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„Dann ist es dort passiert." Er zeigte auf das Wohnzimmer.
„Lass uns reingehen. Da ist es netter. «
Ich setzte mich auf die Couch, während Nathan zu den Bücherregalen hinüberging. Er nahm ein Buch heraus und gab es mir. „Das hier wird einige Fragen beantworten."
Das Buch mit Goldschnitt war in bordeauxrotem Leder gebunden und sah sehr alt aus. Bis auf eine kleine goldene Inschrift in der rechten unteren Ecke war die Titelseite leer.
„Das Sanguinarius", murmelte ich und ließ meine Fingerspitzen über die geprägten Lettern gleiten. Ich erkannte die Herkunft des Begriffes, das lateinische Wort für Blut. Ich schlug es auf, aber statt eines Impressums stand dort nur ein Hinweis auf das Alter des Buches.
Das Sanguinarius stand dort in großen Buchstaben. Darunter stand in kleinerer Type Ein praktischer Leitfaden über die Gepflogenheiten von Vampiren. Die einzelnen Buchstaben waren ungleichmäßig gedruckt, als sei das Buch auf einer alten Presse hergestellt worden. Es musste mindestens zweihundert Jahre alt sein. Ich blätterte ein paar Seiten um. „Ein Vampir-Handuch?«
„Nicht ganz. Es ist eine Anleitung für Vampir-Jäger." Noch bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, hatte ich eine Seite aufgeschlagen, auf der sich ein Holzdruck befand, auf dem ein Mann abgebildet war. Er stieß gerade eine Mistforke einem wütenden weiblichen Dämon in den runden Bauch.
„Oh.* Ich klappte den Buchdeckel wieder zu.
„Grob übersetzt lautet der Titel ,Diejenigen, die nach Blut dürsten'«
*, er lächelte. „Es ist kompliziert. Ich fange lieber von vorne an."
Ich nickte zustimmend, aber ich hatte eigentlich auch keine andere Wahl. Er setzte sich zu mir auf die Couch, ein wenig näher, als ich erwartet hatte. Aber ich wollte mich nicht beschweren.
„Seit mehr als zweihundert Jahren gibt es eine Gruppe von Vampiren, die sich der Ausrottung ihrer eigenen Spezies widmet, um die Menschen zu schützen. In der Vergangenheit kannte man sie unter dem Namen „Orden der Blutsbrüder* Heute nennen sie sich „Voluntary Vampire Extinction Movement" - die Bewegung zur freiwilligen Ausrottung von Vampiren. Für den Orden existierten vierzehn Gesetze, aber die Bewegung verfolgt davon nur drei: Kein Vampir darf einen Menschen ohne dessen Einwilligung beißen. Kein Vampir soll einen weiteren Vampir kreieren. Und kein Vampir darf einen Menschen verletzen oder töten."
„Die Regeln hören sich gar nicht so schlecht an", stellte ich trocken fest.
„Heutzutage haben es Vampire viel leichter als früher." Er hörte sich melancholisch an. „Der Hauptsitz der Bewegung befindet sich in Spanien, in einer restaurierten Burg, die früher einmal den Inquisitoren gehört hat, aber die Mitglieder der Bewegung sind auf der ganzen Welt verstreut. In diesem Teil des Staates bin ich das einzige Mitglied, aber es gibt in Chicago und in Detroit auch einige Mitglieder, die hauptsächlich dafür sorgen, dass die bösen Vampire umgebracht werden. Die Bewegung verfügt über eine Flotte privater Jets, falls ein Mitglied ins Ausland reisen muss. Sonst wäre es ziemlich schwierig, herumzukommen.«
„Also, wenn ich dich jetzt recht verstehe, seid ihr keine Non-Profit-Organisation, wenn ihr Jets besitzt?"
Auf Nathans Gesicht zeigte sich ein Lächeln. „Das meiste Geld der Bewegung stammt von alten und großzügigen Mäzenen, sehr alten Vampiren, die in den letzten Jahrhunderten ihr Vermögen vergrößert haben. Die Bewegung gibt es schon sehr lange, und die Spenden häufen sich an. Außerdem, vermute ich, stümpern sie nebenher noch ein wenig auf dem Immobilienmarkt herum. „Ich habe schon immer vermutet, dass mein Vermieter ein Monster ist, aber ich hätte nie gedacht, dass es wahr sein könnte." Ich reichte ihm das Buch zurück. „Okay, keine Menschen essen, keine anderen Vampire schaffen oder Morde begehen. Bisher ist es mir ganz gut gelungen, diese Regeln zu befolgen, und ich gehe auch nicht davon aus, dass mir das in naher Zukunft schwerfallen sollte."
„Gut, das ist auch besser so", antwortete er und schob mir Das Sanguinarius wieder hin, „denn wenn du die Regeln brichst, ist die Strafe beträchtlich.
„In welcher Form?" Ich bemühte mich, unbekümmert zu klingen.
„Tod. Cyrus, der Vampir, von dem du abstammst .
Ich schnaufte verächtlich. „Cyrus, ist das sein richtiger Name? Der von John Does?"

Meine erste Verwandlung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt