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„Tut dir das weh?", fragt Phil während er sich meine Nieren anschaut. Ich schüttele den Kopf. Er macht schnell irgendwelche Messungen und Fotos von den Nieren und wischt dann die Stellen trocken. Er klopft erst auf der linken Seite und dann auf der rechten, wo ich aufschreie und fast weinen muss. „Aha okay.", sagt er nur und schaut seine Kollegen an. Anscheinend wissen sie, was das zu bedeuten hat. „Das tat weh...", brumme ich und schaue Phil an. Warum macht er das? Warum tut er mir weh? „Süße ich weiß. Ich muss nur noch nach deiner Blase schauen und dann sind wir fertig.", sagt er und führt den Schallkopf runter zu meiner Blase. Alle schauen gespannt auf den Bildschirm außer Alex. Der streichelt meinen Kopf, was mich entspannen lässt. „Alles wird gut.", flüstert er mir zu, während die anderen sich über was medizinisches unterhalten. Ich schaue Alex an und merke, wie mir der Bauch trocken gemacht wird. Sie sind anscheinend fertig. „Was habe ich Phil???", frage ich aufgeregt. Er nimmt meine Hand. „Du hast eine Nierenbeckenentzündung. Das müssen wir antibiotisch behandeln. Das wird auch die Ursache für den Kaliummangel sein. Du hast wahrscheinlich zu wenig getrunken wodurch sich die Niere entzündet hat. Das heißt jetzt, mehr trinken, Antibiotika, regelmäßig auf die Toilette gehen und am Freitag machen wir eine Kontrolle.", erklärt Phil während er alles wegräumt und ich mich wieder anziehe. „Aber kann ich morgen trotzdem zur Schule?", frage ich unsicher. Ich will doch nicht schon am ersten Tag fehlen. Das wäre echt blöd, zu mal ich Laura und Jolina versprochen habe, dass ich komme. „Naja...eigentlich hätte ich dich schon gerne hier zu Hause aber ich verstehe auch wenn du sagst, dass du nicht am Anfang fehlen willst. Du kannst zur Schule gehen unter der Bedingung, dass du sofort schreibst wenn irgendwas ist und deine Tabletten nimmst.", geht Phil auf mich ein. Ich nehme das an und bekomme schon die erste Tablette in den Mund gedrückt. Die Infusion wird abgebaut und eine neue ran gemacht.

In der Nacht spüre ich ab und an mal was an meinem Zugang. Wahrscheinlich neue Infusionen, doch ich schlafe ruhig weiter.
Am Morgen streichelt eine Hand meine Wange. Ich öffne meine Augen und sehe Alex. Er lächelt mich an. „Guten Morgen Schlafmütze. Komm aufstehen. Die Schule wartet.", sagt er und zieht mich hoch. Ich sitze nun neben ihn und gähne einmal kräftig. Mental bin ich noch gar nicht bereit aber ich wollte ja hin. Alsooooo. Aufstehen. Ich lasse meine Beine aus dem Bett und strecke mich kurz, bevor ich aufstehe und mir ein Outfit raussuche. Alex tippt mir auf den Rücken, wodurch ich mich umdrehe und ihn fragend ansehe. Er hält einen kleinen Becher vor meine Nase. „Was soll ich damit?", frage ich verwirrt und suche mir Unterwäsche raus. „Na ich brauche eine Urinprobe. Der Morgenurin eignet sich prima. Also möchte ich, dass du einmal Pipi hier rein machst. Am besten den Mittelstrahlurin.", erklärt er mir. Nicht sein Ernst. Ich hasse es in irgendwelche Becher zu pinkeln. „Komm. Es ist echt wichtig.", fügt er noch hinzu und drückt mir den Becher in die Hand. Seufzend und müde schlendere ich zum Bad, wo ich meine Hose fallen lasse und mich über die Toilette beuge. Unter mir der Becher. Ich mache etwas Pipi in die Toilette und den Mittelstrahl mache ich in den Becher. Man ist das eklig. Den Rest pipi mache ich in die Toilette und wische mich ab. Dann wasche ich mir die Hände und öffne die Tür. Alex lehnt gegenüber an der wand. Er trägt einen Handschuh, mit dem er den Becher entgegen nimmt und dankend abzischt. Ich mache mich schnell frisch und gehe runter. Alex hat meinen Urin in Röhrchen aufgezogen und die in einer Tüte eingepackt. Er will die bestimmt zum Labor bringen. „Hunger?", fragt Tabea, die sich schon Müsli macht. Ich verneine, packe meine Brotbox und mein trinken ein, was Alex mir hingestellt hat. Er kommt auf mich zu und legt mir zwei Tabletten in die Hand. „Links ist die fürs Herz und rechts das Antibiotikum für deine Niere.", erklärt er. Ich nicke und nehme beide Tabletten ein. Danach greife ich nach einer Banane und gehe zu Alex Auto. Er bringt mich zur Schule. Auf dem Weg dahin esse ich die Banane auf, weil Alex meinte man muss immer etwas essen wenn man Antibiotikum nimmt, sonst hat es keine Wirkung. „Hast du schmerzen?", fragt Alex, während er an einer Ampel hält. „Nein. Es tut nichts weh.", antworte ich ehrlich. Er nickt und fährt weiter. Auf dem schul Parkplatz angekommen, greift er nach dem Handschuhfach und holt einen Zettel raus. „Das ist ein Protokoll. Du schreibst auf wann du trinkst und ca. wie viel und dann schreibst du auf wann du auf Toilette gehst. Das gibst du mir dann nachher ja? Ich bitte dich die ganze 1,5L Flasche zu trinken und mindestens 5 mal zur Toilette zu gehen ja? Auch wenn du nicht musst.", erklärt er mir einfühlsam. Ich nicke, auch wenn mich das alles schon wieder total ankotzt. Er wünscht mir einen schönen Tag, worauf ich aussteige und zum Eingang laufe. Dort steht auch schon Laura, die mir glücklich winkt. „Was ist denn los?", fragt sie als sie mein genervtes Gesicht sieht. Ich halte ihr das Protokoll hin. „Das ist los. Alex will das ich genau aufschreibe wann ich Pipi mache und wann ich was trinke. Total nervig.", motze ich und verstaue das Blatt in meiner Tasche. Von ihr kommt nur ein verwirrter Gesichtsausdruck. Auf dem Weg zum Klassenzimmer treffen wir Jolina und ich erzähle den beiden was ich habe. „Aber da muss man bestimmt zuhause bleiben oder?", fragt Jolina unsicher. „Neee also doch, eigentlich ja. Phil hätte mich gerne zuhause behalten aber ich will nicht direkt fehlen. Ich fülle ihnen einfach dieses komische Protokoll aus und nehme um 12 Uhr mein Antibiotikum. Dann sind sie bestimmt zufrieden.", erkläre ich und hole meine Flasche. Ich nehme einen Schluck und notiere es fleißig, jedoch soll das nicht so bleiben, denn als ich mein Antibiotikum um 12 einnehme, merke ich, dass ich nicht mal die halbe Flasche getrunken habe und das ich auch noch nicht einmal auf Toilette war. Upsi. Das wird denen nicht gefallen, jedoch schaffe ich das jetzt auch nicht mehr weil wir in 1 Stunde Schluss haben und außerdem muss ich gar nicht. Ich gehe also mit der Flasche auf das Mädchenklo und leere sie im Waschbecken. Auf das Protokoll schreibe ich einfach 4 Toilettengänge und zeige Alex die leere Flasche. Ich kann ja einfach sagen, dass ich keine 5 Gänge zur Toilette geschafft hat aber das macht den Kohl auch nicht mehr fett. Hoffentlich glaubt er mir das...wenn es auffliegt darf ich die nächsten Tage zuhause verbringen, worauf ich echt keine Lust habe.

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Unter dem letzten Kapitel wurde gefragt, ob Liv wieder ihre Angst vor Ärzten haben soll. Hat jemand eine Idee was das auslösen kann? Soll das was mit der jetzigen Nieren Geschichte zutun haben oder was neues?

Viel Spaß:)

Der Grund zum kämpfen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt