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Als ich aufstand, stieß ich an den Tisch, sodass sein Becher umfiel und warmes Blut über die Tischplatte spritzte. Als ich das sah, war ich seltsamerweise davon fasziniert, und plötzlich sah ich vor meinem inneren Auge, wie ich mich über die Oberfläche beugte und das Blut aufleckte. Ich wandte mich ab, um das Bild abzuschütteln. „Ich habe das alles nicht gewollt!" Indem ich den Ausschnitt von meinem Sweatshirt zur Seite schob, deutete ich auf die Narbe an meinem Hals, die noch nicht völlig verheilt war. „Glaubst du, jemand setzt sich freiwillig so einer Tat aus? Glaubst du etwa, dass ich in diese Leichenhalle hineinmarschiert bin und gesagt habe: „Hey, John Doe, hast du nicht Lust, mir meinen verdammten Hals aufzureißen? Mach mir das Leben zur Hölle, wie wär's?«
Auf einmal war die Musik aus Jan's Zimmer deutlich leiser. Gut, sollte er doch zuhören.
„Denkst du, es macht mir Spaß, hier zu sitzen und einem Typen, den ich verdammt noch mal gar nicht kenne, dabei zuzusehen, wie er Blut trinkt? Ich will nur mein altes Leben zurückhaben!«
Und dann hätte ich am liebsten so lange geschrien, bis ich heiser geworden wäre, wollte mit den Füßen aufstampfen und mit Dingen um mich werfen. Ich wollte all diese Gefühle wie Verzweiflung und Frustration endlich loswerden.
Aber anstatt das zu tun, fing ich an zu weinen. Meine Beine gaben nach und ich fiel auf den Boden. Als Nathan sich neben mich kniete und den Arm um mich legte, um mich zu trösten, stieß ich ihn weg. Aber als er es noch einmal versuchte, gab ich nach.
Ich konnte mein Schluchzen nicht unterdrücken, als er mich an seinen muskulösen Oberkörper presste. Sein Wollpullover kratzte an meiner Wange. Er roch gut,männlich und ein wenig nach Seife, als käme er gerade aus der Dusche. Na und, auch wenn ich ihn gar nicht kannte, war es doch egal?
Nie zuvor hatte ich so weinen können und mich von jemandem trösten lassen.
„Ich weiß, dass du das nicht gewollt hast", sagte er leise.
»Ja?", fragte ich und sah ihn an. „Bisher hast du dich eher wie ein Vampir-Polizist verhalten."
Sanft nahm er mein Gesicht in seine Hände und zwang mich, ihn anzusehen. „Ich weiß, dass du es nicht wolltest, denn mir ist dasselbe passiert. Auch mit deinem John Doc.«
Als er das sagte, musste ich auf einmal nicht mehr weinen.
Die Schluchzer ebbten ab und auf wundersame Weise trockneten meine Tränen.
Nathan half mir auf. Ich nutzte das aus und lehnte mich, so lange es ging, an ihn, ohne dass es auffallen würde. Ich stützte mich mit der Hand auf seinen Bauch, direkt unter dem Rippenbogen, als wäre ich aus der Balance gekommen, und spürte unter der Wolle seines Pullovers, dass sich dort eine perfekte Bauchmuskulatur abzeichnete.
Er stellte den Stuhl auf, der umgekippt war, und half mir, mich hinzusetzen. Dann gab er mir ein Glas Wasser und fing an, das verschüttete Blut aufzuwischen
Zwischen uns herrschte eisiges Schweigen, aber es gab einige Dinge, die ich wissen musste. Ich fing mit den offensichtlichen Fragen an: „Wie konnte das passieren?"
Nathan stand an der Spüle und wusch das blutige Geschirrhandtuch mit Wasser aus. „Er hat von deinem Blut getrunken, du hast etwas von seinem Blut zu dir genommen. Dann bist du gestorben. So läuft das."
„Nein", begann ich. Ich wollte wissen, wie er zum Vampir geworden war, ob John Doe ihn auch einfach so angegriffen hatte, wie er es bei mir getan hatte. Aber ich Konzentrierte mich auf Nathans letzte Aussage. „Ich habe sein Blut nicht getrunken. Ich glaube nicht, dass er meines trank " Ist sein Blut in deinen Mund gelangt? Oder in eine deiner Wunden?" Er lehnte sich gegen die Spüle. „Ein Tropfen reicht völlig aus. Es ist wie ein Virus oder Krebs. Es kann sich jahrzehntelang im Körper befinden, ohne dass es ausbricht. Es wartet, bis das Herz aufgehört hat zu schlagen. Dann zerstört es deine Zellen. "
Ja, aber ich bin nicht gestorben. Sie riefen mich in den OP, um die Blutung zu stillen ...
« Aber das traf nicht so ganz zu.
„Oh, Gott. Ich bin in die Schleuse gegangen, in der Notaufnahme. Da bin ich ohnmächtig geworden."

Meine erste Verwandlung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt