Part 126

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Stephans Sicht

"Ruf Klaus an und schalte den Herd aus! Ich fahre hinterher. Das kann doch nicht wahr sein!", schreit Phil aufgebracht durchs Haus, während er sich schnell seine Schuhe über die Füße streift und anschließend seinen Autoschlüssel schnappt.
"Warum wurde er überhaupt verhaftet?", frage ich leicht überfordert, da ich erst später dazu gekommen bin.
"Keine Ahnung! So wie Tom aussah, wusste er es auch nicht. Die haben ihn fast zu Mus verarbeitet, diese Idioten", zetert Herr Funke ungehalten vor sich hin und rennt zu der noch immer offen stehenden Haustüre hinaus.

Als ich völlig perplex einige Schritte auf das Tor zur Außenwelt zulaufe, sehe ich Rebekka kreidebleich vor den Treppenstufen stehen.
"Rebekka?"
Toms Freundin blickt in die Richtung, in die der Streifenwagen verschwunden ist und nun auch Phils Karre davon düst.
"Wurde Tom gerade allen Ernstes verhaftet?", nuschelt sie vor sich hin und dreht ihren Kopf langsam in meine Richtung.
Ich fahre mir mit der Hand durch mein Gesicht und bringe nur ein Nicken zustande.
"Was ist passiert? Hat er irgendetwas angestellt? Die haben ihn nicht gerade sanft in den Streifenwagen gesetzt!"
Ich atme tief durch und bin froh, dass sie das vorhergegangene Spektakel nicht mitbekommen hat:
"Ich... Wir.. Keine Ahnung. Die haben uns überrumpelt und Tom einfach mitgenommen. Komm rein! Ich sollte schnell bei Klaus anrufen und fragen, ob er irgendetwas weiß", ich verdeutliche ihr mit einer fuchtelnden Handgeste, dass sie ins Haus kommen soll, was sie zum Glück auch sofort macht.

Als die Psychologin mit ihren Krücken die Treppe erklommen hat, läuft sie direkt an mir vorbei ins Wohnzimmer und lässt sich dort auf dem Sofa nieder.
Nachdem ich die Türe geschlossen habe, organisiere ich mein Handy und setze mich neben die fassungslose Frau.
Als ich den Kontakt von Klaus direkt vor Augen habe, lasse ich mein Smartphone sofort eine Verbindung aufbauen:

Klaus: "Hallo, hier..."
Ich: "Klaus? Klaus, gerade wurde Tom von drei Polizisten abgeholt. Was ist hier los?"
Klaus: Hallo Stephan. Was ist los?"
Ich: "Hier sind gerade drei Polizisten aufgetaucht und haben Tom einkassiert. Die haben ihm auf brutalste Art und Weise Handschellen angelegt und ihn dabei fast auf dem Boden erstickt. Was ist hier los?"
Klaus: "Bitte was? Also, mir liegt nichts vor... Kannten Sie die Herrschaften? Was wird ihm denn vorgeworfen?"
Ich: "Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Tom hat, glaube ich, selbst nicht verstanden, was los ist. Die Polizisten waren mir vollkommen fremd und äußerst brutal!"
Klaus: "So ein Mist! Erst verschwinden drei unserer Leute und dann wird Mayer verhaftet. Das kann doch kein Zufall sein. Haben die verlauten lassen, auf welches Revier er gebracht wird?"
Ich: "Auch nicht, nein. Der eine meinte nur, dass Tom einen guten Anwalt brauchen wird... Ah, Phil ist hinterher gefahren, vielleicht meldet er sich bald und kann uns einige Infos zukommen lassen! Hat die Ortung der Handys schon etwas ergeben?"
Klaus: "Laut Ortung müssten sich alle Herren zuhause aufhalten.... So ein verdammter Mist! Stephan, ich muss kurz ein paar Telefonate führen. Ich melde mich, sobald ich etwas weiß. Bis später!"
Ich: "Okay!"

Missmutig lasse ich mein Handy sinken und schließe die Augen.
"Klaus weiß auch nichts!", stellt Rebekka trocken fest und seufzt jetzt ebenfalls auf.
Erst der Geruch von Angebranntem lässt mich wieder meine Sehorgane öffnen.

Was ist das?

"Sag mal, riechst du das auch?", will die Frau neben mir wissen und versucht, schnüffelnd den Raum des Ursprungs zu finden.
Als sich ihr Kopf zur Küche dreht, fallen mir wieder Phils Worte ein:
"Verdammt, der Herd!"
In Rekordgeschwindigkeit springe ich vom Sofa auf, renne in die Küche und schubse die Pfanne von der erhitzten Herdplatte.
Obwohl Herr Funke die Heizfunktion auf niedriger Stufe eingestellt hat, wollte das Hackfleisch-Soßen-Gemisch sich gerne farblich und geruchstechnisch verändern.
"Stephan?"
"Ja?"
"Hat die Ortung auch irgendetwas mit Tom zu tun?"
Ich öffne das Küchenfenster, um den Geruch entweichen zu lassen und lehne mich kurz darauf in den Türrahmen der Küche:
"Nein. Robin, Marc und Cedric sind verschwunden und wir haben gehofft, so herauszubekommen, wo die drei stecken!"
Die blonde Frau dreht ihren Kopf in meine Richtung und zieht die Augenbrauen zusammen:
"Was. Ist. Passiert? Es ist doch nicht normal, dass drei Polizisten des selben Reviers verschwinden und ein vierter festgenommen wird! Stephan... Ich kann einiges ab, also sag mit bitte, was Vorgefallen ist!"
"Ehrlich, ich weiß nichts! Außer, dass in Toms Auto eine Leiche vermutet wurde... Och nööööö!", erst jetzt, als ich diese Tatsache ausspreche, wird mir bewusst, dass genau das der springende Punkt sein könnte!"
"BITTE WAS?" Rebekka ist völlig zurecht entsetzt und eventuell hätte ich diese Äußerung nicht einfach so in den Raum werfen sollen.
Ich überbrücke die paar Schritte, setze mich wieder auf das Polstermöbel und erkläre ihr, was es mit meiner Aussage auf sich hat.

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt