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Panisch betrachte ich diesen komischen Arzt, der immer näher kommt und schon sein Stethoskop vom Hals zieht. „Phil, Bitte. Er soll gehen.", flehe ich Phil an. Eine männliche Person in diesem Raum reicht mir definitiv. „Liv, das ist mein Kollege. Er ist echt ein ganz lieber. Vertrau mir, so wie bei Alex.", sagt er uns streichelt sanft meine Hand, doch ich schüttle kräftig mit dem Kopf und springe von der Trage. „Hey bleib hier!", brüllt der Arzt, doch ich bin schon aus dem Raum gerannt und laufe weiter in Richtung Hauptausgang. Am Tresen steht eine braunhaarige Frau in Notarztkleidung, die ich kenne. Ich glaube das ist diese Paula, die mal bei mir mit im Heim war. „Liv?", fragt sie verwirrt und sieht dann Phil und den Arzt auf mich zukommen. „Paula?", fragt Phil dann noch verwirrter. „Patient eingeliefert.", antwortet sie knapp. Schnell stehen die beiden Ärzte bei mir und halten mich fest. „Lasst mich gehen. Ich will diesen ganzen Mist nicht mehr.", schreie ich, was sofort die ganze Aufmerksam auf mich zieht. Dann reiße ich mich los und fliehe durch die großen Flügeltüren, die sich endlich öffnen und sehe dann einen RTW, wo Alex gerade einsteigt. Ich würdige ihn einen kurzen Blick und renne dann weiter Richtung Straße. „Liv?", ruft Alex fragend, doch ich reagiere nicht. Ich will einfach nur weg hier. Weg von diesen ganzen Ärzten und Männern. Ich will niemanden mehr von denen sehen, nicht mal mehr Phil. Wie konnte ich mich jemals auf so einen Mann einlassen, der ganz nebenbei auch noch Arzt ist? Ziemlich dumm von mir.
Weinend renne ich um die nächste Ecke und dann wieder geradeaus. Was soll ich denn jetzt machen? Ich habe keine Mutter mehr, keinen Vater mehr und sonst keine anderen Angehörigen, zu denen ich könnte. Hätte ich den Suizid beenden können, wäre ich jetzt hier weg. Doch mal wieder mussten mir da Ärzte einen Strich durch machen. Ich habe diese Menschen echt satt.
Während ich langsamer werde, da mein Kreislauf schlapp macht, höre ich keine Sirenen und keine Schreie mehr. Anscheinend habe ich sie abgewimmelt. Super, dann kann ich jetzt endlich ohne die weiter leben. Plötzlich merke ich, wie mein Herz schon wieder anfängt unregelmäßig zu schlagen, weshalb ich mich an der Hauswand runtergleiten lasse, da mir total schwarz vor Augen wird. „Man du blödes Herz. Hör auf mit dem Mist!", ermahne ich mein Herz, was natürlich nicht auf mich hört. „Liv.", höre ich plötzlich Phil rufen und sehe dann ihn und Alex auf mich zustürmen. Oh nein, schnell weg, sonst stopfen die mich wieder in das Krankenhaus. Seufzend stehe ich auf und halte meine Brust, während ich versuche wegzurennen, doch binnen weniger Sekunden haben sie mich eingeholt und Phil hält mich fest am Arm, damit ich nicht weiter renne. „Mensch Liv, wieso haust du denn ab?", fragt Phil ganz außer Puste. „Fass mich nicht an.", knurre ich und schüttle seine Hand von meinem Arm ab. „Wieso? Was ist denn los?", fragt er daraufhin ganz verwirrt. „Man, du bist schuld, dass Mama Tod ist. Hätte sie dich nie kennengelernt, hätten wir nicht ins Kino fahren müssen, um uns zu vertragen und hätten nie den Unfall gehabt. Alles deine Schuld.", sage ich traurig und fange an, ihn verzweifelt zu schlagen. Er bleibt einfach stehen und lässt mich auf ihn rumschlagen. „Lass deine ganze Wut und Trauer raus.", sagt er beruhigend. Einige Schläge später falle ich kraftlos in mich zusammen. „Ich habe einfach keine Lust mehr.", schluchze ich traurig. Ich kann diesen Schmerz einfach nicht mehr aushalten. Er legt seine Hand auf meine Schulter, doch ich schüttle sie kraftlos ab. „Ich will alleine sein. Bitte lasst mich einfach in Ruhe und tut so, als wenn ihr mich nie kanntet.", sage ich und lege meinen Kopf auf meine Knie. „Liv.", stöhnt Phil verzweifelt. „Das geht nicht und das weißt du auch. Wir müssen dich in die Klinik bringen, damit deine Wunde genäht werden kann und danach müssen wir für dich eine Lösung finden. Komm doch mit.", versucht es Phil, doch ich schüttle nur mit dem Kopf. Dann höre ich ganz plötzlich erneut Sirenen und sehe ein Polizeiwagen auf uns zukommen. Panisch schaue ich zu Phil, der nur die Beamten ansieht. Hat er etwa die Polizei gerufen? Was ein Blödmann. Mit meinen letzten Kräften stehe ich auf und renne weg. Ich bekomme noch mit, dass die Polizei hinter mir her ist und mich dann auch kriegt. „Lasst mich los ihr Idioten!", schreie ich und zapple mit dem ganzen Körper. „Wenn du still hältst, können wir dich auch loslassen.", sagt die Polizistin, die mit ihrem Knie auf meinem Rücken drückt. Dann sehe ich, dass Alex und Phil angerannt kommen. „Könnt ihr ihr etwas zur Beruhigung geben? Sie ist total aufgedreht.", fragt die Polizistin die Ärzte. Daraufhin höre ich etwas Rascheln und sehe dann, dass Alex eine Spritze in der Hand hält. Nein. Nein. Nein.

Flashback:
Der Arzt steht erneut mit einer Spritze vor mir. Ich schüttle panisch den Kopf und zapple wild umher, damit er gar nicht die Möglichkeit hat, mir das Medikament zu verabreichen, doch er bekommt es hin und schon habe ich wieder höllische Schmerzen. „Bitte lassen sie das. Ich habe doch niemanden was getan. Was ist mit meinen Eltern? Bitte lassen sie mich gehen.", rede ich auf ihn ein, doch er lacht nur und holt mit seiner Faust aus, die kurze Zeit später in meinem Bauch landet. „Du bist eine Missgeburt, hast du gehört? Dein Daddy ist Tod und Mommy liegt im Koma. Und wenn du weiterhin so frech bist, liegst du auch bald im Koma.", sagt er lachend und verlässt dann den Raum. Mama ist im Koma und Papa ist Tod? Ich kann es nicht glauben und verfalle erneut in Panik, woraufhin Dr. Teufel wieder kommt und...

„Liv.", höre ich plötzlich eine Stimme und gerate wieder in die Gegenwart. Mein Gesicht ist voller Tränen und in meinem Arm steckt ein Zugang. Nicht zu vergessen liege ich mittlerweile wieder in dem Schockraum von vorhin. Bei mir steht Phil und am Computer sehe ich den anderen Arzt. „Hey, sie ist wieder da.", stellt Phil erleichtert fest, woraufhin der andere Arzt zu mir kommt. „Bitte bleiben sie weg.", flehe ich ihn an. Er nickt und bleibt an meinem fußende stehen. „Was ist passiert?", frage ich verwirrt, denn das letzte an was ich mich erinnern kann ist, dass Alex mit einer Spritze vor mir stand und dann wurde es schwarz. „Du bist aus dem Krankenhaus abgehauen und dann haben Alex und ich dich gefunden. Du warst total panisch und warst nicht mehr richtig anwesend. Deswegen haben wir die Polizei gerufen, falls du wieder abhaust und wir dich nicht kriegen. Das hast du dann auch versucht, doch die Beamtin konnte dich aufhalten. Dann wurdest du noch panischer und Alex hat dir was zur Beruhigung gegeben. Du bist schnell eingeschlafen und dann habe ich dich hierher getragen. Wir haben dann deine Wunde behandelt und dir einen Zugang mit Beruhigungsmitteln und was gegen die Bakterien gegeben, damit du keine Blutvergiftung bekommst. Dann hast du bis jetzt geschlafen.", erklärt Phil, was passiert ist. Ohne etwas zu sagen, setze ich mich auf. „Ne Liv, nicht schon wieder abhauen, du bist zu schwach.", sagt er und stellt sich vor mich. Er wollte seine Hände auf meine Schultern legen, doch hat sie dann wieder weggezogen. Ich öffne meine Arme und falle ihn um die Taille und weine dann meinen ganzen Frust aus. Er zögert erst, doch dann legt er seine Arme behutsam um mich. „Es...tut...mir...leid...Phil.", stottere ich zwischen den ganzen Schluchzern. „Schon gut kleine.", antwortet er und beruhigt mich mit seiner sanften Stimme.

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Man liest sich im nächsten Teil:)

Der Grund zum kämpfen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt