Als es an der Tür klopfte, wurde unser eisiges Schweigen durchbrochen. Nathan nahm sich einen der Stöcke und bedeutete mit, ich solle zurücktreten. Gerade als er die Klinke herunterdrücken wollte, ging die Tür auf.
Nathan sprang vor, griff den Eindringling an und rang ihn zu Boden. Mit erhobenem Arm zielte er mit dem Stock auf das Herz des Mannes.
„Hey, hey!", rief der Eindringling. Er rollte unter Nathans Körper heraus.
Jan stand auf und schüttelte sich den Staub von den Kleidern. Er strich sich seine langen fettigen Haare glatt und sah mich von oben bis unten an. „Sorry, Nate, ich wusste ja nicht, dass du Besuch hast."
Nathan schnauzte seinen jungen Mitbewohner an, ohne aus seinem Ärger einen Hehl zu machen. „Wo zur Hölle bist du die ganze Zeit gewesen?" Er sah irritiert zur Tür. „Außerdem hätte ich schwören können, dass ich die Tür abgeschlossen hatte. «
„So weit zum Thema Sicherheit*, grummelte ich. Nathans böser Blick hielt mich davon zurück, mir noch einen Kommentar zu erlauben.
„Hab' so herumgehangen", gab Jan zur Antwort und zuckte mit den Schultern. „Ich habe im Lieferwagen geschlafen und bin dann direkt ins College gegangen. Ich bin nur gekommen, um zu spenden. Heute Abend habe ich noch einen Geschichtskurs. Und was ist mir ihr?" Er deutete mit dem Kopf in meine Richtung. „Ist sie deine neue Freundin oder was?" „Neue Freundin? Was ist mit der alten?", fragte ich. Ich hob die Augenbraue.
Nathan verstand keinen Spaß. „Es gibt schon seit Längerem keine alte mehr.«
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand, der so aussah wie Nathan, lange ohne Freundin blieb. Auf der anderen Seite suchten die Frauen, die ich kannte, wie die klatschenden Krankenschwestern von der Station, sicherlich nicht unbedingt einen Vampir als potenziellen Lebenspartner.
Nathan hing den schweren Wintermantel, den Jan auf den Boden fallen gelassen hatte, auf. „Ich möchte nicht, dass du die ganze Nacht unterwegs bist, schon gar nicht, wenn Cyrus in der Stadt ist. Und du hast unser Zeichen vergessen. Ich hätte dich fast umgebracht."
„Diesen Satz gebrauchst du offensichtlich häufiger", unterbrach ich ihn, aber Nathan ignorierte mich.
Jan ging direkt in die Küche, während Nathan und ich ihm folgten. Aus dem Kühlschrank nahm er sich eine Dose Limonade, auf der mit schwarzem Filzstift überdeutlich ein ,J" geschrieben worden war und trank sie in einem langen Zug aus. Er wischte sich den Mund mit seinem Ärmel ab und hustete. „Ja, ich weiß. Einmal lang, dann zweimal kurz, wieder lang. Ich weiß doch, kein Grund, hier gleich den Rambo zu spielen.«
„Du hast vier Mal geklopft", korrigierte ihn Nathan. „Das ist nicht dasselbe." Während Jan noch eine Dose Limo in sich hineinschüttete, holte Nathan aus einem Küchenschrank sterile Spritzen und Braunülen.
Der junge Mann schnüffelte und verzog das Gesicht.
„Mann, Nate, du stinkst."
Verstohlen rückte ich ein wenig näher zu Nathan. Er roch tatsächlich ein wenig nach der Bettwäsche, aber ich fand den Geruch sexy. Pheromone sind toll.
Zuerst schaute Nathan etwas beleidigt drein, aber dann lächelte er. „Ich würde deine Meinung wirklich zu schätzen wissen, wenn du nicht soeben zugegeben hättest, dass du die Nacht in deinem rostigen alten Lieferwagen verbracht hast." Er reichte Jan die Beutel und die anderen Utensilien. „Falls du Probleme haben solltest, Mandy ist Ärztin.«
Jan wurde blass, als er von Nathan zu mir sah und wie. der zurück „Ja klar. Neuer Vampir bekommt das zarte Fleisch von Jan. Ich lass sie doch nicht in meine Nähe, wenn ich eine offene Vene habe."
Ich verdrehte die Augen. Ich würde jemandem, der so aussah wie Jan, noch nicht einmal die Hand geben, ganz zu schweigen davon, sein Blut zu trinken. „Ich tue dir nichts, da kannst du ganz sicher sein."
Nathan ging ins Badezimmer. „Ich habe für einen Liter bezahlt, ich will einen Liter.«
„Einen Liter!", rief er, als die Badezimmertür ins Schloss fiel. „Du kannst ihm nicht einen Liter Blut spenden!"
Jan machte es sich auf seinem Stuhl bequem und legte die Gummimanschette an seinem Oberarm an, so wie ich es am Abend zuvor versucht hatte. Er war ein wenig zu geübt dabei.„Natürlich kann ich das. Und falls du Hunger bekommst, ich habe einen Pflock in meiner Tasche, auf dem schon dein Name steht." Er traf die Vene trotz ein paar Versuchen nicht.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war ein bisschen beleidigt, dass er mich behandelte, als sei ich ein wildes unkontrollierbares Tier. „Nun komm schon", sagte ich ungehalten, „du machst dich selbst zum Nadelkissen." Ich nahm ihm die Nadel aus der Hand und führte sie glatt dort in die Vene ein, wo sie noch nicht zerstochen war.
„Heroin?", fragte ich und sah missbilligend auf die Einstiche an seinen Ellenbeugen und Handrücken.
„Nicht, dass es Sie etwas anginge, Doc. Aber nein. Ich bin der sauberste Blutspender in der Stadt. Und Nate ist nicht mein einziger Kunde.
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Meine erste Verwandlung
VampireEin Biss - und Mandy ist verwandelt. Nachdem die junge Ärztin in der Pathologie von einem Toten angefallen wurde, kann sie auf einmal kein Sonnenlicht mehr ertragen, verspürt plötzlich einen unerklärlichen Blutdurst. Ist sie etwa Opfer eines Vampir...