf einen Brief, der ziemlich versteckt neben der Kaffeemaschine liegt. Paula deckt gerade den Tisch, also merkt sie nicht, wie ich nach dem Brief greife. Ich weiß, dass mich das eigentlich gar nicht interessieren dürfte aber ich lese nunmal meinen Namen, sowie Paulas drauf.
Was ich dort in dem Brief lese, schockiert mich bis auf die Knochen. „Hast du schon Hunger?", fragt Paula, die mit dem Rücken zu mir steht. Ich kann nicht antworten, so schockiert bin ich. Ich weiß jetzt wieso wir so eine Ähnlichkeit haben und warum ich mich in den letzten Tagen so verbunden mit ihr gefühlt habe. Paula Martinson ist meine Schwester. Meine echte biologische große Schwester. Als ich nicht antworte, dreht sie sich um und sieht, dass ich den Brief in der Hand halte. „Oh nein Liv, den solltest du noch nicht sehen.", seufzt sie und nimmt mir den aus der Hand. „Wie lange?", frage ich mit zittriger Stimme. „Wie lange weißt du das schon?", wiederhole ich mich. Wenn sie das schon länger weiß und mir es verschwiegen hat, werde ich echt enttäuscht von ihr sein. Sie nimmt mein Gesicht in ihre Hände und verliert eine Träne. „Der Brief kam heute morgen. Ich hatte so eine Vermutung vor einiger Zeit, weil mir aufgefallen ist, dass wir uns echt ähnlich sind. Deswegen habe ich deine Herkunft hinterfragt und deine echte Mutter, die damals verstorben ist, war auch meine Mutter. Du wurdest zu einer Pflegefamilie gebracht und mir wurde erzählt, dass du gestorben bist, deswegen wollte ich das auch erst nicht glauben.", erklärt sie und wischt mir ebenfalls die Tränen weg. „Wir hatten die selbe Mama?", schluchze ich, woraufhin sie nickt. „Sie ist gestorben, kurz nachdem du geboren bist. Sie hatte ein Herzfehler, so wie du.", sagt sie traurig. „Das kann nicht sein. Der Arzt aus Spanien hat mein Herz kaputt gemacht.", erkläre ich ihr, auch wenn ich nicht mal weiß, ob das stimmt. „Nein Liv. Du hattest schon immer diesen Fehler, nur der Arzt hat dafür gesorgt, dass es schlimmer wird.", erklärt sie und führt mich zur Couch, weil sie merkt, wie ich zittere. Ich wische mir die Tränen weg und sehe sie an. „Also nochmal zusammengefasst. Unsere echte Mutter starb kurz nach meiner Geburt und dir wurde gesagt ich bin Tod. Ich wurde zu einer Pflegemutter gebracht, die mit meinem echten Papa zusammen lebte und dachte das wäre meine echte Mutter. Und du bist meine Schwester.", wiederhole ich alles nochmal, da mir die Geschichte etwas zu kompliziert vorkommt. „Genau, wir haben den selben Papa und die selbe Mutter nur du dachtest, dass deine Pflegemutter deine echte Mutter wäre, was sie ja gar nicht ist, wie du schon längst weißt.", bestätigt sie alles nochmal. Ich bin so sprachlos, dass ich mich einfach an ihre Schulter fallen lasse und die Augen schließe. Mein Kopf muss das alles erstmal verarbeiten. Ich habe zwar keine Eltern mehr, dafür aber eine Schwester, von der ich nichts wusste. Wow. Was kann einen jetzt noch überraschen? „Wer weiß alles davon?", frage ich sie. „Alle. Ich habe es ihnen heute morgen erzählt.", antwortet sie und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich kuschle mich an sie heran und genieße ihre Nähe.Einige Stunden später, wo mein Kopf es endlich einigermaßen akzeptiert hat, helfe ich Paula und Tabea beim Mittag essen. „Liv, schneidest du die Zwiebel?", fragt Tabea mich. Ich nicke und hole ein Messer, ein Brett und die Zwiebel. Es dauert keine drei Sekunden, da habe ich mich schon geschnitten. „Aua!", brumme ich und lege das Messer weg. „Oh nein Liv.", seufzt Paula und schaut sich meinen Finger an. Dieser ist Gott sei dank nicht tief verletzt und kann mit einem kleinen Pflaster versorgt werden.
Nach diesem kleinem Unglück können wir das Essen endlich zu Ende kochen und den Tisch für die Bewohner vorbereiten. Sie kommen gerade nach und nach von der Arbeit. Während sie ihre Plätze einnehmen oder sich umziehen gehe ich zu Paula. „Ähm heiße ich dann jetzt eigentlich auch Martinson?", frage ich interessiert. „Also ich kann dich adoptieren und du kannst meinen Namen annehmen, aber wenn du lieber Phil's Namen behalten willst, ist das auch kein Problem.", erklärt sie und tätschelt meine Schulter. Ich schüttle mit dem Kopf. „Ich will deinen Namen.", sage ich mit einem Lächeln im Gesicht, was sie auch zum Lächeln bringt.—————————————————————————
Man liest sich im nächsten Teil:)
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Der Grund zum kämpfen
Hayran KurguHey ihr Lieben, Das ist ein zweiter Teil meiner ASDS-Fanfiction Reihe. Der erste Teil heißt „Zwischen Himmel und Hölle" Man kann die Teile unabhängig voneinander lesen, weshalb ihr selber entscheiden dürft, mit welchen ihr beginnt. In dieser Fanfi...