Part 147

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Kaum sind wir losgefahren, fängt mein Magen unüberhörbar laut an zu knurren.
"Oh, gut, dass ich das höre. Greif mal nach der Tasche auf dem Rücksitz", weist mich Tristan an, was ich natürlich sofort ausführe.
Im Inneren des Stoffbeutels finde ich eine Tupperdose, die ein dick belegtes Sandwich beherbergt.
"Darf ich das denn im Auto essen?"
Tristan sieht mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an:
"Ich gehe davon aus, dass du deine Futterluke unter Kontrolle hast und dementsprechend anständig isst. Von daher: Ja!"
Meine Mundwinkel schießen sofort in die Höhe, denn wenn ich an den ein oder anderen Herren der WG denke, hätte ich warten müssen, bis wir beim Augenarzt angekommen sind und dort innerhalb von Sekunden das leckere Futter auf dem Parkplatz vernichten müssen.
Nach genauerer Betrachtung stelle ich fest, dass die Zutaten genau meinen Geschmack treffen: Salatblätter, Tomaten, Gurke, ein bisschen Frischkäse und Hähnchenbrust.
Bevor ich noch zu Sabbern anfange, beiße ich in das Sandwich und genieße es in vollen Zügen.

An der Augenarztpraxis angekommen, führe ich noch schnell einen Spiegelcheck durch, denn mit lauter Brösel um den Mund oder gar Salat zwischen den Zähnen möchte ich nicht in die Praxis laufen.
Nach positiver Beurteilung marschiere ich mit Tristan an meiner Seite in die Räumlichkeiten des Herrn Dr. Moor ein.

"Guten Tag. Haben Sie einen Termin?", fragt die Dame an der Rezeption und sieht abwechselnd zu Tristan und mir.
"Ja. Zoey Mayer!", antworte ich, worauf die Frau in ihrem Computer herum tippt und mir lächelnd zunickt.
Im Anschluss bekomme ich ein Klemmbrett mit einigen Zetteln und einem Kugelschreiber in die Hand gedrückt:
"Sie dürfen im Wartezimmer Platz nehmen und die Unterlagen ausfüllen, bitte!"

In dem Raum angekommen, der von einigen Personen belagert wird, nehme ich mir gleich die Zettelwirtschaft vor.
Das erste Mal muss ich bei der Versicherungsfrage nachdenken.
Ich weiß gar nicht, wo genau ich jetzt versichert bin und schüttel über mich selbst den Kopf, da man das in meinem Alter eigentlich wissen sollte.
Bisher war allerdings Tom immer bei solchen Terminen dabei und hat die ganze Ausfüllprozedur gemanagt.
Der Oberarzt scheint zu wissen, wo mein Problem liegt und ist mir bei dieser Frage sofort behilflich, da er sich anscheinend die Infos bei Tom oder einem der Männer eingeholt hat.
Nachdem dieser Teil abgeschlossen ist, komme ich zu den Allergie-Fragen.

Ups, da war doch noch was....

"Was überlegst du denn? Wenn dir die Medikamentenunverträglichkeit deines Vaters durch den Kopf geht, kann ich dich beruhigen. Das ist nicht vererbbar!"
Ich schaue Tristan kurz in die Augen und lächle ihn leicht an:
"Bei uns sowieso nicht!"
Der Oberarzt öffnet kurz den Mund, lässt diesem aber keinen Ton entweichen.
Vermutlich hat ihn jetzt ein Geistesblitz heimgesucht, denn er nickt vor sich hin und murmelt kaum hörbar:
"Stimmt. Da war ja was."
Meine Wenigkeit ist sich allerdings unsicher, wie ich diese allergische Reaktion jetzt betiteln soll.
Tristan will ich nicht unbedingt fragen, weil mir das viel zu unangenehm ist, aber verschweigen sollte ich das auch nicht, obwohl ich nicht davon ausgehe, dass der Arzt mir irgendeine Chilipaste ins Auge schmiert.
"Wo liegt das Problem?"
"Na ja, mir ist eingefallen, dass ich noch einen Termin beim Allergologen ausmachen muss. Ich habe da mal auf so ein Zeug reagiert, dass dann mit Cortison behandelt werden musste!"
"Auf was denn?"

Kondome mit Wärmeeffekt!

"So wärmeeffekt Zeug", stammele ich vor mich hin und merke, wie mir die Röte langsam zu Kopf steigt.
"So wie bei den Muskelentspannung Gelen?"
"Jaaaaaaa! Oh, äh, ja, genau. Richtig!"

Warum bist du da denn nicht selbst darauf gekommen?

"Mein Neffe ist Allergologe und wenn du möchtest, kann ich dir einen Termin ausmachen!"

Nein! Will ich nicht!

"Nicht nötig. Ich habe schon eine Überweisung für einen ausgewählten Arzt bekommen", versuche ich ihn abzuwimmeln, denn ich habe keine Lust, seinem Neffen auf die Nase zu binden, dass ich Kondom-Probleme habe.
Lieber gehe ich zu einem Unbekannten und laufe nicht Gefahr, dass mein Problem nachher die große Runde macht, denn die Schweigepflicht in dieser Hinsicht ist bei meinen Männern wirklich für die Katz.
Kollegen und so.

Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt