Part 4

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"Geh jetzt bitte an dein Handy dran, Zoey!" Leo atmet schwer auf, als mein Smartphone zum wiederholten mal bis in die Unendlichkeit durchklingelt.
Da die Sache mit Jaron's Auto jetzt geregelt ist, kann ich mit einem besseren Gefühl das Gespräch mit Tom entgegen nehmen:

Ich: "Hi Tom!"
Tom: "Zoey, endlich. Wo seid ihr denn? Geht's euch gut? Klaus hat gesagt, das du Rückenprobleme hast und ich mache hier Gisela verrückt und die weiß von nichts! Wart ihr gar nicht in der KaS?"
Ich: "Nein, wir waren auf der Wache. Der neue Notarzt hat uns durchgecheckt. Jaron hat einen eingeklemmten Nerv und ich muss dringend einen Physiotherapeuten suchen. Aber sonst ist alles gut, du brauchst dir keine Sorgen zu machen!"
Tom: "Wo seid ihr jetzt?"
Ich: "Ähm... Wir.... Wir sind auf dem Weg in die WG. Dauert noch so zirka dreißig Minuten, dann sind wir zuhause!"
Tom: "Du solltest dich vielleicht etwas schonen. Wo seid ihr genau? Dann komme ich euch holen!"
Ich: "Du bist doch noch im Dienst und musst jetzt nicht extra..."
Tom: "Ich habe Feierabend. Also, wo seid ihr?"

Wenn ich ihm jetzt sage, daß wir in der Werkstatt sind, dann weiß er dass das Auto auch hier sein muss....

Ich: "Wir wollten ursprünglich zu Jaron, haben uns aber auf... Tom?.... Hörst du mich?.. Toooom??"
Tom: "Ich höre dich klar und deutlich!"
Ich: "Was ist denn jetzt los?... Tom. Ich höre dich nicht mehr... Falls du mich hörst, dann mach dir keinen Kopf, wir laufen jetzt zur WG!"

So schnell wie möglich drücke ich den Anruf weg und schalte vorsorglich mein Handy aus.
Als ich Leo ins Gesicht schaue, mustert der mich mit hochgezogenen Augenbrauen und schüttelt leicht mit seinem Kopf:
"Und du glaubst jetzt allen Ernstes, das Tom dir das abgekauft hat?"
Ich zucke mit den Schultern und wende mich Jaron zu:
"Wir müssen los, sonst steht Herr Mayer sicherlich bald auf der Matte!"
"Okay. Dann mal los. Leo, du meldest dich?" Blondi schlägt mit Leo ein und wirft einen letzten Blick auf sein Schrotthaufen Namens Auto.
"Klar, mache ich. Allerdings denke ich, das wir uns heute zu hundert Prozent noch sehen werden" Leo lacht leise auf und wendet sich dann mir zu, um mir einen Kuss aufzudrücken:
"Bleib anständig jetzt, okay?"
"Ich bin immer anständig!" mit einem emphörten Gesichtsausdruck wende ich mich von meinem Freund ab und trete mit Jaron den Heimweg an.

"Geht's denn bei dir?" meine Gewissensbisse machen mir schon ordentlich zu schaffen und vor allem die Tatsache, das Jaron Schmerzen hat und dicke Luft zwischen ihm und Shane herrscht, lässt mir einfach keine Ruhe.
"Wird schon wieder!" dem schmerverzerrten Gesicht, nach jeder mickrigen Kopfdrehung nach zu urteilen, geht es ganz und gar nicht.
"Vielleicht nimmst du nachher einfach mal eine Tablette und versuchst zu entspannen. Sollen wir uns einen Film reinziehen?"
"Sei nicht böse, aber ich bringe dich jetzt nachhause und anschließend muss ich mich um die Sache mit Shane kümmern. Damit kann ich nicht bis morgen warten!"
"Aber ich habe doch gesagt, das ich dir helfen werde. Also! Dann lassen wir uns schnell bei mir zuhause blicken und gehen anschließend zu dir. Shane ist bestimmt bei Ty und Mitch!" ich werde Jaron bestimmt nicht alleine zu dem Höllenreiter gehen lassen, denn so wie der vorhin reagiert hat, murkst der mir mein Blondi noch ab bevor er zu einer Erklärung ansetzen kann.
"Ich glaube nicht das Tom dich gleich wieder gehen lässt!" die Vermutung habe ich auch schon und ich bin mir fast genauso sicher, das Jaron ebenfalls festgenagelt wird.

Als wir ungefähr die Hälfte unserer Strecke hinter uns gebracht haben, fängt meine Oberschenkelmuskulatur an, gegen mich zu arbeiten.
Auch die Stelle, an der Linus vorhin einen fiesen Schmerzpunkt getroffen hatte, sendet unangenehme Vibes durch meinen Körper.
Ich verlangsamere meine Schritte sofort und hoffe, das ich den restlichen Weg halbwegs unbeschadet hinter mich bringen kann.
"Was ist los?" Jaron bleibt sofort stehen, als er wahrnimmt das ich mich nur noch in einem Schmeckentempo fortbewege, wirft aber auch sofort seine Vermutung hinterher:
"Rückenschmerzen?"
"Ja und die Oberschenkel schmerzen ebenfalls. Ich mache wirklich drei Kreuze, wenn mein Körper wieder richtig funktioniert. Das geht mir nämlich langsam wirklich auf meinen nichtvorhandenen Sack!"
"Möchten Sie von Ihrem Taxi nachhause kutschiert werden?"
"Nein. Du hast selber Schmerzen und musst dann nicht mich noch in der Gegend herumtragen. Das kleine Stück werde ich schon noch schaffen!"
Und wie ich es schaffe.
Mit Tränen in den Augen, fast unbewegungsfähigen Beinen und einem halb tauben Rücken stehe ich vor den Treppen der WG und weiß nicht, ob ich die drei Treppenstufen noch schaffe oder nicht.
Jaron fackelt nicht lange und klingelt Sturm, damit mich einer der Retter retten kann.
Bevor sich die Türe öffnet, wische ich mir noch schnell meine Tränen aus den Augen und atme tief durch, damit ich ein kleines Lächeln zustande bringen kann.

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt