Offensichtlich war es tagsüber kalt gewesen. Die Luft in der Dämmerung war so kalt, dass sie mir meinen Atem nahm, als ich hinaustrat.
Ich hatte meinen Wollmantel im Badezimmer gefunden, wo er über dem Handtuchhalter hing. Es sah so aus, als hätte Nathan die Blutspritzer ausgewaschen. Aber der Mantel wärmte mich nicht, während ich die Kilometer von Nathans Wohnung bis zur Adresse auf dem Zettel ging. Tot zu sein, hatte einige wesentliche Nachteile: Einer davon war, dass man immer dachte, draußen sei es so warm wie drinnen. Während mein Wagen immer noch vor dem Buchladen stand, lagen die Schlüssel dazu vermutlich noch auf dem Boden vor dem Spenderhaus. Nie im Leben würde ich dorthin zurückgehen. Lieber lief ich zu Fuß.
Ich kannte diese feine Gegend, in der sich die Adresse befand. Als ich noch neu in der Stadt war, war ich häufig durch ihre geschwungenen Alleen gefahren und hatte mir die modernen Bauten und die Traumschlösser angesehen. In dieser Umgebung ohne viel Baumbestand wirkten sie völlig deplatziert.
Hohe Steinmauern und aufwändige schmiedeeiserne Tore grenzten die Grundstücke ein. Einige von ihnen waren mit Sicherheitszäunen umgeben, deren Hochleistungs-Überwachungskameras den Vorübergehenden mit kalten Augen ansahen. Wenn ich hier vorbeigefahren war, träumte ich im Auto davon, was für Menschen hier wohl lebten, und stellte mir vor, in zehn Jahren selbst hier zu wohnen. In meiner Fantasie kam auch immer ein schicker, aber gesichtsloser Ehemann und unsere anbetungswürdigen, aber geschlechtslosen Kinder vor. Nur eines dieser Häuser tauchte in meiner Fantasie als
Horrorschloss auf.Wie sich herausstellte, was es Cyrus' Haus.Es war ein massives Gutshaus im Stil König Edwards. Hinter einer Steinmauer lag es weit zurück von der Straße, man musste erst eine riesigen Rasenfläche hinter sich lassen, um zum Eingang zu gelangen. Das schmiedeeiserne Tor, das die Auffahrt versperrte, sah aus, als sei es seit Jahrhunderten nicht geöffnet worden. Es gab weder eine Gegensprechanlage noch eine Klingel. Ich fasste an die Gitterstäbe und versuchte es aufzudrücken. Die Angeln machten kein einziges Geräusch, bis das Tor aufschwang, sodass ich hineingehen konnte.
Nie zuvor in meinem Leben hatte ich mich so nackt und schutzlos gefühlt wie jetzt, als ich auf dieses Haus zuging. Die Auffahrt zerschnitt den Rasen säuberlich in zwei Hälften, er schimmerte im Mondlicht in einem unheimlichen Grün. Jeden Moment, da war ich mir sicher, würden sie die Hunde von der Leine lassen. Und ich hasse Hunde.
Ich hatte Glück, augenscheinlich bemerkte niemand, dass ich hier war, auch nicht, als ich mich der Haustür näherte. Mit jedem Schritt wurde ich selbstbewusster, bis ich kurz davor war, die Klinke zu berühren.
Erst dann sah ich, dass die Tür offen stand.
Ich bewegte mich nicht. Ich hatte geglaubt, niemand hätte mich kommen sehen. Als ich mich umdrehte und über die Schulter die Wiese in ihrem ganzen Ausmaß sah, bemerkte ich, wie dumm meine Annahme war. Das Vollmondlicht erhellte die Fläche wie Halogenscheinwerfer ein Fußballstadion. Ganz abgesehen davon, dass mich wahrscheinlich jemand durch die Kamera beobachtete, die über dem Türsturz montiert war. Ich schluckte und trat ein. „Hallo?", rief ich. Meine Stimme hörte sich so an wie die der Protagonistin in einem blutrünstigen Horrorfilm. „Ihre
Tür steht offen."„Ich weiß."
Bevor ich mich umdrehen konnte, um herauszufinden, woher diese Stimme kam, spürte ich, wie starke Arme mich festhielten. Das Klappen der zufallenden Tür hörte sich an, als würde sie sich nie wieder öffnen, ein Geräusch wie das Fallen eines Hammers in einem Gerichtssaal.
Wer mich auch immer festhielt, es war kein Vampir. Ich weiß nicht, woher ich mir so sicher war, ich wusste es einfach.
Vielleicht lag es an dem Geruch seines Blutes oder an meinem Machtgefühl, auf jeden Fall merkte ich, dass ich ihn sehr leicht überwältigen und fliehen konnte. Aber die Eingangshalle war absolut dunkel, und ich hatte keine Ahnung, wo sich die Tür befand. Die Fähigkeit, sich selbst zu heilen und über bessere Reflexe zu verfügen, war ja gut und schön, aber ich wünschte mir in diesem Moment, Vampire wären mit Augen ausgestattet, die im Dunkeln sehen konnten. Ich fluchte, was für eine Ungerechtigkeit.
»Mein Meister schätzt diese Art der Sprache nicht", wies mich der Mann, der mich festhielt, zurecht. Mein Fänger schubste mich nun plötzlich mit einer erstaunlichen Stärke. Ich knallte gegen eine geschlossene Flügeltür, die unter meinem Gewicht aufging, sodass ich in den nächsten Raum geschleudert wurde.
Ich wischte mir einen Tropfen Blut, der mir aus der Nase rann, von der Lippe. Bei dem Geschmack wurde mir schlecht., Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich, dass dieser Raum sehr luxuriös eingerichtet war. Riesige Bleiglasfenster erstreckten sich von der hohen Stuckdecke bis auf den Marmorfußboden, auf dem ich lag. An der Wand befand sich ein Fresko. Ich konnte nicht genau erkennen, was es darstellte, aber es waren ziemlich viele nackte Figuren dargestellt. Es war, als sei ich gestorben und würde in die Barockversion der Hölle geschickt. Aber irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass der Teufel so einen schlechten Geschmack haben sollte, sich rote Samtvorhänge vor die Fenster zu hängen.
Im Raum waren sechs schwarz gekleidete Männer verteilt, die Wache standen.
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Meine erste Verwandlung
VampireEin Biss - und Mandy ist verwandelt. Nachdem die junge Ärztin in der Pathologie von einem Toten angefallen wurde, kann sie auf einmal kein Sonnenlicht mehr ertragen, verspürt plötzlich einen unerklärlichen Blutdurst. Ist sie etwa Opfer eines Vampir...