Wie lange ich suchte, weiß ich nicht. Ich war wählerisch.
Die erste Bar wirkte ziemlich finster und die Leute sahen mir zu sehr nach Arbeitern aus. Wahrscheinlich trugen sie alle karierte Flanellemden und sahen Sportsendungen im Fernsehen. Ich wollte jemand Junges. Jemand Hübsches.
Ich sah sie auf der Straße.
Sie ging bei Rot über die Ampel. Ihr blondes Haar flog um ihren Kopf wie ein Banner im Wind. Die Art und Weise, wie sie ihren Mantel vor der Brust festhielt, betonte ihre schlanke
Figur.
Diese Art von Anzichung hatte ich bisher noch niemals verspürt, ganz zu schweigen bei einer Frau. Es war keine Anziehung im sexuellen Sinne. Es war ein Instinkt wie bei einem Tier, so rein und natürlich wie Atmen. Ich wollte ihr Blut.
Das Mädchen in dem schwarzen Mantel kämpfte sich durch eine kleine Gruppe von Männern und Frauen, die auf dem Bürgersteig herumstanden. Als ich näher kam, las ich das Schild an dem Haus, in dem sie verschwunden war.
Die vernagelten Fenster vom Club Cite waren von Neonröhren eingerahmt. Das Backsteingebäude war schwarz gestrichen. Aber die Farbe war nicht überall gleichmäßig verteilt, sodass hier und da noch rote Backsteine zu sehen waren. Das ganze Gebäude war schmutzig und heruntergekommen.
Nachdem ich das Haus betreten hatte, folge ich ihr die Treppe hinunter. Die Wände wurden von einer dumpfen Bassmelodie erschüttert. Als sie am Ende des Flures die Tür auf-zog, kam uns die laute Musik wie eine Kaskade entgegen. Der Club war voller junger Leute, sie trugen alle Schwarz. Einige von ihnen waren wie aus einem Roman von Charles Dickens gekleidet, mit Zylinderhüten und Spazierstöcken. Die meisten anderen trugen Kleidung, die aus zerrissenen Netzstrümpfen und Isolierband zusammengeschustert war. Ich konnte mir vorstellen, dass meine blauen Jeans und meine Sommersprossen die Leute hier anwiderten.
Aber das war mir völlig gleichgültig. Ich hatte meine Beute aus den Augen verloren. Es würde schwierig werden, ihre tragische Erscheinung in diesem Heer von Selbstmitleid zu finden.
„Sie ist auf die Toilette gegangen", sagte eine Stimme direkt hinter mir. „Aber an deiner Stelle würde ich ihr nicht nachgehen, denn sie weiß nicht, was du bist.«
Mein Herz war kurz davor, stillzustehen. Meine Kehle war wie zugeschnürt und die Aufregung, jemandem nachzustellen, war verflogen. Ich war ertappt worden.
Langsam drehte ich mich um und erwartete, einen Beamten in Uniform zu sehen. Stattdessen schaute ich in das grinsende Gesicht einer sehr selbstbewussten jungen Frau. Sie war keineswegs schlank, und sie bewegte sich zu der Musik mit einer natürlichen Grazie, die vergessen ließ, dass sie eigentlich dick und schwerfällig war. Sie trug das Standard-Make-up des Sängers Robert Smith: viel Kajal und dunkelroten Lippenstift in einem bleichen Gesicht. Ihre dicken roten Locken fielen ihr bis auf die Schultern.
„Du bist überrascht?«
*, fragte sie und legte die Hände auf ihre
stämmigen Hütten.
„Dein Verhalten war so offensichtlich «
„Offensichtlich?" Mein Mund war trocken.
Sie neigte den Kopf zur Seite und sah mich von oben bis unten an. Als sie lachte, wippten ihre Locken auf und ab. „Ja, offensichtlich. Aber mach dir keine Sorgen, die meisten Kids hier würden einen echten Vampir noch nicht mal erkennen, wenn er sie in den Arsch beißt. Sie sind hier, weil sie sich von ihren Eltern unverstanden fühlen.'Der Rhythmus der Musik und das Donnern der Herzschläge um mich herum gaben mir das Gefühl, ich sei zu Gast auf einem Kongress von Speed-Metal-Schlagzeugern. Und jetzt gerade waren sie dabei, sich richtig warmzumachen. Mein Schädel dröhnte. Ich blinzelte, um mich in dem Diskolicht und unter den bewegenden Menschen zu orientieren. , Woher wusstest du, was ich bin?"
„Diese Vampir-Geschichte ist neu für dich, oder?", fragte sie. Sie lächelte mich absolut bösartig an, als habe sie diese Mimik schon seit Jahren vor dem Spiegel geübt.

DU LIEST GERADE
Meine erste Verwandlung
VampireEin Biss - und Mandy ist verwandelt. Nachdem die junge Ärztin in der Pathologie von einem Toten angefallen wurde, kann sie auf einmal kein Sonnenlicht mehr ertragen, verspürt plötzlich einen unerklärlichen Blutdurst. Ist sie etwa Opfer eines Vampir...