Part 180

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Die Aufregung behagt mir überhaupt nicht gut, denn meine Übelkeit und auch die Kopfschmerzen nehmen konstant an Intensität zu.
"Sorry, aber ich muss Tom recht geben. Zieh Leo bitte nicht in den Dreck. Keiner der Kinder kann mit diesem Kaliber verglichen werden! Ich stehe ebenfalls auf Phils Seite. Punkt. Aus. Fertig. Phil, wir sollten zum Arbeiten. Die Zeit wird knapp!" Herr Hetkamp rutscht geräuschvoll mit seinem Stuhl zurück, verstaut seine Kaffeetasse in der Küche und bremst dann noch kurz bei mir ein:
"Nicht mehr aufregen! Geht es mit den Kopfschmerzen oder brauchst du was?"
Ich könnte Alex gerade knutschen.
Nicht nur dafür, dass er sich auf Leos Seite geschlagen hat, sondern auch, dass er mir gleich eine Tablette verschaffen wird, die sowohl meine Kopf- als auch meine Fußschmerzen eliminiert.
"Mein Kopf fühlt sich an, als wenn er explodieren würde!", gebe ich ehrlich zu und erhalte darauf ein Nicken.
"Alex, ihr könnt gehen! Ich kann ihm gleich etwas geben", lässt Oli verlauten, doch ich wehre gleich ab:
"Nein! Wer weiß, ob du mich nicht wieder wegbeamst, weil ich nicht umgänglich bin!"
Oli stöhnt laut auf:
"Jetzt fängt das wieder an. Willst du mir das bis ans Ende meiner Tage vorhalten?"
"Wenn es sein muss!", zicke ich zurück und sorge somit dafür, dass Franco sich zu Wort meldet:
"Ich übernehme das! Verschwindet, na los! Im Übrigen bin ich auch auf Phils Seite. Nur damit ihr Bescheid wisst!"
Herr Hetkamp wirft mir einen fragenden Blick zu, den ich nickend bestätige, da ich Franco vertraue und er mit Phil dann endlich abhauen kann.
"Gut. Dann bis morgen!" Kaum ausgesprochen, zieht der Notarzt schon ab, was ihm Herr Funke direkt im Anschluss gleich tut.

Herr Dreier ist natürlich übelst genervt und verzieht sich in sein Zimmer, was mir mehr als recht ist.
Herr Ontsheim fängt zu meiner Verwunderung auch keine neue Diskussion an, sondern macht sich auf den Weg ins Badezimmer und lässt somit Stephan, Franco und mich zurück.
"Das kann ja mal noch was werden. Cecilia schafft es sogar ohne ihre Anwesenheit, dass wir uns gegenseitig an die Gurgel springen", seufzt Herr Sindera vor sich hin und macht ebenfalls Anstalten, aus dem Raum zu verschwinden.
"Was denkst du denn von dieser Sache?", frage ich, als er am Sofa vorbei läuft, da ich schon gerne wissen würde, was er denkt.
"Ich denke, dass Phils Vorschlag der bessere Weg ist. Eine Wiederholung der damaligen Geschehnisse, vermutlich mit noch schlimmerem Ausmaß, möchte ich wirklich nicht riskieren. Zumal ihr in absehbarer Zeit eh ausziehen werdet und ich nicht möchte, dass Zoey letztendlich froh ist, hier wegzukommen. Das muss wirklich nicht sein. Und du, mein lieber Freund, solltest deinen Fuß hoch legen und eine Runde schlafen. Vielleicht geht es dir anschließend etwas besser!" Nach einem Augenzwinkern verduftet mein Kumpel ebenfalls in die obere Etage.
"Wie stark sind denn deine Schmerzen, Herr Mayer?" Franco taucht jetzt plötzlich neben mir auf und versucht seinem Blick nach, die Schmerzskala in meinen Augen abzulesen.

Kopf fünf, Fuß fast unerträglich!

"Fast nicht auszuhalten!", wimmere ich vor mich hin uns verziehe gequält mein Gesicht.
"Der Fuß oder der Kopf?"
"Was?" Ertappt schaue ich dem Sanitäter ins Gesicht und weiß eigentlich sofort, dass jegliches Leugnen nichts bringt.
"Tom, ich bin nicht blöd und erst recht nicht blind. Wenn du dir mal anschaust, welchen Unterschied der Umfang deiner Füße hat, dann ..."
"Okay! Ja, ich habe starke Schmerzen und das schon den zweiten Tag. Ich komme fast um und weiß selbst, dass ich scheiße gebaut habe. Darum wollte ich ja auch nichts sagen."
"Nicht die beste Wahl, Tom. Ich sage jetzt nichts dazu. Dein Physio wird das sicherlich ausgiebig kommentieren. Versuch dich ein bisschen zu entspannen, ich bin gleich wieder da!"
Ich bin fast schon überrascht, dass Franco mir keine Standpauke hält, aber ich gehe davon aus, dass er meine Streitwilligkeit nicht herausfordern und einfach etwas Ruhe in die WG einkehren lassen möchte.

Nach ein paar Minuten trifft der Herr wieder bei mir ein und überreicht mir eine Tablette.
Anschließend marschiert er in die Küche und kehrt kurze Zeit mit einer Wasserflasche, einer Tube und einem Kühlpad zurück.
"Hier! Genügend trinken bitte!"
Ich nehme die Flasche entgegen, werfe den Schmerzbefreier in den Mund und flute meine Zahnbehausung mit soviel Wasser wie möglich.
Nach der halben Flasche ist mein Limit erreicht und ich stelle sie neben dem Sofa ab.
Herr Fabiano schnappt sich ein paar Kissen und platziert diese unter meinem Fuß, damit er erhöht liegt.
Kurz darauf zieht er mir die Socke vom Fuß und schüttelt wortlos den Kopf, da die Schwellung wirklich jenseits von Gut und Böse liegt.
Zu meiner Verwunderung kommt Herr Sindera wieder die Treppen herunter geschlichen und setzt sich, neben meinen Kopf, zu mir aufs Sofa.
Er streicht mir ein paar Mal mit seiner Handfläche über mein Brustbein und lässt dann seine Hand genau mittig dort liegen.
Keine Ahnung, was ihn jetzt dazu bewegt hat, wieder meine Gesellschaft zu suchen, aber ich fühle mich auf einen Schlag wohler und schließe deswegen auch meine Augen.
Als Franco damit beginnt, eine Salbe auf meine selbst verschuldete Fußschwellung aufzutragen, greife ich nach der Polizistenhand und drücke fest zu, da ich mir somit doch den ein oder anderen Schmerzlaut verkneifen kann.
"Entspann dich wieder.
Franco ist fertig!" Stephan fährt mir mit seiner freien Hand ein paar Mal durch die Haare und schafft es dadurch tatsächlich, dass ich einen gewissen Grad an Entspannung einnehmen kann.

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt