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BELLA

Mateo blieb vor meiner Hauseinfahrt stehen und drehte seinen Oberkörper in meine Richtung.

Mit Daumen und Zeigefinger griff er mein Kinn und zog mich daran ein Stück näher zu sich. Seine Weichen Lippen legten sich auf meine.

„Wir sehen uns morgen, mi corázon." verabschiedete er sich und hauchte mir schlussendlich noch einen Kuss auf die Stirn.

„Tschau, Mateo" lächelte ich breit und stieg aus dem Auto aus, welches im übrigen ein Mercedes G Klasse war, und ich somit fast heraus fiel. Wieso war dieses Auto auch so hoch.

Ich hörte ihn kurz belustigt schnauben, eher er plötzlich vor mir stand. „Alles in Ordnung?" hauchte er und schaute ob ich irgendwo einen Kratzer habe.

Verwirrt, von seiner Schnelligkeit nickte ich, als Bestätigung, das alles in Ordnung war. „Gut" atmete er erleichtert aus und strich über meine Wange.

„Das nächste mal Hebe ich dich raus."

...

Gelangweilt ließ ich mich am Küchentisch nieder und wartete darauf, dass die Mikrowelle ein Signal von sich gibt.

Meine Mutter war noch auf der Arbeit und würde erst in wenigen Stunden nachhause kommen. Sie hatte heute Spätschicht und musste fast eine Stunde fahren, bis sie zuhause war.

Als die Mikrowelle ein piepen von sich gab, sprang ich vom Tisch und ging auf sie zu.

Mit dem Teller voller Spagetti Bolognese ging ich ins Wohnzimmer und platzierte mich auf dem Sofa.

Während ich mein Essen vernaschte, schaute ich die Nachrichten auf dem Fernseher.

Es wurde von einigen Wolf Sichtungen in der Umgebung berichtet.

Sie gehen von mehreren aus, aber sie betreten wohl die Stadt nicht. Als währe es nicht ihr Territorium. Die Sprecherin berichtete auch darüber das sie sehr friedlich sind.

Bei Raúl und Mateo stand ein Wolf im Wohnzimmer, ob er einer dieser Wölfe ist, welche um die Stadt herum gesichtet wurde?

Bestimmt.

Ich schlüpfte in meine sneaker und zog mir meine Collegeboy Jacke über, griff nach meinem Schlüssel, Handy und Portmonee, ehe ich die Haustür öffnete und das Haus verließ.

Ich habe mich dazu entschieden ein wenig spazieren zu gehen. Die Kleinstadt ein wenig zu erkunden und vielleicht etwas einzukaufen.

Wir hatten zwar noch reichlich zuhause, aber ich wollte unbedingt etwas süßes haben.

Schokolade und Erdbeeren klingen verlockend.

Meine Hände vergrub ich in der Jackentasche, während ich die Straße hinunter lief und mir die Umgebung anschaute. Die Häuser sahen so gut wie alle gleich aus.

Nichts besonderes im Gegensatz zu dem Viertel wo Mateo und Raúl lebten.

Backsteinhäuser mit Holzverzierungen und einem roten Dach. Einzig die Vorgärten unterscheiden sich ein wenig.

Die einen haben Spielzeug auf dem Rasen liegen, die anderen ein wunderschönes Blumenbeet, wobei die Blumen langsam beginnen zu verblühen. Immerhin wurde es Herbst.

Am Ende der Straße musste ich durch ein kleines Stückchen Wald. Normalerweise könnte ich auch die Straße weiter entlang laufen, aber durch den Wald war eine Abkürzung.

Sagt zumindest mein Smartphone navigator, welcher mir den Weg zum nächsten Supermarkt wieß.

Der Wald war wunderschön, nur die wilden Tiere die darin lebten jagten mir Angst ein. Aber nur wenn sie direkt vor mir stehen oder ich sie sehe. Was im Moment nicht der Fall war.

Sollten sie in einem Film oder auf Bildern zu sehen sein, finde ich sie wiederum total niedlich und würde sie am liebsten knuddeln.

Während ich über eine hohe Wurzel stieg, welche aus dem Boden ragte, hörte ich weiter entfernt ein Rascheln und das knacken von Ästen.

Das Gefühl beobachtet zu werden, breitete sich in mir aus, weshalb ich stehen blieb und mich einmal umschaute. Nirgends war jemand oder etwas zu sehen.

Komisch. Ich hatte es mir bestimmt nur eingebildet.

Schulterzuckend setzte ich mich wieder in Bewegung und kam kurz darauf am Supermarkt an.

Die Menschen auf dem Parkplatz beäugten mich, als währe ich nicht von dieser Welt.

Ich ignorierte einfach ihre Blicke und betrat den kleinen Supermarkt und wurde sofort von den Verkäufern schräg angeschaut. Was haben die alle für ein Problem?

Die Stadt hier, war zwar eher eine Kleinstadt, somit kannten sich scheinbar alle, aber das war kein Grund mich so anzustarren, nur weil ich noch nicht so lange hier lebte.

Mit einem Unwohlsein im Magen griff ich nach so einem blauen Korb und suchte die Abteilung für Süßigkeiten.

Umso schneller ich das fand, was ich suchte, umso schneller konnte ich wieder verschwinden und musste die Blicke der Bewohner nicht länger ertragen.

Auf dem Weg zu den Süßigkeiten, nahm ich mir noch eine Schale mit Erdbeeren mit.

Kurz bevor ich um die nächste Ecke biegen konnte, hörte ich einen Gesprächsfetzen zweier Frauen.

„Sie riecht nach den Alphas, aber trägt keine Markierung, von keinem von beiden."

Waren das irgendwelche Codenamen? Ich wusste das Alpha irgendwas mit Mathematik zutun hatte und Tiere, wie Hunde oder Wölfe, ihr Revier markierten, aber so eine schräge unterhalten habe ich noch nie gehört.

„Sie ist ja auch ein Mensch. Klein, ängstlich und schwach. Mit Sicherheit wollen die beiden sie nicht einmal als Mate."

Schon wieder fiel das Wort Mate. Langsam frage ich mich, was es mit diesem Wort auf sich hat, dass es hier jeder benutze.

Es wird mir echt zu irre. Ich entschied mich einfach den Gang zurück zu gehen und einen anderen zu nehmen.

Nachdem ich meine Schokolade gefunden hatte, bezahlte ich sie zusammen mit dem Erdbeeren und verließ schnell wieder den Supermarkt.

Vor dem Gebäude starrten mich erneut alle wieder an. Unwohl senkte ich den Kopf und setzte einen Fuß vor den anderen, um auf schnellen Wege den Wald zu erreichen.

Ein lautes Knurren ließ mich aber in meiner Bewegung innehalten und zusammenzucken.

Ich hob meinen Blick wieder und erkannte einen zotteligen grauen Wolf, mit pechschwarzen Augen, nur zwanzig Meter vor mir stehen.

Dieser wolf sah total mitgenommen aus und an einigen Stellen fehlte ihm Fell.

Eine fette Narbe zog sich von seiner Augenbraue bis zur Schnauze. Er war groß und angsteinflössend.

Im Gegensatz zu dem Wolf, der in Raúl's und Mateo's Wohnzimmer stand, war dieser hier hässlich und alles andere als friedlich.

Er fletschte seine zähne und ich meine Hautfetzen dazwischen erkennen zu können. Schluckend trat ich langsam zurück. So wie ich Schritte zurück setzte, setzte dieser Wolf welche nach vorne.

Hilfesuchend schaute ich zu den Menschen, welche auf dem Parkplatz standen, diese beäugten das ganze aber nur schaulustig.

Als der Wolf vor mir ansetzte zum Rennen, lies ich den Beutel fallen und ging in die Hocke, um mich ängstlich zusammen zu kauern.

Dann wartete ich. Wartete auf mein Ende. Auf das helle Licht, welches mich in den Himmel brachte. Oder auf die Dunkelheit der Hölle.

Two MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt