Kapitel 68

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Arisu legt seinen Kopf ein bisschen schräg. Mustert mich etwas intensiver. ,,Ich- jetzt wo du es sagst", sagt er, Verwirrung in seiner Stimme deutlich zu hören. Ich unterdrücke ein Lächeln. Beiße mir auf meine Unterlippe. Komm schon Arisu. Ich schaue dabei zu, wie er in der Gegend rumstarrt, während er nach einer Lösung zu seiner Frage sucht. So, wie er es schon seit ich ihn kenne gemacht hat. Gerne hätte ich ihm gesagt, dass die Antwort genau vor ihm steht. Dass er nur dran glauben muss. Ich hätte ihm so gerne erzählt, woher wir uns kennen aber andererseits- möchte ich sein Trauma nicht wiederherstellen. Traumata sind wie Feuer. Sie brennen sich in deine Seele. Bleiben dort, weil niemand es dort drinnen löschen kann. Weil es zu tief sitzt. Es wäre, als würde ich Gas hinzufügen. Das Feuer am leben halten. Ich schüttele den Kopf, bevor ich sage: ,,Naja, vielleicht sieht ja jemand fast genau so aus wie du. So unwahrscheinlich ist das gar nicht. Also, erzähl weiter." Mein Herz sinkt nach diesen Worten, aber es ist die richtige Entscheidung. Es hat bestimmt einen Grund, dass sich niemand mehr an Borderland erinnert...

Ich schrecke auf. Wische die Tränen von meinen Wangen. Erneut ein Albtraum. Mittlerweile wünschte ich mir, dass ich mich auch nicht mehr erinnert hätte. So wie am Anfang. In zwei Tagen werde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Ich bin Chishiya aus dem Weg gegangen. Nicht das es ihm aufgefallen währe, er kennt mich nicht. Nicht mehr... Ich weiß, dass wen ich noch einmal mit ihm sprechen würde dann- ich würde explodieren. Ihm von allem erzählen und ihn dann küssen. So, wie ich noch nie jemanden geküsst habe. Seufzend lasse ich mich nach hinten, zurück in die Matratze sinken. Schließe meine Augen und versuche die nächsten aufkommenden Tränen zu unterdrücken. ,,Verdammte scheiße!", fluche ich weinerlich.

Ich sitze auf einem Sessel im Gang. Wiedermal alleine, da Arisu sich mit Usagi getroffen hat. Ich höre stimmen und Schritte, die näher kommen. Beim Aufblicken erkenne ich Chishiya und einen Mann. Dieser Mann scheint mit  meinem Freu- Chishiya. Nur Chishiya, zu diskutieren. ,,Dir geht es doch wieder gut. Du willst dich doch nur auf die Faule Haut legen und nichts machen!", ruft der Mann. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Schnell schaue ich weg, als sie an mir vorbeigehen. ,,Vater, ich fühle mich noch  immer nicht gut. Du weißt doch das ich den Job ernst nehme", seufzt der, anscheinend Sohn. Meine Augen werden groß. Habe ich gerade Chishiyas Vater kennengelernt der- hier arbeitet. 

Eine Idee schießt in meinen Kopf. Eine komische Idee. Eine bescheuerte Idee. Während mir das Gespräch immer wieder durch den Kopf geht, überlege ich. Der Streit zwischen Chishiya und seinem Vater hat mein Gehirn zum rattern gebracht. Mich noch mal in die Vergangenheit zurückgeworfen. Ich kann mich daran erinnern, dass Chishiya mir von seiner Arbeit als Arzt erzählt hat. Aber- hat er mir von seinem Vater oder generell mal von seiner Familie erzählt? Ich glaube nicht. Chishiya war nie der offene Typ. Er hat nicht viel über sich selbst geredet. Es ist mir nie wirklich aufgefallen oder ich hab es einfach verstanden. Ich weiß wie es ist, nicht über seine Familie reden zu wollen. Ich hatte jetzt keine so beschissene Kindheit, aber mein Vater war nie da. Ich denke an meinen ersten Tag hier zurück. Er ist wegen mir zurückgekommen. Und das lässt mich Hoffnung schöpfen. Hoffnung, dass mein Vater mich vielleicht doch liebt und einfach wirklich nur probiert, für ein besseren Lebenszustand für mich und meine Mutter zu sorgen.

Crazy games (Chishiya FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt