Neben jeder Tür standen zwei, auch neben der, durch die ich gerade hindurchgeflogen war. Derjenige, der mich geschubst hatte, trat ein. Auch er war wie die Wachen gekleidet.
„Passt auf sie auf", befahl er den beiden Männern, die mir am nächsten standen. Alle Posten nickten mit den Köpfen.
Als er wieder fort war, stand ich auf und ging ein Stückchen nach rechts. Alle Wächter folgten mir mit den Augen, ihre Köpfe bewegten sich mit meiner Bewegung. Ich ging einen Schritt nach links mit demselben Effekt. Ich hatte das unglaubliche Bedürfnis, ein wenig Boogie zu tanzen, um zu sehen, ob sie dasselbe taten.Genau in diesem Moment ging eine Tür auf und eine dunkle Gestalt betrat den Raum.
Obwohl das hereinfallende Licht mich blendete, erkannte ich Leyls an ihrem Duft. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich mich an den Geschmack ihres Blutes erinnerte.Einer der Wächter bewegte sich auf sie zu, als wolle er sie am Eintreten hindern, aber sie hob nur beide Hände, und aus unerklärlichen Gründen hielt er inne. Ein ängstliches Zittern schien alle Posten zu erfassen. Es war so offensichtlich und greifbar wie eine Welle, die einen fortspült. Sie hatten vor Leyla Angst. Langsam ging sie durch den Raum und machte eine Handbewegung in die Dunkelheit hinein.
„Erleuchtet!", befahl sie, und schon war der Raum lichtdurchflutet.
Ich musste mich zusammenreißen, um nicht vor ihr zurückzuweichen, während sie auf mich zukam. „Toller Trick. Ich bevorzuge es, in die Hände zu klatschen, aber jeder nach seinem Geschmack."
„Ich weiß nicht mehr, wo ich es herhabe, aber es ist praktisch", gab sie lässig zur Antwort.
„Aber nicht so nützlich wie meine anderen Tricks.Sie ging in einem großen Bogen um mich herum. „So, du hast also überlebt. Ich dachte, ich hätte dir eine Lektion erteilt.«
Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht lerne ich ja langsam"
„Wirklich? Dann brauchst du vielleicht noch eine visuelle Hilfe, um besser zu begreifen." Sie winkte noch einmal mit den Händen und murmelte einen Befehl in einer Sprache, die ich nicht kannte. Danach erschien Nathans lebloser Körper auf dem Boden. Er lag in einer Blutlache.Bei diesem Anblick hielt ich den Atem an. Ich wollte schreien, aber es kam kein Ton aus meinem Mund. Aber Nathan war nicht tot. Das ist nur ein Trick, sagte ich mir. Lass dich davon nicht beeindrucken.
Die Illusion verschwand so schnell, wie sie erschienen Leyla lachte und freute sich wie ein Kind über ein neues Spielzeug. „Das hast du mir abgenommen? Für eine Arztin
bist du nicht sonderlich schlau."
Ich drehte mich zu ihr um und spürte, wie sich etwas in mir veränderte. Einen Moment lang glaubte ich, Angst in ihren Augen sehen zu können, aber sie blieb stehen und wehrte sich nicht, als ich sie zu Boden rang. Ich wollte ihr die Kehle aus dem Hals reißen, nicht um zu trinken, sondern nur, um sie zu töten. Der Gedanke daran, dass sie dem einzigen Menschen, der mir je geholfen hatte, etwas antun könne, machte mich wahnsinnig vor Wut.Ein lautes Händeklatschen unterbrach mich, bevor ich sie schließlich zur Strecke bringen konnte. Ich sah auf und Leyla stieß mich mit dem Fuß weg. Sie hatte mehr Kraft, als ich vermutet hätte.Es war Cyrus selbst, der auf uns zukam. Sein blondes Haar war noch länger als das letzte Mal, es fiel fast bis zum Boden.Er trug einen altertümlich aussehenden blutroten Brokatmantel, und unter dem Saum, der bis auf den Boden reichte, schauten seine nackten Füße hervor.Das war das Monster, das mich in einen Vampir verwandelt hatte. Er sah nicht aus wie die Kreatur, die mich angegriffen hatte. Sein Gesicht war jung und hübsch. Nur die verschiedenen Farben seiner Iris deuteten darauf hin, wer er wirklich war. Und sein Gesichtsausdruck. Er sah sehr aufgebracht aus.
»Wenn du nicht die nächste Mahlzeit auf meinem Esstisch sein willst, dann lässt du sie zukünftig in Ruhe", warnte er Leyla mit einer tiefen angenehmen Stimme.
Er würdigte sie jedoch keines Blickes, während er auf mich zukam. Jeder einzelne seiner Schritte hatte die Eleganz einer Raubkatze. Ich erzitterte, als wir uns in die Augen sahen. Er verzog seinen Mund mit einem zufriedenen Lächeln, als er mir vom Boden aufhalf.
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Meine erste Verwandlung
VampireEin Biss - und Mandy ist verwandelt. Nachdem die junge Ärztin in der Pathologie von einem Toten angefallen wurde, kann sie auf einmal kein Sonnenlicht mehr ertragen, verspürt plötzlich einen unerklärlichen Blutdurst. Ist sie etwa Opfer eines Vampir...