Kapitel 65

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Braune Haare, braune mir zu bekannte Augen. ,,Ren", frage ich ungläubig. Ren ist der Bruder von Aiko. Der Junge lächelt leicht. Ich gehe einen Schritt zurück. ,,Was machst du hier?", frage ich ihn. ,,Ehm, dich besuchen kommen", antwortet er, als wäre es total verständlich, dass er nun hier ist. Sollte er nicht um Aiko trauern? Ich schüttel den Kopf. ,,Du kannst wieder gehen", sage ich stumpf und erblicke im selben Moment den Automaten, den ich bis gerade eben noch gesucht habe. Schnell und ohne Ren noch eines Blicks zu würdigen, laufe ich darauf zu. Aber natürlich lässt sich der Junge nicht so leicht abschütteln. ,,Als ich gehört habe, dass dein Herz aufgehört hat zu schlagen-", fängt er an, aber ich unterbreche ihn: ,,Was?" Der Junge schaut mich etwas verwirrt an. ,,Dein Herz hat für eine Minute nicht mehr geschlagen", wiederholt er seinen Satz erneut. 

Ich werfe eine Münze in den Automaten. Ein leises klirren ist zu hören. Flüstern der Leute, die an uns vorbeilaufen. Ich lasse meine Gedanken kreisen. Tippe auf die Nummer 1 und warte darauf, dass mein Wasser endlich aus dem Automaten kommt. ,,Ich meine ja nur, ich hatte Angst um dich", setzt Ren erneut an. Ich schaue ihn kurz an. ,,Hör auf. Wir beide wissen, dass das nicht stimmt. Geh einfach und lass mich in Ruhe", bringe ich genervt raus. Ich spiele an meinem weißen Patientenarmband herum, als er einen Schritt auf mich zukommt. Ich werde sichtlich nervös. Ich weiß nicht, was er noch für einen Effekt auf mich hat aber- irgendwie ist da gar nichts mehr. Nicht mal ein kleiner Funke, der entfacht wird. Ich spüre nur noch leere. Leere zu diesem Jungen. ,,Komm schon. Du weißt doch-", fängt er an. ,,Ren, hör auf", warne ich ihn. ,,Kumpel, sie will nichts von dir. Das sieht jeder Blinde", höre ich eine Fremde Stimme. Naja, fremd- ich weiß nicht. Sie klingt so gewohnt. Als hätte ich sie schon tausend mal gehört. Mein Kopf fliegt automatisch in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ein Junge steht dort. Helles Haar, fast weiß, vielleicht ist es auch weiß, wunderschöne braune Augen. Auch er trägt ein Patientenarmband. Unauffällig mustere ich ihn. ,,Ich wüste nicht, was dich das angeht", antwortet Ren nur. Er scheint seine Geduld zu verlieren. Geduld- die hatte er noch nie. ,,Lass sie einfach in ruhe und geh. Das ist ja lächerlich mit anzusehen", fügt nun der andere Junge hinzu, bevor er noch einen Blick zu mir wirft und dann umdreht. Erstaunlicherweise verdreht Ren die Augen, schaut mich noch ein letztes Mal an und geht. Hoffentlich ganz weit Weg, von da, wo er hergekommen ist. Aus einem Loch, wo ich ihn nicht sehen muss.

***Ren, der Bruder von Aiko. Der Bruder meiner besten Freundin. Mein Freund? Naja schon irgendwie. Wir haben uns ein paar mal geküsst. Er hat sich mit mir getroffen. Nicht oft, aber vereinzelte Male. Und dann- nicht mehr mein Freund. Definitiv nicht mehr. Er ist ein Arsch. Ein Arsch, der gerne mit Gefühlen spielt. Jemand, der Aufmerksamkeit von allen Seiten braucht. Und leider jemand, dem ich viel zu schnell vertraut habe, weil ich ihn seit ich klein war kenne. Früher war er ein süßer Junge. Jemand, der mit seiner Schwester gespielt und sie verteidigt hat. Der sie wie eine kleine Prinzessin behandelt hat. Ich weiß echt nicht was mit ihm passiert ist, aber es kann nichts gutes gewesen sein. Es ist schwer, sich so ins schlechte zu verändern. So zu verändern, dass es einem nichts mehr ausmacht, Gefühle von jemandem zu verletzen. Jemanden zu benuten und dann einfach wegzuschmeißen, wen es etwas besseres gibt.*** (Dont ask. Ich habe keine Ahnung warum ich ihn jetzt so thematisiere. Aber ich brauchte diese Stelle und habe sowieso schon Andeutungen gemacht, dass es einen Ex von Mei gibt also, why not)

Mein Wasser ist immer noch in meiner Hand. Blinzelnd öffne ich die Flasche und kippe mir die Flüssigkeit in den Rachen. Irgendetwas ist mit mir los. Seit ich gestern Mittag aufgewacht bin. Die mir irgendwie bekannten Menschen. Die Träume. Wer ist dieser Junge. Und warum habe ich ein Kribbeln in meinem Bauch gespürt, als er mich gemustert hat?

Ich schrecke auf. Öffne meine Augen. Schaue mich um. schiebe meine Decke weg und schaue runter, zu meiner Verletzung an meiner Hüfte. Ich fahre vorsichtig am Pflaster entlang, welches in meinem Gesicht, direkt unter meinem linken Auge befestigt ist. ,,Borderland", flüstere ich. Schon wieder hatte ich diese Träume. Aber- es waren wirklich keine Träume, sondern Erinnerungen. Zumindest bin ich mir mit dieser Theorie zu 50 Prozent sicher. Chishiya. Chishiya, der mein Herz erobert hat. Und vielleicht, war das gestern kein Zufall. Vielleicht weiß er wer ich bin. Vielleicht war das ein Zeichen. Ich muss leicht lächeln, als ich an den etwas arroganten aber sehr süßen Jungen denke. Ich atme tief durch. Überlege erneut. Vielleicht bin ich ja auch verrückt geworden. Lasse mich nun zu sehr von meinen Träumen leiten, aber- gibt es solche Zufälle?

Ich stehe im selben Gang wie gestern am selben Automaten wie Gestern. Mein Blick schweift durch den langen gang. Sucht eine bestimmte Person. Schon bestimmt seit einer Stunde stehe ich hier und warte. Ich könnte auch einfach nach seiner Zimmernummer fragen, aber- falls es nicht echt war wäre das peinlich. Plötzlich höre ich Schritte. Ich schaue auf. Nehme ihn war. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Ich laufe ein paar Schritte auf ihn zu. ,,Chishiya?", frage ich bleibe kurz vor ihm stehen. Etwas verwirrt schaut dieser mich an. Habe ich mich doch getäuscht? ,,Woher kennst du meinen Namen? Kennen wir uns?"

Crazy games (Chishiya FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt