Leben verbocken; Jetzt geht es als "Mayer" weiter

Part 1

Hier bin ich!
Zoey Mayer, 17 Jahre alt.

Was soll ich sagen?
Seit gestern hat sich meine komplette Welt geändert.
Tom hat mich adoptiert und ich fühle mich seit sehr langer Zeit wieder richtig zugehörig, vollkommen geliebt und vor allem voll integriert.
Ich gehöre jetzt dazu, so richtig.
Schließlich wurde ich hier nicht hineingeboren, sondern fast schon auserwählt.
Ich habe mir vorgenommen, mein Leben komplett neu zu starten und jetzt ein geregeltes und anständiges Leben zu führen, schon allein Tom zuliebe.
Damit er sieht, daß ich es zu schätzen weiß, was er getan hat!

Jetzt, fast vierundzwanzig Stunden nach der großen Offenbarung, ist Jaron und mir rotzelangweilig.
Leo und Sam sind arbeiten, genauso wie Tom, Alex, Franco und Phil.
Stephan hängt bei Nesrin rum und Oli bei Sina.
Clea ist mit Tyson, Mitch und Shane unterwegs, weiß der Geier was die treiben.
Zurückgeblieben sind dann eben wir zwei.

Wir liegen auf meinem Bett, mein Kopf auf Jarons Bauch geparkt, mit Blickrichtung in sein Gesicht:
"Kann man vor Langeweile eigentlich sterben?"
Jaron bläst die Backen auf und dreht mit seinem Finger eine meiner Haarsträhnen zu einer Locke:
"Ich glaub schon! Was sollen wir anstellen?"
"Ich weis doch auch nicht... Sollen wir ein paar Runden drehen und die Gegend abchecken?" so richtig Lust habe ich darauf auch nicht, aber es ist immer noch besser als hier im Bett Trübsal zu blasen.
Jaron richtet sich urplötzlich auf und stützt seinen Oberkörper auf seinem Unterarmen ab:
"Sag mal, ab wann darfst du deinen Führerschein anfangen? Du könntest doch eigentlich bald schon starten!"
"Keine Ahnung, muss ich mal Tom fragen. Darüber habe ich mir bisher noch gar keine Gedanken gemacht!" die letzten Monate gab es irgendwie immer wichtigeres, das mich beschäftigt hat.

"Weist du was? Wir gehen ein bisschen üben! Wenn du schon was drauf hast, dann brauchst du gar nicht so viele Fahrstunden. Uuuund, du hast den allerbesten Lehrer an deiner Seite!"
"Wer soll das sein?" ein kleines bisschen muß ich mein Blondi doch ärgern.
Dafür werde ich auch sofort von seinem Bauch auf mein Bett katapultiert:
"Heeee! Stell meine Kompetenzen ja nicht in Frage! Also, was sagst du?"
"Ich weis nicht. Nachher passiert irgendwas und dann ist die Kacke wieder am dampfen!" mein skeptischer Blick wird von Jaron überhaupt gar nicht toleriert:
"Was soll denn bitte schief gehen? Ich lass dich ja nicht auf der Straße fahren! Da gibt es so einen abgelegenen Parkplatz auf dem wir üben können. Nur so ein bisschen anfahren und rumschleichen! Komm schon! Zoey!"
Den wackelnden Augenbrauen kann ich einfach nicht wiederstehen:
"Na gut. Aber wehe es passiert irgendwas, dann bist Du schuld, weil Du mich dazu angestiftet hast!"
"Ach, du kennst uns doch!" Blondi rollt sich an den Bettrand und steht in Null komma nichts auf seinen Beinen.
"Ja, deswegen..." mit einem lauten Seufzen setze ich meinen Körper auch endlich mal in Bewegung und als ich neben Jaron stehe, legt dieser seinen Arm um meine Schultern:
"Wir sind das ultimative Dreamteam, da kann gar nichts schief gehen!"
"Ich enthalte mich jetzt mal meiner Stimme! Sonst muss ich dir nachher nur aufs Brot schmieren, das ich recht hatte!" ich schubse Jaron's Arm von meinen Schultern und bewege mich auf die Treppen zu, die ich im Schneckentempo runter laufe.
Meine Beine mögen das Treppenlaufen an manchen Tagen immer noch nicht so richtig, jedoch wird es von Woche zu Woche besser.
Alex und Phil hören sich eh schon nach einem qualifizierten Physiotherapeuten um, der mich bearbeiten darf, damit der Rest ein bisschen schneller wieder ins Lot kommt.

Kaum sitzen wir in Jaron's Karre, drückt er auch schon aufs Gas und brettert durch die Innenstadt.
"Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser wäre, wenn ich die Sache mit dem Führerschein einfach nicht in Angriff nehme!" mir schwirren tausend Möglichkeiten im Kopf herum, wie ich sämtliche Autos schrotte oder unschuldige Passanten ins Verderben reiße.
"Kleines, sei doch nicht immer so negativ eingestellt. Jeder hat mal angefangen und musste alles von null auf lernen. Vielleicht bist du nachher auch voll der Profi und bist über deine Künste selbst erstaunt!" Jaron wirft mir einen aufmunternden Blick zu und widmet sich anschließend wieder der Straße.
Um mich ein bisschen abzulenken drehe ich die Musik lauter und lehne mich entspannt in die Rückenlehne zurück.