Kapitel 63

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Die Kugel fliegt auf den Jungen zu. Chishiya zuckt kein Stück zusammen, während die Kugel direkt neben seinem Kopf, direkt ins Auto rein rast. ,,Du bist so ein egoistischer Idiot!", rufe ich. Chishiya lässt seinen Blick an mir runterwandern. ,,Oh, Beziehungskriese", höre ich Niragis Stimme. Als ich meinen Blick etwas zu Seite wende, sehe ich ihn. Er sieht immer noch so scheiße aus wie immer. Ich laufe zwei Schritte auf ihn zu. Schnell drücke ich erneut den Abzug, dieses mal genau auf Niragi gerichtet. Auch bei ihm landet die Kugel nur neben ihm. ,,Weißt du was das Problem ist. Entweder du kannst nicht treffen, oder du traust dich nicht", spricht er mich an. 

,,Das war einer zu viel", murmelt Chishiya, während ich nun noch ein drittes Mal abdrücke. Dieses mal treffe ich genau durch den Kopf. Zitterig atme ich aus. Scheiße, was ist nur mit mir los? Plötzlich geben meine Beine unter meinem Gewicht nach. Ich lande auf dem harten Boden. Ich glaube, ich kann gerade alle meine Wunden genau spüren. Noch intensiver als vor ein paar Minuten. ,,Mei!", ruft Chishiya. Ich öffne leicht meine Augen und sehe, wie er auf mich zu gekrabbelt kommt. Ich spüre seine warmen Hände an meiner Wange. ,,Hey, alles wird gut", flüstere ich leicht lächelnd. Und dann füge ich schwach grinsend hinzu: ,,Du machst dir also doch sorgen um mich." Er verdreht die Augen. ,,Wie könnte ich auch nicht", sagt er schließlich. 

Ich hebe meine Hand vorsichtig zu seiner Brust. ,,Du blutest", sage ich. Chishiya lacht. Er lacht wirklich. ,,Ach, ist mir ja noch gar nicht aufgefallen", antwortet er. Nun kann ich auch schmerzen in seiner Stimme wahrnehmen. Mein Blick wandert zu Niragis Leiche. ,,Er hat es verdient", stelle ich fest. Chishiya starrt eine Zeit lang an mir vorbei. Als würde er über meine Worte nachdenken. Als es mir genug wird, setze ich mich mit einem Stöhnen auf. ,,Hey, nicht zu viel bewegen", gibt er mir einen Tipp. ,,Du solltest dich auch nicht bewegen. Glaub mir, du bist kurz vorm sterben, ich nicht. Bleib wach, ja?", seufze ich. Chishiya nickt leicht. ,,Vielleicht hast du recht", sagt er, bevor er mich fragt: ,,Was ist überhaupt passiert?" Ich schlucke. ,,Ehm, wir haben den König getötet. Lief- ganz gut. Arisu und Usagi sind jetzt beim letzten Spiel", antworte ich unsicher. Ich denke an alle unsere Freunde. Ann, Kuina. 

,,Die beiden werden es schaffen", sagt Chishiya. Ich nicke. Daran zweifle ich nicht. Ich denke Arisu und ich wären in der echten Welt bestimmt gute Freunde geworden. Hätten wir nur mehr Zeit gehabt. Ich lächele leicht. Aber dafür habe ich sehr viel Zeit mit Chishiya verbracht. Dieser greift vorsichtig um meine Hüfte und zieht mich näher. Etwas verwirrt schaue ich ihm in seine wunderschönen Augen. Plötzlich drückt er seine Lippen auf meine. Reflexartig schließe ich meine Augen. Meine Hand wandert zu seiner Brust. Er zuckt zusammen. Sofort löse ich mich. ,,Scheiße, sorry", sage ich. Er lacht nur schmerzvoll auf, bevor er sagt: ,,Du bist es mir wert." Dann zieht er mich erneut näher um seine Lippen noch ein bisschen fester auf meine zu drücken. 

Es wird immer später. Es ist bestimmt schon etwas Zeit vergangen. Irgendwann sind Chishiya und ich wieder näher ans Auto rangerückt. Dort habe ich dann meinen Kopf auf seiner Schulter abgelegt. Ich sehe, dass er kurz davor ist seine Augen zu schließen, aber- er muss wach bleiben. ,,Werden wir in der echten Welt noch Kontakt haben?", frage ich. Der Junge neben mir grummelt, bevor er seine Augen wieder etwas mehr öffnet. ,,Klar, wen du damit klar kommst, dass ich nicht immer Zeit habe", antwortet er. Ich lache: ,,Ich habe doch selbst einen Job." Chishiya grinst. ,,Stimmt, ganz vergessen dass du mir nicht nur die ganze Zeit auf die nerven gehst"

Ich haue ihm leicht gegen seinen Arm. ,,Sei du mal lieber leise. Du bist doch der nervige hier", kontere ich. 

Das Spiel ist beendet.

Ich lächele leicht. ,,Es ist vorbei, oder?", frage ich an Chishiya gerichtet. Dieser nickt leicht. Ich schließe meine Augen.

Herzlichen Glückwunsch! Das Spiel wurde abgeschlossen.

Ich schaue hoch in den Himmel, zu dem Luftschiff der Herzdame, welches gerade explodiert. Dazu steigen mehrere Raketen in die Luft und lassen den Himmel in bunten Farben erleuchtet. ,,Das ist wunderschön", flüstere ich leise. Es ist lange her, dass ich ein Feuerwerk zu Gesicht bekommen habe. Rot, blau, grün, orange. Alle Farben sind am Himmel zu sehen. Es ist einfach wunderbar. Ich richte mich etwas auf, sodass ich nicht mehr auf Chishiya liege. Dann greife ich nach seiner Hand. Still betrachtet wir die bunten Explosionen

Alle Überlebenden dürfen sich jetzt entscheiden. Bitte beantwortet die folgende Frage: möchtet ihr Bewohner dieser Welt werden und eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung erhalten? Bitte antwortet ob die die Staatsbürgerschafft dieses Landes annehmen oder ablehnen wollt. 

Ich schaue zu Chishiya, welcher zu überlegen scheint. ,,Ich glaube, ich lehne ab. Danke", bringt Chishiya heraus. Dann schaut er auch zu mir. Unsere Blicke kreuzen sich. ,,Ich lehne ab, keine Frage", sage ich dann mit fester Stimme. Kurz drücke ich noch mal seine Hand. ,,Bis gleich dann", sage ich leise lachend. ,,Bis gleich dann", wiederholt Chishiya meine Worte. 

Dann wird mir schwarz vor Augen...

Crazy games (Chishiya FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt