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„Ich weiß auch nicht, warum er sich noch solche Mühe gibt. Er weiß doch, dass ihr alle sterben werdet." „Du redest wirres Zeus", presste ich hervor, während ich
mir den Bauch hielt.
Das hätte ich lieber nicht sagen sollen.
„Ich rede wirres Zeug?" Sie holte noch einmal aus und stach mir in die Seite. „Nein! Er redet Unsinn! Er behauptet, er liebt mich. Er hat mir versprochen, Macht zu geben. Aber es heißt immer: Es ist noch nicht so weit, Leyla. Es ist noch nicht an der Zeit! Und dann verschwendet er sein Blut an ein Stück Dreck wie dich! Sieh dich doch an! Du kannst noch nicht einmal aufstehen!"
Sie trat mich. Das sollte man nicht mit einem verwundeten Vampir machen. Diese Erkenntnis kam für sie offensichtlich so überraschend wie für mich.
Sofort war ich auf den Beinen und griff nach ihr, angetrieben durch pure Wut und Instinkt. Ich riss ihr das Messer aus der Hand und setzte es ihr an die Kehle.
„Ich habe dir gar nichts weggenommen", flüsterte ich ihr ins Ohr. „Er wollte mich nicht kreieren. Es war ein Unfall. Du interessierst mich nicht, weder du noch dein Vampir-Freund noch diese ganze verdammte Vampir-Scheiße." ich warf sie zu Boden. Durch den Vorhang ihrer Haare sah sie mich an. Ihr Blick war hart und außer sich.
"Ja, nattrlich warst du ein Unfall sicherlicht", schrie sie. „Aber das ist auch egal, denn morgen früh bist du tot!«Meine Wut war plötzlich verschwunden und ich fühlte mich wieder schwächer werden. Leyla's Stimme war so laus, so schrill. Aus meinen Wunden trat Blut. Ich wusste, dass ich die Blutungen stoppen musste, aber ich konnte an nichts anderes denken als daran, vor Leyla zu fliehen. Ich stolperte über das Bahngelände und hatte den Eindruck, dass mich jeder Schritt, den ich machte, weiter in einen dunklen, warmen Graben führte. In meinen Ohren dröhnte mein Puls. Ich wurde langsamer. Jedes Mal, wenn ich über den unebenen Boden stolperte, schmerzten meine Knöchel, mein ganzer Körper schwankte.
Als ich endlich auf festen Boden trat, schien mein Körper von allein zu wissen, wohin er gehen sollte. Ich bewegte mich sehr langsam, so dachte ich, aber ich musste gerannt sein, denn innerhalb weniger Minuten befand ich mich vor Nathans Wohnung.
Dumpf stand ich auf dem Bürgersteig herum, weil ich mir nicht sicher war, was ich als Nächstes tun sollte. Ich hielt meine Hand auf die riesige Wunde in meinem Bauch. Ich wusste, dass ich meinen Wagen nicht weit entfernt geparkt hatte, aber ich hatte meine Schlüssel nicht mehr. Zitternd sah ich die Straße hilflos auf und ab. Nichts wollte ich lieber als zu Hause in meinem Bett liegen. Ich setzte mich auf die Treppe vor Nathans Haus. Wenigstens war ich dort ein wenig vor dem schneidenden Wind geschützt. Vielleicht war Layla mir gefolgt, aber mein Wunsch nach Wärme und Schlaf war größer als meine Angst. Wenn sie wirklich käme, um mich umzubringen, war meine Überlegung, dann käme ich wenigstens hier zur Ruhe. Ich weiß nicht, wie lange ich dort zusammengekauert saß, bevor es anfing zu schneien. Vom Himmel fielen große flauschige Flocken wie in einem kitschigen Weihnachtsfilm. Sie landeten sanft auf dem Boden, ich streckte meine Hand aus und sah zu, wie sie sich dort sammelten, denn aufgrund meiner niedrigen Körpertemperatur schmolzen sie nicht. Ich fing an, sie zu zählen, aber dann kam ein Windstoß und blies sie fort. Ich gab mich damit zufrieden, die Schneewirbel und Verwehungen auf dem Bürgersteig zu betrachten. Meine Lider wurden schwer. Da ich mich nicht gegen den nahenden Schlaf wehren konnte und weil ich auch nicht wusste, warum ich das tun sollte, schloss ich meine Augen.Eine bekannte Stimme weckte mich auf. Es war Nathan.Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, dass er mich an den Schultern packte. Er schüttelte mich wie verrückt. Er schrie mich an und klatsche vor meinem Gesicht in die Hände, aber ich war zu erschöpft, um zu reagieren.
Mein Kopf kippte zur Seite. Auf dem Bürgersteig lag eine braune Einkaufstüte, als habe sie dort jemand vergessen. Ihr
Inhalt kullerte in den Schnee.
„Dein Rasierschaum ... fällt raus", murmelte ich und versuchte, die Bahn der Dose auf dem verschneiten Pflaster zu verfolgen.
„Mach dir darüber keine Sorgen." Er drehte meinen Kopf, sodass ich ihn anschauen musste. „Was ist los?"
„Ich weiß es nicht", antwortete ich, während ich versuchte, meine Augen offen zu halten. Ich wollte nichts anderes als schlafen.
Nathan schüttelte mich wieder, als mir die Augen zufielen.»Was?", jaulte ich auf. Dann versuchte ich seine Hände wegzustoßen. Er fluchte und fasste mich fester an. „Wach auf!", rief er.Als ich nicht reagierte, schlug er mich ins Gesicht. Geschockt öffnete ich meine Augen und stotterte: „Was denn? Lass mich einfach schlafen!"Das geht nicht! Du hast viel Blut verloren. Wenn du jetzt einschläfst, dann wirst du sterben.'Dann erst spürte ich den Schmerz, ein Ziehen in meinem Bauch. Es fühlte sich an, als hätte ich Glas gegessen. Ich griff nach seinem Arm und wand mich vor Schmerz. Schnell zog er seinen Mantel aus und wickelte mich darin ein. „Ich muss dich nach oben schaffen", murmelte er. Er hob mich auf, trug mich durch die Tür und die Treppe hinauf in seine Wohnung.

Meine erste Verwandlung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt